Unter Bayerns Krone
01 Kein
einigendes Vaterland |
09 Es geht
aufwärts und
|
02 Große Namen
"Erlanger Theologie" wurde ein Begriff
Dass Erlangen die einzige Hochschule in Bayern mit einer protestantisch-theologischen Fakultät war, dürfte sie vor der Auflösung bewahrt haben, die nach dem Übergang an Bayern (1810) mehrfach zur Diskussion stand. Während München und Würzburg als "katholische Universitäten" betrachtet wurden, galt Erlangen recht selbstverständlich als "protestantisch".
Auch in anderen Fakultäten war die Besetzung von Lehrstühlen mit katholischen Professoren selten. Lange Zeit stellten die Theologiestudenten neben den Juristen den stärksten Anteil der Studierenden. Vor allem von Christian Krafft (1784-1845), der seit 1817 als Pfarrer der reformierten Gemeinde und seit 1818 als außerplanmäßiger Professor in Erlangen wirkte, ging in den 1820er Jahren die "Erweckungsbewegung" aus. Sie beeindruckte und beeinflusste die jungen Theologen, die sich nun von der Aufklärung und deren Transzendenzferne abwandten, nachhaltig. Auf dieser Erweckungsbewegung fußend, erwuchs mit einem bewusst konfessionellen Luthertum die mit der Universitätsgeschichte Erlangens im 19. Jahr hundert eng verbundene
"Erlanger Theologie", zu deren bekanntesten Vertretern
Adolph (von) Harleß (1806-1879),
Gottfried Thomasius {1802-1875) und
Johannes (von) Hofmann (1810-1877) gehörten.
Das sich in Erlangen herausbildende, Glauben und Kirche verbindende Luthertum
charakterisierte Walther von Loewenich pointierend als "kirchlich, aber
nicht klerikal; konservativ, aber nicht reaktionär; fromm, aber zugleich
streng wissenschaftlich". So erklärte er rückschauend die "gewaltige
Ausstrahlungskraft der Erlanger Theologie auf das gesamte Weltluthertum weit
über die deutschen Grenzen hinaus."
In der Goethestraße erinnert diese Tafel an den Theologen Christian Krafft. |
Großzügige Spenderin
Die "Stockin" blieb durch "Schulwecken" in Erinnerung
Sie musste neun Schwangerschaften austragen, die letzte noch im 44. Lebensjahr; zwei Töchter starben im Alter von 21 und 19 Jahren, die übrigen Kinder noch viel früher, oft schon bald nach der Geburt. Anna Margareta Stock, geb. Feicker, überlebte auch ihren Mann, der das Posamentierhandwerk ausübte und die gefertigten. Borten, Schnüre, Bänder und Quasten in einem eigenen Laden in der Hauptstraße verkaufte.
In die Stadtgeschichte ging die "Stockin" (1758-1829) als großzügige Spenderin und Wohltäterin ein. Der Erlanger Schuljugend blieb sie bis zur Inflation nach dem Ersten Weltkrieg durch die aus Stiftungszinsen bezahlte, jährlich ein Mal durchgeführte Verteilung von "Schulwecken" bekannt. Die gute evangelische Christin verhalf übrigens auch der Erlanger katholischen Gemeinde zum ersten Legat seit der Errichtung ihres Bethauses 1787. Sie war sich wohl bewusst, dass auch die katholische Kundschaft zum Geschäftserfolg ihres Mannes beigetragen hatte. Außerdem hatte sie schon eine dritte Glocke für die Neustädter Pfarrkirche sowie Turm und Glocke der kleinen. Neustädter Friedhofkirche gestiftet und deren Innenrenovierung bezahlt.
Vor allem aber zeigte sie sich frei von konfessioneller Enge, darauf deutete auch ihre Freundschaft mit der Frau des reformierten Pfarrers Krafft hin. Und daher lautet auch die in Anführungszeichen gesetzte Inschrift auf der ihr zu verdankenden großen Glocke der Herz-Jesu-Kirche:
"Aus Achtung für Religion ohne Rücksicht des Glaubensbekenntnisses gestiftet. .."
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