Orbit

Orbit bedeutet laut Fremdwörterduden "... die Umlaufbahn einer Rakete oder eines Satelliten um die Erde".
In diesem Kapitel geht es um die physikalischen und kartografischen Zusammenhänge der Satellitenumlaufbahn und -positionen.

Im einzelnen werden folgende Bereiche bearbeitet:

Planetengesetz von Kepler Planetengesetz von Kepler
Umlaufbahnen Umlaufbahnen
Geostationäre Umlaufbahn Geostationäre Umlaufbahn
Geostationäre Position Geostationäre Position
Geostationäre Satelliten Geostationäre Satelliten
Stabilität und Lageregelung Stabilität und Lageregelung
Startsysteme Startsysteme
x3.gif (121 Byte) Richtungswinkel
x3.gif (121 Byte) Lernzielkontrolle

Satellitenkurs der Technikerschule Erlangen


Umlaufbahnen

Planetengesetz von Kepler

1. Keplersches Gesetz Bereits der deutsche Astronom Johannes Kepler (1571 - 1630) stellte durch Beobachtung der Gestirne fest, dass die Umlaufgeschwindigkeit der Planeten und damit die Zeit für einen kompletten Umlauf um die Sonne stark von der Entfernung zur Sonne abhängt.

1. Keplersches Gesetz

Er fand heraus, dass sich die Planeten nicht auf Kreisen um die Sonne bewegen, sondern auf Ellipsen. Die Sonne befindet sich dabei in einem der beiden Brennpunkte dieser Ellipsen. Eine Ellipse ist der geometrische Ort der Punkte, deren Entfernungen von den beiden Fixpunkten F und F` jeweils die gleiche Summe 2a ergeben. Einfacher ausgedrückt: Befestigen Sie ein Ende einer Schnur an F, das andere Ende an F`,  so können Sie mit Hilfe eines Stiftes, der so geführt sein muss, dass die Schnur stets gestrafft ist, eine Ellipse konstruieren. Da die Schnurlänge nicht verändert wird, ist die Summe der Entfernungen des Stiftes von den beiden Fixpunkten jeweils gleich groß.

Der Abstand der Fixpunkte vom Mittelpunkt wird als lineare Exzentrizität e bezeichnet. Bei e = 0 fallen die Fixpunkte F und F` mit dem Mittelpunkt zusammen, die Ellipse wird zum Kreis. Das Verhältnis e:a wird als numerische Exzentrzität bezeichnet und bestimmt die Form der Ellipse. Planeten- und Satellitenbahnen weichen nur wenig von der Kreisbahn ab. Die Erde hat beispielsweise eine numerische Exzentrzität e:a = 0,017, ein GPS-Satellit e:a = 0,0232. Der erdfernste Punkt der Bahn wird als Apogäum, der erdnächste Punkt als Perigäum bezeichnet.
2. Keplersches Gesetz:

Außerdem entdeckte Kepler, dass die Verbindungslinie zwischen dem Planetenmittelpunkt und dem Sonnenmittelpunkt in gleichen Zeiten gleiche Flächen überstreicht. Ein mit großer Exzentrizität umlaufender Satellit hat den Vorteil, dass er für das Zurücklegen einer gegebenen Entfernung um so mehr Zeit benötigt, je weiter er von der Erde entfernt ist. Damit wird die Zeitdauer, für die ein Satellit von einer bestimmten geografischen Position aus die Erde beobachten kann länger, als bei einem kreisförmigen Verlauf.

3. Keplersches Gesetz:

Kepler erkannte, daß sich die Quadrate der Umlaufzeiten (T) zweier Planeten verhalten wie die Kuben ihrer mittleren Entfernung (a) von der Sonne:

Für die Berechnung mit Satelliten muss als Abstand a die Entfernung des Satelliten vom Massenschwerpunkt der Erde angenommen werden.

.Aufgabe 4

Zweites Keplersches Gesetz
Ein Monat weiter Ein Monat zurück

Geostationäre Umlaufbahn

Umlaufbahnen von Satelliten

Satelliten sind künstliche Erdtrabanten, die die Erde nach den selben Gesetzmäßigkeiten umkreisen, wie der Mond die Erde oder die Erde die Sonne. Diese Gesetzmäßigkeuten hat der deutsche Astronom Johannes KeplerJohannes Kepler bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts gefunden. Je nach Form und Flughöhe unterscheidet man verschiedene Umlaufbahnen:

Elliptische Umlaufbahn

Es gibt Satelliten mit einer elliptischen Umlaufbahn für Forschungszwecke. Ein Beispiel ist der 1968 gestartete Satellit für Magnetfeldmessungen HEOS 1, der eine Umlaufzeit von 4,6 Tagen hat, sich bis auf 420 km der Erde nähert (Perigäum) und dessen größte Entfernung 223428 km beträgt (Apogäum).

