Hochgeschwindigkeitskamera Gewusst-Wie
Häufig gestellte Fragen
Digitale HD Highspeed Kamera, 10 000 Bilder/sek
Die grundlegenden Fragen, die immer wieder zum Thema
digitale Hochgeschwindigkeitskameras und High-speed Kamera Systeme
kommen. Nicht alles, aber doch einiges über
Hochgeschwindigkeits- und Zeitlupenkameras mit der Expertise aus
langjähriger Berufserfahrung.
Dies hier ist keine Werbeseite - Links zu verschiedenen
Herstellern und Systemen finden Sie in [SloMo Links] - sondern sie soll ein
bisschen Know How vermitteln. Denn auch wenn das Gebiet in den
letzten Jahren einiges von seiner Exklusivität verloren hat -
Wissen für gute Aufnahmen schadet keinesfalls.
Und was gibt es hier zu sehen? - Das ist doch nur eine Videokamera!
Digitale Hochgeschwindigkeitskamera: Wo wird so ein Gerät eingesetzt? - Es ist doch sehr speziell!
Wie kann die Kamera so schnell sein? - Der Sensor muss ja sehr hochgezüchtet und optimiert sein!
Braucht man nicht viel Erfahrung und aufwändiges Zubehör? - Schließlich macht man Spezialaufnahmen!
Wo geht die Entwicklung hin? - Man will doch immer höhere Auflösung!
Und was gibt es hier zu sehen?
- Das ist doch nur eine Videokamera!
Einige typische Hochgeschwindigkeits-
kamera Daten:
Sie sind schon eine Klasse für sich - professionelle digitale
Hochgeschwindigkeitskameras, manchmal auch als elektronische
High-speed Video Kameras bezeichnet, erreichen bei einer
Vollbildauflösung (engl.: progressiv scan) HDTV Qualität
oder besser 1 000 Bilder pro
Sekunde. Somit mehr als 30 bis 40 mal schneller als eine normale
Kamera. Durch Reduzierung der Auflösung (Binning) oder des
Formats (Teilbereich des Sensors auslesen) ist systemabhängig eine
maximale Aufnahmefrequenz von einigen 10 000 bis deutlich über
100 000 Bilder/sek möglich. Selbst mehr als 1 Million
Bilder/sek sind so technisch noch machbar. (Übrigens: Oft findet
man die englische Bezeichnung fps für frames per second, also
Bilder pro Sekunde oder Hertz, abgekürzt Hz, für einmal
pro Sekunde.)
Die Kombination mit Spezialstroboskopen erlaubt mittels
Mehrfachbelichtung noch weit höhere Aufnahmeraten.
Es gibt Ein- und Mehrkanalsysteme und sogar schockfeste
Versionen. (Und das schon seit dem letzten Jahrtausend.)
Angesichts des Aufwands und der Leistungsfähigkeit ist es besser
von einem optischen Messgerät als von einer (Video-) Kamera zu
sprechen.
Konsequenterweise verfügen verschiedene
Hochgeschwindigkeitskameras zusätzlich über bildsynchrone analoge
und digitale Messkanäle.
Wieso braucht man für Highspeed Aufnahmen eine extra Kamera?
- Mein Smartphone macht doch locker 1000 Bilder pro Sekunde!
Ja, schon, aber auch mit der vollen oder wenigstens mit hoher
Auflösung? Und die kleinen Pixel drücken auf die
Lichtempfindlichkeit und Bildqualität und müssen mit
reduzierten Erwartungen kompensiert werden.
Schon zur Jahrtausendwende haben professionelle
Hochgeschwindigkeitskameras Megapixel Auflösung mit mehr als
perfekt getakteten 1000 Bildern pro Sekunde erreicht und bei
reduzierter Auflösung Größenordnungen mehr, um die
vom Marketing beliebten Million Bilder pro Sekunde ins Spiel zu
bringen. Außerdem wären da noch zu nennen die exakte
Synchronisierung, externe Echtzeit-Schnittstellen, Fernsteuerbarkeit
und ... (Was jetzt aber nicht die Freude am Smartphone vermiesen
soll.)
Wie kann die Kamera so schnell sein?
- Der Sensor muss ja sehr hochgezüchtet und optimiert sein!
CMOS FhG/CSEM Cam 2000 Sensor (1 000 x vergr.)
Ja, natürlich wird ein spezieller, auf Geschwindigkeitsbelange
hin entwickelter Sensor eingesetzt. Die Leistungsfähigkeit von
Hochgeschwindigkeitskameras rührt aber trotzdem weniger von der
schieren Taktrate als von der Parallelisierung her. Handelsübliche
CCD oder CMOS Kameras lesen den Sensor nur an einer Stelle aus. Ein
Bild (Ladungen in der Sensormatrix) wird Pixel für Pixel aus dieser
Auslesezeile vom Sensor in die Auswerteelektronik geschoben. Dann
wird das restliche Bild geschlossen um eine Zeile verschoben, so
dass die Auslesezeile wieder gefüllt ist und der Auslesevorgang
startet erneut. Und so weiter, bis der Sensor regelrecht leer
gelesen ist. Weil so aus einer flächig verteilten Information ein
serieller Datenstrom wird spricht man von Serialisierung.
