Spielball der Mächte
01
Urkunde regelte die Steuerhoheit |
07 Kriege der
Markgrafen |
02 Herrscher oder Heiliger?
Heinrich II. dankte der Kirche mit Schenkungen für ihre Treue zum Reich
Die erste Erwähnung Erlangens fällt in das Jahr 1002.
Sie geschah in einer der ersten Urkunden, die der neue Herrscher des Heiligen
Römischen Reiches, Heinrich II, ausstellte. Er folgte als letzter männlicher
Nachkomme des ottonischen Herrscherhauses auf Kaiser Otto III., der von einer
Wiedererrichtung des Römischen Reiches mit der Hauptstadt Rom geträumt
hatte.
Heinrich zeichnete eine weitaus nüchternere, auf das Durchsetzbare konzentrierte
Politik aus, fernab von politischen Träumereien. Dafür kam ihm seine
Ausbildung zugute, die er in den führenden Domschulen Deutschlands erhalten
hatte.
So stellte sich der Bildhauer Tilman Riemenschneider Heinrich II. vor. 500 Jahre nach dam Tod das Kaisers schuf er dieses Porträt. |
Heinrich II. ist der Herrscher in der langen Reihe der deutschen
Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation,
der als Heiliger verehrt wird. Mit seiner Gemahlin Kunigunde liegt er im Bamberger
Dom im prächtigen Kaisergrab Tilman Riemenschneiders begraben. Heinrich
und Kunigunde sind als Patrone des Bamberger Bistums auch in zahlreichen Kirchen
Frankens in bildlichen Darstellungen zu finden. Ein machtbewusster, immer auf
die Durchsetzung seiner Autorität als Herrscher bedachter Kaiser als Heiliger?
Diese in der Gegenwart zunächst eher befremdlich anmutende Verbindung war
den mittelalterlichen Menschen eingängiger, galt der Herrscher doch als
Schutzherr der Kirche. Gerade Heinrich II., in kirchlichen Schulen ausgebildet,
nahm diese Aufgabe bewusst wahr, und seine ganze Frömmigkeit als Herrscher
drückte sich in der Gründung des Bistums Bamberg aus. Am 1. November
1007 errichtete er diese Diözese. Damit machte er deutlich, wie weit er
von den politischen Träumen Ottos III. entfernt war: Bamberg mit seinen
sieben Hügeln war für ihn das neue Rom und Sinnbild seines Durchsetzungswillens
als Herrscher.
Die Geschichtsschreibung des Bistums Bamberg war es dann auch, die die Heiligkeit
des Gründerpaares Heinrich und Kunigunde geschickt propagierte, bis sie
schließlich 1146 von Papst Eugen IH. heilig gesprochen wurden. So wurde
die Kinderlosigkeit der Eheleute als besonderes Zeichen der Heiligkeit, nämlich
aus Enthaltsamkeit und Keuschheit heraus, gewertet, auch wenn nach neueren Erkenntnissen
wohl die lebenslange Kränklichkeit Heinrichs seine Unfruchtbarkeit verursacht
hatte.
Da keine natürlichen Erben vorhanden waren, galt das Bistum Bamberg, die
Lieblingsgründung Heinrichs, als Erbe des Kaiserpaares - mit bis in die
Gegenwart reichender Wirkung, pflegt das Bistum doch bis heute das Andenken
an seine Gründer und Patrone.
Mit der Urkunde, durch die Heinrich II. 1002 Erlangen zusammen mit der Forchheimer
Martinskirche und Eggolsheim an das Stift Haug in Würzburg verschenkte,
wird deutlich, wie stark zu dieser Zeit Kirche und politische Macht ineinander
verwoben waren. Da die Herrscher im Heiligen Römischen Reich Deutscher
Nation keine feste Hauptstadt kannten, waren sie auf ihren Reisen durch das
Reich immer wieder auf die Gastfreundschaft anderer angewiesen. Häufig
fanden sie dabei Aufnahme bei kirchlichen Einrichtungen, also in Klöstern
oder bei Bischöfen.
Die Gastfreundschaft, die man dem König oder Kaiser gewährte, steigerte
natürlich das eigene Ansehen, war aber auch finanziell nicht umsonst. Aus
Dankbarkeit und um allgemein die Treue der Kirche zum Reich zu stärken,
beschenkte der Herrscher Stifte, Klöster und Bistümer häufig
mit Besitz aus der Hand des Reiches. Kirchliche Einrichtungen waren auch für
das Funktionieren des Staates und seiner Verwaltung unabdingbar, gehörten
doch Mönche, Stiftsherren und Priester zu den wenigen Menschen der damaligen
Zeit, die des Lesens und Schreibens mächtig waren.
So sieht das Stift Haug heute aus: Die Kirche ist der monumentalste Barockbau Würzburgs mit einer fast 50 Meter hohen Kuppel, ein Werk des Architekten Antonio Petrinis. |
1945 wurde die Kirche bis auf das Stiftergrab Heinrichs II. zerstört.
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