Spielball der Mächte

01 Urkunde regelte die Steuerhoheit
02 Herrscher oder Heiliger?
03 Kirche und Staat im Streit
--- 01 Nach Bamberg
--- 02 Die Fürsten gestärkt
04 Idealer Platz für Siedler
--- 01Sandstein vom Burgberg
--- 02 Bierkeller angelegt
05 Bunte Karte (Vielzahl kleiner Staatsgebilde)
06 Städteboom im Frankenland
--- 01 Dorf wurde befestigte Stadt
--- 02 Interesse an Erlangen verloren

 

07 Kriege der Markgrafen
--- Kämpfe gegen Nürnberg
08 Karl IV. verlieh Marktrecht
09 Eine fränkische Kleinstadt
10 Neue Obrigkeit
11 Geplündert und verwüstet
--- Krieg trotz gleicher Religion
12 Täufer hatten keine Chance
13 Edikt von Nantes half Hugenotten
14 Symbolisches Friedensmahl im Rathaus
15 Not und Leid im Krieg

09 Eine fränkische Kleinstadt

Einst bestimmte auch Erlangen ein typisch mittelalterlicher Charakte

Das Städtchen Erlangen, das sich aus dem Dorf Großenerlangen entwickelte, hatte das Aussehen einer typischen fränkischen Kleinstadt. Mitten auf dem Marktplatz, dem heutigen Martin-Luther-Platz, stand das Rathaus so, wie wir das heute noch aus Lauf oder Hersbruck kennen.


Ein Modell im Stadtmuseum zeigt, wie die Altstadt ausgesehen haben könnte. Mitten auf dem heutigen Martin-Luther-Platz steht das Rathaus

Das wichtigste Privileg einer Stadt war der Bau einer Mauer, die besseren Schutz in Kriegszeiten bot. Für ihren Bau stellte König Wenzel 1398 Abgaben zur Verfügung. Das ummauerte Städtchen war nicht groß: Die Mauer verlief vom Kirchentor auf Hohe der Altstädter Kirche nach Osten und entlang der Cedernstrasse nach Norden. Dort wo die Cedernstrasse nach Westen abknickt, stand einer der Befestigungstürme, der so genannte Katzenturm. Wo das Gelände zur Schwabach hin abzufallen beginnt, stand das Bayreuther Tor.

Die Nördliche Stadtmauerstraße, früher Saugraben genannt, bietet die eindrucksvollsten Reste des mittelalterlichen Bauwerks: Dort steht noch der Mauersockel aus Sandsteinquadern; die Mauerkrone mit dem Wehrgang ist aber verschwunden. Bei der Einmündung der Nördlichen Stadtmauerstraße in die Pfarrstraße lag das Martinsbühler Tor, und parallel zur Schulstraße zog sich die Mauer wieder nach Osten zum Kirchentor. Dem Martinsbühler Tor vorgelagert war die so genannte Veste, auch als "Burg" oder "Schloss" bezeichnet.

Die Namen klingen bedeutender als die Anlage war: Es handelte sich um ein turmartiges befestigtes Haus, ähnlich den Herrensitzen rund um Nürnberg. Die Veste entstand in den ersten Jahren der böhmischen Herrschaft und diente als Sitz eines Amtmanns. Im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt, wurde sie im späten 18. Jahrhundert vollständig abgebrochen, um die Steinquader als Baumaterial zu gewinnen.

Über die Bevölkerungszahl der spätmittelalterlichen Stadt teilen uns die Listen des überall im Reich erhobenen "Gemeinen Pfennigs" von 1495 sichere Daten mit: 92 Familien mit 212 erwachsenen Einwohnern wurden damals gezählt, mit den Kindern also wohl kaum mehr als gut 300 Menschen. Dienstboten gab es kaum in den Erlanger Haushalten. Das lässt den Schluss zu, dass die Landwirtschaft die Mitarbeit fremder Arbeitskräfte nur selten nötig machte.

Das Städtchen verfügte über drei Kapellen: Am Fuße des Burgberges steht die kleine Heiliggrabkapelle, die zu einem Siechenhaus gehörte; ein eigenes Spital, wie es reiche Bürger in zahlreichen mittelalterlichen Städten stifteten, gab es in Erlangen nicht, wohl aus Mangel an wohlhabenden Einwohnern. Etwa im 13. Jahrhundert entstand die Marienkapelle, Vorgängerin der Altstädter Kirche, denn schon 1288 wird der Friedhof erwähnt, der als Begräbnisstätte der Erlanger diente.

Am Fuße des Burgberges steht diese kleine Heiliggrabkapelle, die zu einem Siechenhaus gehörte

Erst als die Kirche nach dem Stadtbrand von 1706 wesentlich größer wieder errichtet wurde, verlegte man den Gottesacker auf den außerhalb der Stadtmauer gelegenen Martinsbühl. Dort steht seit dem Mittelalter eine Martinskapelle, in der sich eine spätgotische farbig gefasste Figur des heiligen Martin befindet, die gerne am Martinstag, dem 11. November, besucht wird. Aus alter Tradition gibt es dann in den Erlanger Bäckereien die "Martinswecken" zu kaufen.

Erst 1435 wird Erlangen eine selbstständige Pfarrei, und die Marienkirche wird zur Pfarrkirche erhoben; die Pfründe für den Pfarrer war so dürftig ausgestattet, dass es schon damals hieß, dass "sich ein pfarrer darauf on hilffe nicht wol erneren mage".

Neben der christlichen Gemeinde beherbergte Erlangen im 15. Jahrhundert auch einige jüdische Familien, denn 1472 wird ein Rabbi Vögelein erwähnt. Spätestens 1515 vertrieb jedoch die markgräfliche Verwaltung die Juden aus dem Land, nach Erlangen kehrten sie anders als nach Baiersdorf oder Bruck bis ins 19. Jahrhundert nicht wieder zurück.


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