Sensoren von Hochgeschwindigkeitskameras sind dagegen gewöhnlich
hochgradig parallel ausgeführt. Mehrbildrige Single Shot Kameras
belichten den Sensor mehrmals an unterschiedlichen Stellen und/oder
nützen ihn gleich als Speicher, der dann mit üblicher
Geschwindigkeit ausgelesen wird. Bei Sequenzkameras weist der
Sensor mehrere unabhängige Auslesekanäle inklusive Elektronik auf.
Salopp gesprochen hat man mehrere Kameras verpackt in einem gemeinsamen Gehäuse.
So verfügt z.B. der VGA Klasse CCD Sensor HS0512JAQ von
EG&G Reticon (ca. 1995) über 16 solcher Auslesekanäle,
während der HDTV Klasse CMOS FhG/CSEM Cam 2000 Sensor (ca. 2001) schon 32
analoge und der Megapixel CMOS Photobit PB-MV13 (ca. 2003) 10
digitale Kanäle bieten. Die Bilddaten werden zwischenzeitlich per
Kanal-Architektur bzw. Bus in hochgradig parallel angebundene
Speicherbänken abgelegt, aus denen sie dann mit normaler
Geschwindigkeit ausgelesen werden.
Der Sensor läuft in der Regel mit einem festen Takt von einigen
zehn bis wenigen hundert Megahertz bei Sensoren mit hoher Pixelzahl.
Dadurch ist die maximale Ausleserate (Pixel pro Sekunde) bzw. die
maximale Bildfrequenz (kompletter Sensor pro Sekunde) beschränkt.
Will man schneller werden als diese Nennfrequenz, muss man die Zahl
der auszulesenden Pixel pro Bild reduzieren. Die Ausleserate ist ja
fest bzw. beschränkt. Das erreicht man durch schrittweise
Verkleinerung des auszulesenden Bereiches. So kommt man dann in
Regionen von etlichen tausend bis über eine Million Bilder pro
Sekunde. Doch sollte man sich vor Augen halten, dass solche
Spitzenwerte angesichts winziger Gucklöcher mehr dem
Werbeprospekt dienen als der Anwendung. Abgesehen von den extremen
Anforderungen an die Beleuchtung aufgrund der kurzen Belichtungszeiten.
Digitale Hochgeschwindigkeitskamera: Wo wird so ein Gerät
eingesetzt?
- Es ist doch sehr speziell!
Nein, ist es eigentlich nicht. Solche Kameras werden unter anderem eingesetzt in der Automobil- und Automobilzulieferindustrie (Crashtest, Airbagfertigung, Reifentechnik, Hydraulik ...), im Sondermaschinenbau (Verpackungsmaschinenbau, Werkzeugmaschinenbau, Robotik, Holzverarbeitung ...), in der Qualitätssicherung (Materialprüfung, zerstörende Prüfung, ISO 9000/CE Dokumentation, Falltests, Überwachung ...), in der Massenfertigung (Kabelverseilung, Steckverbindermontage, Abfüllanlagen, Schweißanlagen ...), bei Serviceeinsätzen und allgemeinen Einstellarbeiten, in der Druckindustrie und Chipkartenfertigung, bei Bestückungsanlagen, in der Medizin (Ganganalyse, Reha, Ergonomie, Gerichtsmedizin ...), im Sport (Training, Dokumentation und Unterricht, Materialforschung, Bewegungsanalyse ...), in der Werbe- und Unterhaltungsindustrie (Werbefernsehen, Spezialeffekte, Tierfilme und Dokumentationen, Musikvideos ...), in der Heizungs- und Feuerungstechnik, in der Tierforschung, im Berg-, Hoch- und Tiefbau, in der Sportartikelindustrie, in der Strömungslehre, Fluidmechanik und Particle Tracking Velocimetrie (PTV), in der Luft- und Raumfahrttechnik (Triebwerkstests, Satellitenfreisetzung ...), in der Transport- und Verpackungsindustrie, in der Wehr- und Sicherheitstechnik ... (Und nur so zum Spaß. ;-)
Braucht man denn eine Kamera mit so vielen Bildern pro Sekunde
wirklich?
- Camcorder und Smartphones können doch auch Zeitlupe!
Schon, aber rsie schaffen normalerweise nur 25 oder 30
Vollbilder/sek, unter Umständen sogar nur 50 oder 60 ineinander
eingeschobene Halbbilder pro Sekunde. Dazwischen geht viel
Information verloren. Hochgeschwindigkeitskameras füllen diese
Lücken mit 20 mal, 40 mal und mehr Vollbildern. Von
Hochgeschwindigkeitskameras spricht man demzufolge erst bei
Aufnahmeraten von über 160 Bilder/sek und wenigstens einer Serie
von drei Aufnahmen oder von 125 Bilder/sek bei einer
Belichtungszeit von unter einer Mikrosekunde (vgl. z.B. EU 428/2009
Dual Use Verordnung Ausfuhrliste Abschnitt C, 6A003 oder US
Commerce Control List ECCN 6A003).
Praxisbeispiel: An einer Drehmaschine soll die Auswirkung
verschiedener Drehmeißel auf die Spanablösung analysiert werden.
Das Werkstück rotiere mit 3 000 U/min, das wären vermeintlich
lächerliche 50 Umdrehungen pro Sekunde. Trotzdem, bei 25 Bilder/sek
nimmt man nur jede zweite Umdrehung auf. Mit 1 000 Bilder/sek
nimmt man schon alle 18° ein Bild auf, also 20 Bilder pro Umdrehung.
