Spielball der Mächte

01 Urkunde regelte die Steuerhoheit
02 Herrscher oder Heiliger?
03 Kirche und Staat im Streit
--- 01 Nach Bamberg
--- 02 Die Fürsten gestärkt
04 Idealer Platz für Siedler
--- 01Sandstein vom Burgberg
--- 02 Bierkeller angelegt
05 Bunte Karte (Vielzahl kleiner Staatsgebilde)
06 Städteboom im Frankenland
--- 01 Dorf wurde befestigte Stadt
--- 02 Interesse an Erlangen verloren

 

07 Kriege der Markgrafen
--- Kämpfe gegen Nürnberg
08 Karl IV. verlieh Marktrecht
09 Eine fränkische Kleinstadt
10 Neue Obrigkeit
11 Geplündert und verwüstet
--- Krieg trotz gleicher Religion
12 Täufer hatten keine Chance
13 Edikt von Nantes half Hugenotten
14 Symbolisches Friedensmahl im Rathaus
15 Not und Leid im Krieg

08 Karl IV. verlieh Marktrecht

Mit Steuerfreiheit versuchten die neuen Herren die Entwicklung der Stadt zu fördern

Karl IV. verlieh Marktrecht
Mit Steuerfreiheit versuchten die neuen Herren die Entwicklung der Stadt zu fördern

Nachdem Großenerlangen über 300 Jahre lang in Bamberger Besitz war, verkaufte Bischof Lupold III. von Bebenburg im Dezember 1361 das Dorf an Kaiser Karl IV., der gleichzeitig König von Böhmen war und durch eine geschickte Heirats- und Kaufpolitik seinen eigenen Besitz stets zu vergrößern verstand; Alterlangen war inzwischen dem Besitzkomplex des Bamberger Domkapitels um Büchenbach zugeschlagen worden und blieb daher unter der Oberhoheit Bambergs.

Während der nur wenige Jahrzehnte dauernden böhmischen Herrschaft geschahen wichtige Weichenstellungen für die weitere Entwicklung der Siedlung. Schon das Stadtwappen zeigt die Bedeutung Böhmens, denn der "böhmische Löwe" mit dem Doppelschweif ziert als Teil des Altstädter Wappens das Erlanger Hoheitssymbol.


Das Erlanger Stadtwappen erinnert mit dem doppelschwänzigen Löwen auf der Mauer an die böhmische Vergangenheit der Altstadt. Oben links und rechts die beiden Neustadt-Schilde, der rote brandenburgische und der preußische Adler.

Die Anwesen von Großenerlangen lagen rund um den heutigen Martin-Luther-Platz, ebenso stand an der Stelle der heutigen Altstädter Kirche eine Marienkapelle; der Erwerb der Siedlung fügte sich als Mosaikstein in die Machtpolitik Karls IV. ein. Der Herrscher ließ dem Dorf eine gewisse Förderung angedeihen: So erhielt Erlangen 1374 das Marktrecht und eine auf sieben Jahre begrenzte Steuerfreiheit, die von Karls Sohn und Nachfolger Wenzel 1381, 1387 und 1397 jeweils erneuert wurde.

In einem jahrzehntelangen zaghaften Wachstum mauserte sich also Großenerlangen zur Stadt - die früher verfochtene Theorie, Karl IV. habe eine "Stützpunktstadt" an der Regnitz errichtet, ist in dieser Form nicht haltbar. Vielmehr war es sein Sohn, der als glückloser König in die Geschichte eingegangene Wenzel, der die Entwicklung zur Stadt vollendete, als er Erlangen 1398 dasselbe Stadtrecht verlieh, das auch für Auerbach in der Oberpfalz galt.

Da die Erlanger selbst wenige Jahre später nur von der Übertragung des Marktrechts durch Karl IV. und von der Stadtrechtsverleihung durch Wenzel wussten, zeigt ihr Schreiben an den Rat von Auerbach, in dem sie 1431 um eine Abschrift des Stadtrechts baten. Auch die Münzstätte Erlangen, aus der sich über 180 verschiedene Münztypen erhielten, ist erst für die Regierungszeit Wenzels nachweisbar. Noch Burggraf Johann III. ließ in Erlangen Münzen prägen, schloss die Prägestätte aber zu Beginn des 15. Jahrhunderts, nachdem der Münzmeister Hans Prenner wegen Falschmünzerei hingerichtet worden war.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Erlanger hatten sich seit ihrer dörflichen Vergangenheit kaum gebessert. Meist lebte man von der Landwirtschaft, daneben gab es nur lebensnotwendige kleine Handwerksbetriebe. Als Karl IV. den Ort erwarb, hatte der Bamberger Bischof den Meilwald nördlich der Schwabach bewusst vom Verkauf ausgenommen. Der Streit um die Nutzungsrechte dieses Waldes währte noch Jahrhunderte.

Unbestritten standen den Erlangern nur die beiden südlich des Städtchens gelegenen kleinen Wälder Honiglohe - er fiel dem Bau der Planstadt ab 1686 zum Opfer - und Stubenlohe zur Verfügung. Sie werden allerdings kaum zur Versorgung mit Bau- und Brennholz, mit Waldfrüchten sowie zur Weide- und Streunutzung ausgereicht haben, denn bereits 1367 erhielten die Erlanger Nutzungsrechte im Sebalder Reichswald, der sich unmittelbar an Honig- und Stubenlohe anschloss.

Idyllisch und selbst von Erlangern wenig beachtet: Reste der alten mittelalterlichen Stadtmauer am so genannten "Saugraben".

Foto: Klaus Springen


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