Kreisförmige Umlaufbahn

Die Satelliten LANDSAT 4 und 5 umlaufen die Erde innerhalb einer Umlaufdauer von 98,9 Minuten in einer Höhe von etwa 705 km auf einer nahezu polaren Umlaufbahn (Neigung zum Äquator 81,8 °). Da sich die Erde dreht, der Satellit seine Kreisbahn aber auf einer feststehenden Ebene zieht, beobachtet der Satellit streifenweise die Erdoberfläche.

Mit großen Erdfunkstellen kann der Satellit im Umkreis bis zu 2000 km Entfernung kontaktiert werden. Man erhält aufgenommene Bilder des gerade überflogenen Bereichs übermittelt. Okologisch wichtige Fakten wie Wald- und Bodenzustände können so gesammelt und ausgewählt werden.

LEO (Low Earth Orbiter):

Vor allem für Satelliten-Kommunikationssysteme, aber auch die Raumstation MIR fliegt in nur 400km Höhe und benötigt deshalb für einen Erdumlauf nur 1,5 Stunden.

MEO (Medium Earth Orbiter):

Satelliten mit mittleren Erdumlaufbahnen, wie z.B. GPS-Satelliten. Sie umlaufen die Erde zweimal am Tag in einer Höhe von 10000km bis 20000km.

GEO (Geostationary Earth Orbiter):

Satelliten, die ca. 36000km von der Erde entfernt sind, so dass ihre Umlaufzeit um die Erde genau einer Erdumdrehung (also 1 Tag) entspricht. Dazu gehören v.a. Rundfunk- und Kommunikationssatelliten, aber auch z.B. Wettersatelliten.

Für x1.gif (121 Byte) satellitengestützten Mobilfunk werden alle drei Flughöhen verwendet.

Geostationärer Wettersatellit

Ein bekannter geostationärer Satellit ist METEOSAT, der die Wetterzusammenhänge auf einer Seite der Erdkugel beobachtet. Sie können das nebenstehende Bild durch einen Doppelklick darauf aktualisieren.

englisch 

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Geostationäre Satelliten

Geostationäre Umlaufbahn

Zentrifugalkraft und Zentripedalkraft

Damit ein Körper auf einer kreisförmigen Bahn bleibt, muss die nach innen, zum Kreismittelpunkt gerichtete Kraft (Zentripedalkraft Fp) genau so groß sein wie die Fliehkraft (Zentrifugalkraft Fz).

Die Zentrifugalkraft bestimmt sich aus der Masse m des rotierenden Körpers und seines Abstandes r vom Kreismittelpunkt sowie aus der Bahngeschwindigkeit v. Die Zentripedalkraft ist bei Satelliten die Anziehungskraft zur Erde hin. Mit Hilfe des Gravitationsgesetzes von Isaac Newton, das besagt, dass die Anziehungskraft zwischen 2 Körpern proportional zu deren Massen ansteigt und mit dem Quadrat ihres Abstandes abnimmt, kann berechnet werden, in welchem Abstand vom Erdmittelpunkt sich ein Körper befinden muss, damit er genau 24 Stunden für einen Umlauf benötigt.

Aufgabe 1


Geostationäre Satelliten

Geostationäre Position

Kartographische Einteilung der Erde

Durch die kartographische Einteilung der Erde in Längen- und Breitengrade ist jeder Ort auf der Erde durch Winkelangaben bestimmbar. Es gibt eine westliche (negativ) und östliche (positiv) Zählrichtung. Das Bild zeigt die einzelnen Beziehungen.

Aufgabe 5

Längen- und Breitengrade
 

Geostationäre Satelliten

Orbitpositionen sind auf einer kreisrunden Umlaufbahn über dem Äquator positioniert. Wie eine Perlenkette aufgereiht kann man sie sich 36000km über dem 0-ten Breitengrad vorstellen. Zur genauen Ortsbestimmung genügt es also, den Längengrad anzugeben. Der 0-te Längengrad (Greenwich) ist als Ausgangspunkt für die Satellitenpositionen festgelegt worden. Die Satellitenposition für ASTRA liegt z.B. auf 19,2° Ost, d.h., der Satellit ASTRA befindet sich auf der Verlängerung einer Geraden, die vom Erdmittelpunkt ausgeht und am geografischen Ort mit dem Breitengrad 0° und dem Längengrad +19,2° die Erdoberfläche durchdringt.