Gas- und Partikelausstoß eines Igniters
Wobei wir schon beim nächsten Knackpunkt sind: Das aufzunehmende Objekt hält ja nicht zur Zeit der Aufnahme in schönster Pose inne, sondern bewegt sich weiter. Ein einzelnes Bild gibt also die BEWEGUNG des Objekts WÄHREND EINER ZEITSPANNE, nämlich der Belichtungszeit, wieder. (Das als Unterschied zum Daumenkino ;-)
Die Aufnahme rechts zeigt ein Bild aus einer
Sequenz, die mit 1 000 Bilder/Sekunde aufgenommen wurde. Man
sieht die Ausstoßwolke eines Anzünders (ca. Fingerspitzengröße),
so wie sie z.B. zum Auslösen des Treibsatzes eines Airbags oder
einer Pulverrakete eingesetzt wird, ca. 3 Millisekunden nach der
Zündung.
Während die Gaswolkenwirbel bei der Belichtungszeit von
1/10 000 Sekunde noch scharf abgebildet werden, sind die
ausgeblasenen glühenden Partikel wegen der Bewegungsunschärfe nur
noch als Streifen erkennbar. Die bereits reduzierte Belichtungszeit
ist nicht kurz genug, um ihre Bewegung einzufrieren.
Praxisbeispiel: Obiges Werkstück habe einen Durchmesser von
100 mm, die Belichtungszeit sei 1/1 000 sek. Dann
entsprächen 18° etwa 15,7 mm mit denen sich die
Werkstückoberfläche während eines Bildes weiter dreht. Wenn das
schon zu viel ist, muss eben die Belichtungszeit verkürzt (und/oder
die Aufnahmefrequenz erhöht) werden. Wie das geht, finden Sie unter
[SloMo Tipps].
Bei der Bewegungsanalyse darf man das sogenannte Abtasttheorem
nicht vergessen: Um eine (schwingende oder rotierende) Bewegung rekonstruieren zu
können, muss die Aufnahmefrequenz mehr als doppelt so hoch sein
wie die (Frequenz der) Bewegung selbst.
Praxisbeispiel: Ein Ventil oder Lautsprecher gebe den Kammerton
»a« von sich, schwingt also mit 440 Hertz. (Das entspricht etwa
dem »Ahhh« beim Zahnarzt.) Um die Bewegung der
Membran zu verfolgen, muss man deshalb schon mit mindestens 880
Bilder/sek (1 Hz (Hertz) = 1/sek) aufnehmen. In der Praxis
eher noch mit viel mehr.
Ein kurzer Vergleich mit militärischen Anforderungen zeigt mit
welch hohen Aufnahmefrequenzen man dort rechnen muss.
Praxisbeispiel: Das Geschoss eines Standard-Sturmgewehrs soll beim
Verlassen des Laufs aufgenommen werden. Die Mündungsgeschwindigkeit
v0 erreicht Werte bis etwa 1 000 m/sek. Somit
bewegt sich das Projektil während 1/1 000 Sekunde um etwa
bis zu einem Meter und man erhält einen Strich als Abbild der
Kugel, falls man die Belichtungszeit nicht reduziert. Mit einer
Belichtungszeit von 1/10 000 Sekunde reduziert sich die Strichlänge
auf immer noch mehrfache Projektillänge. Das legt nahe, dass,
wenn man den Einschlag verfolgen will, man zumindest Aufnahmefrequenzen
von etlichen tausend bis einigen zehntausend Bilder/sek
benötigt.
Nebenbei: Pistolen und Revolver feuern ihre Kugeln üblicherweise
deutlich unterhalb der Schallgeschwindigkeit (ca. 340 m/sek) ab,
verschiedene Granaten von Artilleriegeschützen und Panzerkanonen
erreichen dagegen mehr als 1 600 m/sek und drehen sich dabei
noch um die Längsachse.
Also - die benötigte Aufnahmefrequenz nicht unterschätzen,
speziell nicht bei rotierenden Objekten und Explosionen.
Wie lange kann man aufnehmen?
- Camcorder können doch auch ewig auf wechselbare
Speicherkarten oder Netzlaufwerke speichern!
Das Problem ist nicht das Speichermedium an sich. Man kann auch
eine Festplatte einbauen oder die Kamera per USB oder Ethernet
etc. anschließen. Und das wird auch gemacht. Die Bilddaten fallen
allerdings so schnell an, dass die üblichen Schnittstellen sie
nicht mehr in Echtzeit aus dem deshalb notwendigen Pufferspeicher
abziehen können. Ein Megapixel Sensor generiert bei
1 000 Bilder/sek immerhin schon gut 1 Gbyte an Daten
pro Sekunde. Deswegen ist der USB-Anschluss an schnellen und
Hochgeschwindigkeitskameras hoher Auflösung auch nicht besonders
verbreitet. Siehe auch [SloMo Bild].
Mit moderaten Ansprüchen an Auflösung und Aufnahmefrequenz kann es
möglich sein ein einfacheres Kamerasystem zu wählen, welches in der
Lage ist die Bilddaten über einen längeren Zeitraum direkt auf die
Festplatte des Steuerrechners, gewöhnlich ein Notebook, zu
schreiben. Das geht bei sogenannten Langzeitrekordern etwa mit VGA
Auflösung und 100 bis 200 Bilder/sek, mit USB 3.0 sogar bis 800
Bilder/sek. Mit der CoaXPress Schnittstelle (und teurer!
