Unter Bayerns
Krone
01 Kein
einigendes Vaterland |
09 Es geht
aufwärts und
|
08 Ungehorsam gezeigt
Die Revolution von 1848/49 in. Erlangen
Angst vor radikalen Aktionen der Unterschichten scheint Erlangens Bürgerschaft,
Professoren und Studenten in den aufregenden Märztagen 1848 eher charakterisiert
zu haben als revolutionäre Gesinnung.
Obwohl gerade die Studenten- und Professorenschaft und das Bildungsbürgertum
im "Vormärz" die Unterdrückung nationaler und liberaler
Ideen schmerzlich empfunden und erfahren hatte, blieb man dem Hause Wittelsbach
gegenüber loyal und vertraute zunächst auf die von der Volksbewegung
anderswo stürmischer eingeforderte und erreichte Reformbereitschaft König
Ludwigs I (1825-1848) bzw. seines Sohnes und Nachfolgers Max(imilian) II. (1848-1864).
Natürlich war man in Erlangen wie überall in Deutschland begeistert über die Einführung politischer Grundrechte, z. B. der Presse- und Versammlungsfreiheit und begrüßte die Ausarbeitung einer gesamtdeutschen Verfassung durch die deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Erst nachdem Max II. sich reaktionärer zeigte als zunächst erwartet, bekamen die demokratischen Kräfte Auftrieb.
Als die in Frankfurt verabschiedete Reichsverfassung (28. März 1849) nicht nur von anderen Staaten, sondern auch von der bayerischen Regierung im April 1849 abgelehnt wurde, drohte offene Empörung. Vorsichtshalber wurden am 10. Mai in Erlangen zwei Regimenter einquartiert.
Trotzdem legten Studenten mit einigen Bürgern und Turnern auf dem Schlossplatz - demonstrativ ungehorsam - noch am 20. Mai einen Eid auf die Reichsverfassung ab. Aber zu diesem Zeitpunkt war für die meisten Zeitgenossen schon zu erkennen, dass der Traum von einem einigen und freiheitlichen deutschen Vaterland sich vorerst nicht erfüllen würde.
08.01 Ein Klima der Angst
Professoren gemaßregelt
Im ständisch zusammengesetzten bayerischen Landtag war auch die Universität Erlangen durch einen von ihr gewählten Abgeordneten vertreten.
König Ludwig I. (1825-1848), der einen neoabsolutistischen Regierungskurs eingeschlagen hatte, entzog dem konservativen Juristen Friedrich Julius Stahl die Professur, weil dieser 1837 die königliche Finanzpolitik zu heftig kritisiert hatte. Auch Stahls Nachfolger im Landtag, der evangelische Theologe Adolph von Harleß, wurde gemaßregelt. Er sollte als Konsistorialrat nach Bayreuth versetzt werden, weil er im "Kniebeugungsstreit" dem Erlass des Königs (1838) entgegengetreten war, wonach auch protestantische Soldaten in Gottesdiensten während der Wandlung niederzuknien hätten. Beide Professoren konnten ihr Amt an außerbayerischen Universitäten (Berlin bzw. Leipzig) weiter ausüben.
Wie stark das Klima der Angst im "Vormärz" war, zeigt .eine Erinnerung des Germanisten Jacob Grimm, der als einer der "Göttinger Sieben" im Königreich Hannover seine Professur verloren hatte und des Landes verwiesen worden war (1837). Als er im Jahre darauf Erlangen besuchte, verhinderten die Professoren aus Angst vor Kritik aus "München" eine ihm von den Studenten zugedachte Fackelmusik.
08.02 Ritt auf Eseln
Biedermeierliche Freizeit
Dass in Erlangen weit ins 19. Jahrhundert hinein keine "großen Gesellschaften" üblich waren und keine "Salons" geführt wurden, sondern man sich gegenseitig besuchte, ohne dabei Aufwand zu betreiben, stellte Rudolf Endres in einer Untersuchung über Freizeit im vor- und biedermeierlichen Erlangen fest.
Die tonangebenden Kreise trafen sich in der "Harmonie" mit dem angeschlossenen Lesekabinett (Professoren, Studenten, Beamte) oder bei den "Schützen" (Handwerksmeister und Kaufleute). Sechs Kreuzer Eintritt pro Person (oder l Gulden für einen Torschlüssel über eine Sommersaison) kostete der Besuch des "Welsgartens".
Mit dieser sich über mehrere Burgbergterrassen erstreckenden romantischen Gartenanlage am Ostrand des Kirchweihgeländes verbanden sich auch Vergnügungsmöglichkeiten. Man konnte einkehren, kegeln oder ein Badhaus benutzen und abends tanzen, die Damen durften auf Eseln reiten.
Im Sommer wurden auch die vielen Privatgärten und die zahlreichen Gartenhäuschen zur Erholung genutzt. In letztere zogen auch gerne Studenten als Mieter ein. Als Ausflugsziele in der Umgebung war der Rathsberg mit Adlitz und Marloffstein sehr beliebt, größere Fußmärsche oder Kutschenfahrten führten in die Fränkische Schweiz.
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