Letztgenannte Zählrichtung verläuft entgegen der Erdrotation. In der Bundesrepublik Deutschland können Satelliten zwischen 45°West und 66°Ost empfangen werden. Darüber hinaus positionierte Satelliten sind vom Standort Deutschland aus betrachtet von der Erde abgeschattet.

Die einzelnen Satellitenpositionen sind 1977 bei der WARC in Genf festgelegt worden. Einige für uns in Europa relevante Positionen sind im Bild nebenan dargestellt:

 

Nach heutigem Stand der Technik werden Satelliten copositioniert, d.h., dass auf einer Position mehrere (bis zu 7) Satelliten untergebracht werden können. Dieses bietet den Vorteil, daß aus einer orbitalen Position mehr Radio- und Fernsehprogramme übertragen werden können. Die zunehmende Digitalisierung von Radio und Fernsehprogrammen mit der neuen Norm MPEG-2 schafft noch mehr Programmkapazität sowie eine hervorragende Bild- und Tonqualität. Als Beispiel der Copositionierung dient hier die Position 13° Ost, auf der sich insgesamt 5 Satelliten der Organisation xdeu.gif (837 Byte)  EUTELSAT befinden:

Satellitensystem Eutelsat

Zum Empfang der Programme aller Satelliten auf einer Position muss die Satellitenantenne des Empfängers entsprechend ausgerichtet sein. Die Ausrichtung hängt neben dem gewünschten Satelliten v.a. vom Standort des Emfängers ab und wird als x3.gif (121 Byte) Richtungswinkel angegeben.


Stabilität und Lageregelung

Geostationäre Satelliten

Die wichtigste Satellitenbahn für Nachrichtensatelliten ist die geostationäre Umlaufbahn. Hierbei wird der Satellit auf eine Höhe gebracht, bei der eine Umlaufzeit genau 24 Stunden entspricht. Somit scheint der Satellit für den auf der Erde stehenden Beobachter fest im Himmel verankert zu sein. Auf der Erde befindliche Antennen können dann fix auf die Satellitenposition ausgerichtet werden.

Geostationäre Satelliten können je nach Abstrahlleistung unterteilt werden in

x1.gif (121 Byte) Low-Power-Satelliten

x1.gif (121 Byte) Medium-Power-Satelliten

x1.gif (121 Byte) High-Power-Satelliten


Startsysteme

Stabilität, Lageregelung

Ein geostationärer Satellit ist ca. 36000 km von der Erdoberfläche entfernt und dreht sich erdsynchron mit. Die Umlaufbahn ist kreisförmig um die Erde über dem Äquator festgelegt. Trotz der geostationären Position des Satelliten wird dieser von der Gravitation beeinflusst, so dass er von seiner orbitalen Position abdriftet. Daneben müssen auch die vereinzelt auftretenden Teilchen wie Protonen oder Mikrometeoriten (Staubteilchen) berücksichtigt werden. Auch der Lichtdruck der Sonne beeinflusst auf Grund der großen Sonnenzellenflügel das Abweichen des Satelliten von seiner ursprünglichen Orbitposition. Es entstehen dadurch Pendelbewegungen in Nord-Süd-Richtung und gleichzeitig langsamere Driftbewegungen in Ost-West-Richtung. Die zulässige Positionstoleranz (üblicherweise 0,1° in allen Richtungen) beschreibt einen Würfel, innerhalb dessen der Satellit gehalten werden muß. Droht der Satellit aus diesem Toleranzwürfel wegzudriften, müssen mit den Antriebsaggregaten Korrekturmanöver vorgenommen werden. Beispielsweise werden beim EUTELSAT I-F1 regelmäßig alle 28 Tage eine Nord-Süd-Korrektur und alle 14 Tage eine Ost-West-Korrektur durchgeführt. Für die Korrektur muß der Treibstoffvorrat des Satelliten genutzt werden, dies begrenzt wesentlich die Lebensdauer des Satelliten. Die Überwachung der Position erfolgt zum einen mit Infrarot-Sensoren, die die Ränder der Erdkugel erfassen und den Satelliten entsprechen einem vorgegebenen Winkel zum Erdmittelpunkt ausrichten. Eine genauere Ausrichtung erfolgt durch ein Peilverfahren, mit dem sich die Sendeantenne automatisch an einem Bakensender in der Mitte Deutschlands ausrichtet. Ständige Meßdaten der Lageposition durch an Bord befindliche Sensoren werden zu den Satellitenüberwachungsstellen gesendet. Alle Telemetriedaten sowie die Betriebszustände werden dauernd überwacht.
 