Infrastruktur) kann man mehr als 300 Bilder/sek bei Megapixel
Auflösung erreichen.
In der anderen Richtung, wenn man bei einigermaßen vernünftiger
Auflösung extrem hohe Aufnahmefrequenzen haben will, wird selbst
die Anbindung des Pufferspeichers an den Sensor zeitkritisch. Er
wird dann nicht mit separaten Bausteinen realisiert, sondern
Speicherzellen oder Speicherbereiche werden direkt auf dem Sensor
und sogar um die Pixel gruppiert. Natürlich ist die Aufnahmedauer
dann noch beschränkter.
Ist die Aufnahmedauer von höchstens ein paar Sekunden nicht
viel zu kurz?
- Bei der Maschine, die ich überwachen will, kommt es erst
nach Minuten oder sogar Stunden zum Fehler!
Platzender wassergefüllter Ballon aufgenommen mit 1000 Bilder/sek
Eigentlich nicht - denn was schnell ist, ist auch meistens
schnell vorüber. Abgesehen davon beschreiben digitale
Hochgeschwindigkeitskamerasysteme ihren Bildspeicher in einer
Endlosschleife. Je nach Ausbau, Aufnahmefrequenz und Auflösung wird
er z.B. alle 4 Sekunden überschrieben. Das System kann stunden- und
tagelang in diesem Zustand als Transientenrekorder lauern. Erhält
es dann ein Triggersignal wird die eigentliche Aufnahme erst
veranlasst, der Überschreibvorgang des Bildspeichers also gestoppt.
Was dabei dann tatsächlich aufgenommen wird kann man mit der
Triggerposition vorwählen. Wenn man es so ausdrücken will - man
kann sozusagen in die Vergangenheit zurück sehen.
Praxisbeispiel 1: In einer Flaschenabfüllanlage zerbrechen
Flaschen an einem bestimmten Ort, aber in ungewissen Zeitabständen.
Man sucht die Ursache. Die Kamera wird auf den interessierenden
Bereich gerichtet und der Triggereingang des Kamerasystems mit
einem Mikrofon beschaltet. Den Triggerzeitpunkt stellt man auf
100%, d.h. Endposition. Das Kamerasystem lässt man im
Aufnahme-Modus den Bildspeicher (hier z.B. ausgebaut auf 2
Sekunden) ständig überschreiben. Zerbirst eine Flasche, löst das
Geräusch den Trigger aus. Die Aufnahme wird sofort gestoppt und im
Bildspeicher des Kamerasystems befinden sich die 2 Sekunden
Vorgeschichte, die vor dem Trigger auslösenden Geräusch aufgenommen
wurden.
Praxisbeispiel 2: Das Startverhalten eines Sprinters beim
100-Meter-Lauf soll analysiert werden. Man stellt den Trigger des
Kamerasystems mit z.B. 1 Sekunde Bildspeicherausbau auf 25% ein,
schließt den Triggereingang an die Startpistole an und aktiviert
den Aufnahme-Modus. Im Kasten hat man dann die 0,25 Sekunden vor
und die 0,75 Sekunden nach dem Startschuss.
Manche Hochgeschwindigkeitskameras erlauben es den Bildspeicher
sequentiell zu nutzen. Diese Partitionierung bedeutet, man kann
einige kurze unabhängig voneinander ausgelöste Aufnahmen
nacheinander machen, ohne dass der Bildspeicher gleich von nur
einer einzigen Sequenz voll geschrieben wird. Mehr zur Bestimmung
des Speicherbedarfs findet man unter [SloMo Daten].
Und noch etwas zur Dauer: Wenn Sie sich die 4 Sekunden, die Sie
mit 1 000 Bilder/sek aufgenommen haben, ansehen, tun Sie dies
logischerweise verlangsamt - das ist ja der Sinn und Zweck der
Zeitlupe. Bei einer Abspielgeschwindigkeit von z.B. 1 Bild/sek
gibt das regelrechte Spielfilme von immerhin fast 67 Minuten Dauer,
mit aber meist ziemlich dünner Handlung. Deshalb bieten die Systeme
üblicherweise die Möglichkeit die Sequenzen vor der Abspeicherung
auf ein dauerhaftes Medium zu schneiden
Ist die Auflösung nicht zu gering?
- Smartphones und digitale Fotoapparate können doch auch
etliche Megapixel!
Nein eigentlich nicht, denn an Fotos hat man andere Ansprüche.
Man benötigt oft Detailvergrößerungen, da die Digital-Fotoapparate
oft nur sehr begrenzte Brennweiteneinstellungen haben. Zudem werden
die Bilder oft (nicht verlustfrei) komprimiert abgelegt, um der
Datenflut Herr zu werden. Somit haben sie dann eigentlich gar nicht
die genannte und beworbene Auflösung. Meist nutzt man die
Hochgeschwindigkeitskameras im technisch-wissenschaftlichen Bereich
und dort ist man dann auch eher zu Konzessionen bereit, bzw. legt
sein Augenmerk auf die zeitliche Auflösung und geringe
Verfremdung und Artefakte durch Kompressionsalgorithmen. Für filmreife
Qualität wird dann auch mit deutlich niedrigeren Bildfrequenzen
aufgenommen, um den Bewegungseindruck nicht zu verlieren. Und natürlich
mit massiver Nachbearbeitung.
Und
irgendwie muss man die Daten auch weg schaufeln: Ein
unkomprimiertes Megapixel-Bild hat mindestens 1 Mbyte, bei
True Color eher noch mehr. Und ganz pragmatisch: Wo kann man sich
solche Aufzeichnungen aus echten Megapixelbildern mit Datenraten
von Gbyte/sek denn noch flüssig ansehen und handhaben?
Daneben bedingt eine höhere Auflösung aber auch kleinere
Pixel, da der Sensor allein schon wegen der abbildenden Optik nicht
beliebig groß werden darf. Kleinere Pixel sind aber wiederum
anfälliger gegenüber Rauschen und benötigen gern
mehr Licht.
VGA, traditionelle und neue TV Formate
Sinnvoller ist also ein Vergleich mit der Fernseh- und
Videotechnik, da auch sie primär im Bewegtbildbereich angesiedelt
ist, und jeder wohl einen (Röhren-) Fernseher in Reichweite (oder
in Erinnerung ;-) hat. Die SD (engl.: standard definition)
Auflösung eines PAL oder SECAM Fernsehers beträgt
720
Spalten x 576 Zeilen, während bei der NTSC Variante 720
Spalten x 480 Zeilen erreicht werden. Wobei man das
Zeilensprungverfahren (engl.: interlaced) noch berücksichtigen
müsste: Man sieht nicht ein einzelnes Bild, sondern zwei
zeilenweise, kammartig ineinander eingeschobene Halbbilder. (Wenn
Sie je Gelegenheit haben sollten, spulen Sie doch einmal ein
Videoband im Einzelbild-Modus an eine Überblendung, dann sehen
Sie das ganz deutlich. (Nun gut, das bleibt uns ja mit dem
rollierenden Verschluss praktisch erhalten ;-) Aber es hat
funktioniert. Und eigentlich nicht schlecht.
Mit echten Vollbildern (engl.: progressive scan, full frame)
einfacher digitaler Hochgeschwindigkeitskameras mit Auflösungen bis
hin zu VGA (640 Spalten x 480 Zeilen) liegt man dann eigentlich
doch ganz gut. Und die aktuellen Megapixel-Systeme bieten zum Teil
noch höhere Qualität als HDTV (ready 1280 Spalten x 720 Zeilen progressiv
oder full 1920 Spalten x 1080 Zeilen progressiv) und erreichen oder
übertreffen sogar Hochgeschwindigkeits-Filmkameras. Speziell wenn
die Auflösung für Digital Cinema (2K: 2048 x 1080, 4K:
4096 x 2304) und Ultra HD (3840 x 2160) angestrebt wird - bei
entsprechend moderaten Aufnahmefrequenzen und hohem finanziellem
Aufwand ist das aktuell schon erreichbar.
Praxisbeispiel: Der Bewegungsablauf beim Speerwurf soll
analysiert werden. Die Größe des interessanten Bereiches beträgt
5 m x 5 m. Könnte man die Biege- und Drehbewegung des
Speers noch sehen? Bei optimaler Abbildung repräsentiert jedes
Pixel bei einem Schwarz/Weiß Sensor mit z.B. 512 x 512 Pixel eine
Fläche von weniger als 10 mm x 10 mm, so dass man eine
Aufschrift auf dem Speer noch erkennen, wenn nicht sogar lesen
könnte.
Erfahrungsgemäß lässt sich sagen, dass Auflösungen von
ca. 256 x 128 in Schwarz/Weiß üblicherweise für
die meisten technische Auswertungen noch
Bilder angemessener Qualität liefern. Für Film/TV (engl.:
broadcast) Anwendungen liegt der Einstieg (weit) jenseits von 512 x
512 Pixel und mit Echtfarben, d.h. mit wenigstens 8 bit eher noch
10 bit pro Farbkanal des Sensors.
Braucht man nicht viel Erfahrung und aufwändiges Zubehör?
- Schließlich macht man Spezialaufnahmen!
Im Normalfall braucht man kein spezielles Zubehör für die
meisten industriellen oder für viele wissenschaftlichen Aufnahmen.
(Film und Fernsehen ist eine ganz andere Sache.) Oftmals kann man
gängige C-Mount Objektive (2/3 Zoll Format oder größer) verwenden
und mit entsprechenden Adaptern (ca. € 50,- im nächsten
Fotofachgeschäft) auch handelsübliche Foto Objektive. Und selbst bei
Sonderanforderungen, z.B. Aufnahmen unter beengten Verhältnissen,
schlecht erreichbaren Stellen oder unter Wasser kann man auf das
Angebot der Foto- und Videoindustrie zurückgreifen. Als
Beleuchtungsquelle für technische Aufnahmen tut es oft auch schon
ein 500 W Halogenstrahler aus dem Baumarkt um die Ecke. Info
zum Drumherum finden Sie in [SloMo Tipps].
Selbstverständlich gehört auch kompetente Unterstützung seitens
des Herstellers zum System dazu. Die Anforderungen an das
fotografische Grundwissen halten sich im Bereich technischer
Aufnahmen (Einstellarbeiten ...) aber in Grenzen. Und die Systeme
bringen in der Regel einfach zu bedienende Steuersoftware (wenn
überhaupt nötig!) mit.
Ist die Bedienung nicht sehr kompliziert und das System zu
anfällig für den Industrieeinsatz?