Nebenstehendes Bild zeigt beispielhaft die Satellitenbewegung und die Bahnkorrekturen innerhalb eines Monats.

Die Lebensdauer des Satelliten ist begrenzt. In erster Linie durch den Verbrauch des Treibstoffvorrates an Bord für die Lageregulierung und durch die Alterung der Modulbaugruppen. In zweiter Linie durch Molekularstrahlung und den Einschlag von Mikrometeoriten auf das Energieversorgungsmodul (Solarzellen). Nach Stand der heutigen Technik beträgt die Funktionsdauer ca. 10 Jahre.

Auf der geostationären Umlaufbahn sind ca. 400 Satelliten rund um die Erde positioniert und werden je nach ihrem konstruktiven Aufbau für verschiedene Aufgabengebiete eingesetzt.

Aufgabe 2

Satellitenbewegungen

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Startsysteme

 

Wie kommen die Satelliten in ihre geostationäre Umlaufbahn?

Ein Satellit stellt die Nutzlast eines Trägersystems dar, mit dem eine Transferbahn erreicht wird. Als Trägersysteme dienen herkömmliche Raketen oder auch teilweise wiederverwendbare Space Shuttle. Seine geostationäre Umlaufbahn erreicht der Satellit von der Transferbahn aus durch ein eigenes Antriebssystem. Folgende Transportmittel für Satelliten werden von verschiedenen Ländern angeboten:

Anbieter Transportmittel Nutzlast  
Westeuropäische
Staaten
Ariane IV bis 4.200 kg  
USA Atlas I
Titan III
Delta II
bis 2.360 kg
bis 4.500 kg
bis 1.800 kg
 
Russland Proton
Energia
bis   21.000 kg
bis 140.000 kg
bis   18.000 kg
in den niedrigen Orbit
in den niedrigen Orbit
in den hohen Orbit
China Langen-Marsch-
Familie
9.000 kg
4.000 kg
in den niedrigen Orbit
in den hohen Orbit
Japan N II und H II bis 350 kg  

Der Starplatz für die Trägerraketen sollte möglichst in der Nähe des Äquators sein (z.B. in Kourou, Französisch Guyana für die Ariane-Trägerraketen). Je weiter der Startplatz vom Äquator entfernt ist, desto mehr Treibstoff wird verbraucht, um den Satelliten in die Synchronbahn zu bringen. Dieser steht dann nicht mehr für Korrekturmaßnahmen zur Verfügung und verkürzt damit die Lebenszeit des Systems.

Durch das Transportsystem wird der Satellit zunächst in das Perigäum (erdnächster Bahnpunkt, etwa 200 km) einer elliptischen Umlaufbahn gebracht. Der erdfernste Bahnpunkt (Apogäum) der Ellipse beträgt dabei etwa 35000 km. Die elliptische Satellitenbahn wird genau vermessen und daraus der Zündzeitpunkt und die Zünddauer berechnet, für die das Antriebssystem des Satelliten gezündet werden muss, um das Perigäum der Bahn zu erhöhen. Um eine annähernd kreisrunde Flugbahn um die Erde zu erreichen, sind etwa drei Apogäumseinschüsse nötig. Der Satellit wird dann noch auf seiner kreisrunden Bahn verschoben, in seine vorbestimmte Position gebracht und seine Lage auf das vorgesehene Versorgungsgebiet ausgerichtet. Die gesamten nachrichtentechnischen Anlagen werden vor der ersten Inbetriebnahme durch sog. "In-Orbit-Tests" überprüft.

Eine gute und ausführliche Beschreibung der Positionierung und Ausrichtung des Satelliten im Orbit nach dem Start finden Sie auf einer Seite der xdeu.gif (837 Byte) Deutschen Luft- und Raumfahrtgesellschaft/German Space Operation Center (dlr/gsoc).


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x3.gif (121 Byte) Richtungswinkel
x1.gif (121 Byte) Anhang

© by Forster
Fachschule für Techniker der Stadt Erlangen
Letzte Änderung: Montag, 04. Oktober 1999