- Man arbeitet ja mit einer Spezialkamera an/mit einem Windows-PC
oder Linux-Rechner!
Nein, die Kamerasysteme sind in der Regel auf ihr Einsatzgebiet
hin ausgelegt. So gibt es transportable Geräte in einem Koffer
(sogar völlig ohne Notwendigkeit für einen extra Steuerrechner)
oder welche, basierend auf einem robusten Industrierechner wie für
industrielle Steueranlagen und Telekommunikationsanlagen. Oder die
kompakte und stabile Kamera bietet autarken Betrieb und wird nur bei
Bedarf von einem Notebook oder einer Fernbedienung aus
kontrolliert.
Auch komplett Crashtest taugliche Systeme sind verfügbar,
spezifiziert für hohe Beschleunigungsbelastungen, um die
Anforderungen der Automobilindustrie bei Anbord-Crashtests und in
der Luftfahrt zu erfüllen.
Manche Systeme können ohne Maus und Tastatur nur mit der
Fernbedienung gesteuert werden, oft zusätzlich über Ethernet
Anschluss oder andere Netzwerke. Manchmal ist der Bildspeicher der
Kamera praktisch autark und behält seinen Bildspeicherinhalt auch
während eines Rechnerabsturzes, eines kurzen Stromausfalls oder die
ganze Kamera kann sogar mit einem Akku betrieben werden.
Bedenken Sie, dass bei einem großen Auto-Crashtestversuch mehrere
Dutzend Kameras möglicherweise unterschiedlicher Hersteller
innerhalb und außerhalb des Fahrzeuges über etliche Aufstellungsorte
verteilt sicher funktionieren müssen. Und das beinhaltet auch die
Bedienbarkeit.
Salopp gesprochen: Wer einen Videorekorder oder Camcorder bedienen
kann, kommt auch mit den Systemen für industrielle Anwendungen
zurecht.
Und was die Robustheit angeht: Manche Kameras und Systeme fahren
auf Crashtestschlitten mit, teilweise drei mal pro Tag - über
Monate und Jahre ohne Ausfall.
Kann man eine Hochgeschwindigkeitskamera nicht kleiner bauen?
- Es gibt doch winzige Webcams und Überwachungskameras!
Konzepte für Hochgeschwindigkeitskameras
Im Prinzip schon. Aber im Gegensatz zu einer vergleichsweise einfachen Videokamera - Smartphones eingeschlossen - ist eine Menge aufwändiger Elektronik nötig, um die anfallenden Datenmengen (bis zu und über Gbytes pro Sekunde) zu kanalisieren. Wenn die Daten nicht mehr übertragen werden können, müssen sie in der Kamera zwischengespeichert werden. Soll die Kamera auch noch »intelligent« oder »smart« sein (d.h. mit Bildverarbeitungskapazität, verschiedenen Speichermodi und anderen Fähigkeiten), erzwingt das - einfach gesagt - die Integration eines praktisch vollwertiger PCs unter Umständen mit Massenspeicher und Stützakku. Das braucht Platz - und schlimmer noch - produziert viel Abwärme. Aktuelle Spitzenmodelle können gut 100 W und mehr erreichen - in einem Gehäuse von der Größe eines Schuhkartons.
Im Bild links einige Realisierungsmöglichkeiten
von digitalen Hochgeschwindigkeitskamerasystemen mit grobem
Funktions- und Größenvergleich. Natürlich gibt es auch Mischformen
und Spezialfälle. So kann bei sehr schnellen Kameras der
Bildspeicher im Sensor integriert sein. Die Auflösung und die
Speichergröße sind dadurch allerdings sehr begrenzt.
Die grüne Karte soll eine PC-Einsteckkarte (Framegrabber,
DSP-Karte ...) darstellen, die rote Leitung die
Anschlussmöglichkeit (Bilddaten und Steuersignale).
Legende: RAM = Bildspeicher; µC = Mikrocontroller oder
Prozessor; A/D = Analog zu Digital Wandlung (oft schon im Sensor
integriert)
Die Standardanbindung kann z.B. (Gigabit) Ethernet, FireWire oder
CameraLink sein. Sogar die HD-SDI Anbindung eines Massenspeichers
wäre möglich. Die spezielle Anbindung ist jeweils
herstellerspezifisch.
Wenn die Kamera auch noch hohe mechanische Belastungen (Schock,
Vibration) dauerhaft und wiederholt aushalten soll, verzichtet man
nach Möglichkeit auf eine aktive Kühlung per Lüfter. Nur das
Gehäuse wirkt als passiver Kühlkörper und bestimmt maßgeblich die
(Oberflächen-) Größe. Abgesehen davon erzwingen allein die
gewünschte Robustheit und Schockfestigkeit auch entsprechende
Materialstärken, Arretierungen und Befestigungsmöglichkeiten, siehe
die Explosionszeichnung einer crashfesten digitalen
Hochgeschwindigkeitskamera unter [SloMo HYCAM].
Daneben muss man auch beachten, dass aufgrund der in der Regel
wesentlich kürzeren Belichtungszeiten gegenüber herkömmlichen
Kameras, die Pixel nicht zu klein und damit zu lichtunempfindlich
werden. Das lässt die Hochgeschwindigkeitskamerasensoren wachsen
und damit auch die Kameras und Objektive größer werden.
(Und so ihren Preis nicht unbedingt niedriger.)
Trotzdem, oder gerade deshalb, gibt es für die unterschiedlichen
Anwendungsfälle die verschiedensten Systeme. Beispielsweise solche
mit einem oder mehreren abgesetzten kleinen Bildaufnehmern
(Kameraköpfen) angeschlossen an einem Basisgerät mit dem Großteil
der Kamera- und Steuerelektronik.
Wo geht die Entwicklung hin?
- Man will doch immer höhere Auflösung!
Schon, auch die Leistungsfähigkeit der Halbleiter wird weiter
zunehmen, aber es wird wie gehabt Begrenzungen durch den
Datendurchsatz geben. So wird wohl die Verarbeitung und Darstellung
der Bildinhalte zu einer Änderung der Zielsetzung führen: von der
Jagd nach Geschwindigkeit hin zu mehr Lichtempfindlichkeit, weniger
höhere Aufnahmefrequenzen, dafür größerer Dynamik/Farbtiefe und
besserer Bildqualität - Full HD 1920 x 1080p und Filmwirtschaft
lassen grüßen. Die Systemintelligenz wird zunehmend im Kamerakopf
integriert werden - wie im Camcorder. Ultraschnelle Kameras mit
Millionen Bilder/sek sind eher etwas für den militärischen
Forschungsbereich, kleine (robuste) Kameras etwas für die Industrie
und Automotive Anwendungen.
Verbesserte, rauscharme Sensoren erschließen neue
Anwendungsgebiete, z.B. in der Mikroskopie, Biologie und
Fluidtechnik.
Gerade deswegen wird es zu einer weiteren Diversifizierung kommen
- und es wird auch einen wachsenden Markt für kleinere Kameraköpfe
geben. Sie können leicht in ein Crashtest-Auto oder eine Maschine
eingebaut werden und für Mehrkanalsysteme wandern dann
Ansteuerung, Systemintelligenz und der Speicher (wieder) in eine
gemeinsame Steuereinheit. Stichwort: Abgesetzter Kamerakopf.
Des weiteren kommen vermehrt Kameras aus dem
Bildverarbeitungsbereich (auch: »Machine Vision«), die interessante
Leistungen für zahlreiche Anwendungsfälle zeigen. Oft reicht
VGA-Auflösung oder etwas darüber bei einigen hundert Bildern pro
Sekunde. Und diese Kameras sind im Anschaffungspreis gegenüber den
traditionellen Hochgeschwindigkeitskameras vergleichsweise günstig.
Außerdem warten sie mit moderaten Datenmengen für die
Bildverarbeitung in Echtzeit auf und können fallweise als
Langzeitrekorder ihre Daten direkt auf Festplatte schreiben.
Bei der Vernetzung steht die GigE Vision Schnittstelle (Gigabit
Ethernet für »Machine Vision«) zwar hoch im Kurs - eine um
Steuerparameter erweiterte Gigabit Ethernet Anbindung - allerdings
ist sie primär nur für Standardkameras in der industriellen
Bildverarbeitung gedacht, aber es gibt auch damit ausgerüstete
(industrielle) Hochgeschwindigkeitskameras. Bei Power over Ethernet
(PoE) oder USB wird dagegen eine stromhungrige Kamera durch das
Nicht-Vorhandensein einer entsprechend potenten Gegenstelle (Strom
vom Notebook Akku?!) schnell ausgebremst. Interessanter für hohe
Datenraten sind professionelle Studiotechnik Schnittstellen wie
HD-SDI und vom Consumer Bereich USB 3.0 und der aufwändige
CoaXPress Framegrabber Ansatz.
Und nicht zuletzt: Aus dem Unterhaltungselektronikbereich bedienen verschiedene
bekannte Hersteller, insbesondere Casio (z.B. EXILIM EX-F1), mit
Camcordern, Fotoapparaten und Smartphones (z.B. Samsung Galaxy
S9 und oder IPhone 11 und neuer) das untere Preis- und Leistungssegment des
Hochgeschwindigkeitskameramarkts. (Für weitere Information und
Links siehe [SloMo Links].)
Mehr und mehr findet der professionelle Einsatz von
Hochgeschwindigkeitskameras als Messgeräte mit entsprechender
Auswertesoftware statt. Man sieht sich die Aufnahmen nicht nur an,
sondern lässt Bewegungsparameter wie Ort, Geschwindigkeit,
Beschleunigung ... automatisch ermitteln. Dem tragen integrierte
Messkanäle Rechnung, die bildsynchron analoge oder digitale Signale
aufnehmen und speichern können. Den Rest erledigt entsprechende
Auswertesoftware zumindest teilweise automatisch.
Warum ist das Hochgeschwindigkeitskamerasystem so teuer?
- Eine gute Videokamera sogar mit PC und Framegrabber kostet doch
auch nur ca. € 2 500,-!
Nun, ein solches Kamera/PC-System macht 50 bis 60 Halbbilder/sek. Mit 1 000 Vollbilder/sek ist man also 20 bis 40 mal schneller - da ist der Preis doch mehr als gerechtfertigt. Außerdem sind hochwertige Hochgeschwindigkeitskameras echte Kamerasysteme - besser: Messgeräte - und keine zusammengeschusterten 0815-PCs mit Framegrabbern. Ganz abgesehen davon muss man so ein System ja nicht gleich kaufen, man kann es auch beim Hersteller oder einem Dienstleister für ca. € 500,- bis 1 500,- pro Tag mieten. (Oder man baut sich während ein paar Tagen schlechten Wetters aus Webcams oder Mobiltelefonen eine eigene Multi-Sensor Kamera - siehe [SloMo]. ;-)
Einstiegspreise für digitale Hochgeschwindigkeitskameras
Technologiesprünge führen dazu, dass die Kurve
Leistungsdaten zu Kosten im Bild links nicht gleichmäßig und gerade
verlaufen. Bis ca. VGA Auflösung und ca. 100 bis 200 oder sogar 600
Bilder/sek kann man die Bilddaten direkt in Echtzeit über gängige
Schnittstellen (Ethernet, FireWire, CameraLink, USB 3.0 ...) in
den Rechner und auf seine Festplatte bringen, auch streamen
genannt. Bei höheren Datenraten (schnellere Kamera, höhere
Auflösung) muss man den Speicher in der Kamera integrieren oder die
Kamera über eine spezielle Schnittstellenkarte (Framegrabber, DSP,
...) an den Rechner anbinden, siehe Bild links oben. Bei Bildraten
ab einigen 100 000 Bilder/sek ist selbst das nicht mehr
ausreichend. Der Speicher wird im Sensor unmittelbar um die Pixel
gruppiert.
Sonderanforderungen für militärische Anwendungen, Crashtests oder
Broadcast (Film- und Fernsehen) treiben die Kosten hoch.
Der Einstiegspreis bei Neugeräten mit VGA Auflösung, monochrom
und etwa 500 Bilder/sek, liegt noch unter ca.
€ 10 000,-. Mit niedrigeren Aufnahmeraten, etwa um
die 200 Bilder/sek, sind die oben erwähnten
€ 2 500,- wieder im Bereich des Möglichen.
Beispielsweise gibt es einige Camcorder und Fotoapparate im Bereich
der Unterhaltungselektronik, die bei VGA-Auflösung einige hundert
(Halb-/Voll-) Bilder/sek und darüber für kurze Sequenzen liefern
und dabei zum Teil deutlich unter € 1 000,- oder
sogar € 500,- kosten. Oder eben die eingangs erwähnten
Smartphones.
Allerdings muss man dann schon ziemlich starke Abstriche in der
Auflösung (oft nicht klar im Datenblatt genannt, aber bei
angehobenen Aufnahmeraten drastisch unter der Vollauflösung), der
Bildqualität, der Stabilität der Aufnahmerate, den
Einstellmöglichkeiten und der Variabilität machen. Ganz zu
schweigen von den fehlenden Anschlussmöglichkeiten für
Steuersignale. Auch wird man die Fernbedienbarkeit der
professionellen Systeme wohl vermissen. Die Oberklasse - Megapixel
bei mindestens 1 000 Bilder/sek - kostet schon etliche
Zehntausend Euro. Schnelle (Single-Shot) Kameras im einige
100 000 Bilder/sek Bereich kosten einige hunderttausend Euro.
(Die Preisliste ist natürlich nach oben offen. ;-) Außerdem sollte
man das Drumherum, speziell den Aufwand für die Beleuchtung und die
Kosten für Steuer- und Auswertesoftware, nicht vergessen.
Es existiert ein kleiner Miet- und Gebrauchtgerätemarkt - einfach
einen Hersteller oder Dienstleister nach Vorführ-, Demo- oder
Gebrauchtsystemen fragen. Für weitere Informationen und Links siehe
[SloMo Links].
Der CCD Schwarz/Weiß Chip HS0512JAQ von EG&G
Reticon wird geöffnet und ein RGB-Farbstreifenfilter auf
Glassubstrat wird hochgenau (±1/4 Mikrometer) vollflächig
auf den sensitiven Bereich geklebt und zwar unter optischer
Kontrolle durch den laufenden(!) Sensor. Der verbliebene Hohlraum
im Keramikgehäuse wird zum Schutz der offenliegenden Silizium
Schaltkreise und der Bonddrähte mit Spezial-Polymer vergossen und
im Ofen ausgehärtet. (Durch diesen Aufwand wird auch die
Beschleunigungsfestigkeit für Crashtestanwendungen
gewährleistet.)
Klicken Sie auf das Bild links, um zu sehen was während der
Operation passiert.
Im Ernst: Die Bauteile, vor allem die Sensoren,
sind Sonderentwicklungen mit hohem technischen Aufwand bei kleiner
Serie und geringer Ausbeute, sowie mehrfach selektiert und damit
sehr kostspielig. Allein der Sensor kostet oft schon viel mehr als
eine komplette hochwertige Videokamera. Und natürlich sind die
Entwicklungs- und Fertigungskosten für das Komplettsystem ebenfalls
nicht unbedeutend. Denn mit normalem Video haben die Kamerasysteme
überhaupt nichts zu tun. Sie liefern digitale Bilder in einem
eigenen Format. Die Kameraköpfe würden mit einem Videorekorder
oder einem CCIR (= TV)-Monitor gar nicht funktionieren. Erst eine extra
Elektronik in der Kamera oder im Steuerrechner generieren das
Norm-Videosignal.
Einmal bemerkte ein Fachbesucher nach dem Laborrundgang:
Das ist nicht »High Tech«, Sie bauen »Highest Tech«.
Die [TOUR] zeige eine kleine Kaufanleitung (keine Werbung) zur Anschaffung einer Hochgeschwindigkeitskamera.