Was hab ich denn als Esperantist alles so gemacht ?
Pfingsten 1972 fuhr ich zusammen mit Herrn Schmidt (siehe Kapitel
"Wie kam ich zu Esperanto"
) nach Braunschweig und besuchte dort den 50. Kongreß des
Deutschen
Esperanto-Bundes (DEB).
Bild vom Kongreß (von links):
Herr Schmidt aus Erlangen (mein Lehrer), unbekannte Japanerin, Herr
Menetrier aus Braunschweig
Dort in Braunschweig gab es auch ein Treffen mit Herrn Behrmann, da dieser alle anwesenden Käufer seines Programmes zu einer Zusammenkunft einlud.
Hermann Behrmann in seinem
Esperanto-Centro
Durch Herrn Behrmann habe ich im Jahr 1976 auch erfahren, daß
es jetzt ganz neu ein Adressbuch, das sich "Pasporta Servo"
nennt gibt. In diesem Adressbuch konnte und kann man sich (bis heute)
kostenlos eintragen lassen, wenn man grundsätzlich bereit ist
andere Esperanto-Freunde für eine zu verabredende Zeit kostenlos
als Gast aufzunehmen. Ich war begeistert über diese
Möglichkeit überall in der Welt bei Esperanto-Freunden
übernachten zu können und kaufte mir sofort die damals noch
ganz dünne Broschüre. Das Problem war nur, daß ich zum
damaligen Zeitpunkt, zwar etwas Ahnung über die Plansprache
Esperanto hatte, auch hatte ich mir zwei Wörterbücher
gekauft, aber von wirklich sprechen und verstehen konnte keine Rede
sein. Es war aber natürlich Voraussetzung, daß man sich mit
den Gastgebern in der Sprache Esperanto verständigen konnte !
Als ich dann im Mai/Juni 1982 nach Tokio geflogen bin, um für 3 Wochen meinen Freund und früheren Arbeitskollegen Wilfried Strecker zu besuchen, ergriff ich - frech wie ich nun mal bin - trotz meiner eingeschränkten Esperanto-Kenntnisse, das erste Mal die Gelegenheit um im Ausland Esperanto zu praktizieren. Aus "Pasporta Servo" suchte ich mir die Adresse des "Esperanto-domo" (Esperanto-Haus) heraus und schrieb dorthin um meinen Besuch anzukündigen. Ich benötigte zwar keine Übernachtung, weil ich ja - wie oben schon erwähnt - zu Gast bei meinem Freund Wilfried war, aber ich lernte dadurch einen sehr netten Japaner, namens Tadao Yanati kennen. Ich erinnere mich noch, daß er von Beruf Ingenieur war. Wir haben uns während meines Aufenthaltes in Tokio einmal im "Esperanto-domo" getroffen, aber auch außerhalb. So war er zum Beispiel auch bei meinem Abschiedsabend zusammen mit deutschsprechenden Arbeitskollegen von Wilfried eingeladen. Bei dem Abschiedsabend wurde natürlich von den deutschsprechenden Arbeitskollegen übersetzt, aber wenn ich ohne weitere Begleitung mit ihm war, erfolgte die Verständigung hauptsächlich über meine Wörterbücher, die ich natürlich mitgenommen hatte ! Auch nachdem ich wieder zuhause war, hatte ich noch eine gewisse Zeit Briefwechsel mit ihm. Das ganze immerhin trotz meiner sehr bescheidenen Esperanto-Kenntnisse, die im Grunde genommen nur auf mangelnde Übung, bzw. Praktik zurückzuführen war.
Herr Alfons Fendt, der Gründer der Esperanto-Gruppe Erlangen
Am 24.4.84 übergab mir der Vorsitzende der Erlanger
Esperanto-Gruppe Herr Fendt, die Kopie eines Schreibens von Sinjoro
Christian Bertin aus Rennes, der französischen Partnerstadt von
Erlangen. Er schrieb,
daß
in Rennes eine Ausstellung über die Partnerstädte erfolgt und
die
Esperanto-Gruppe will sich mit schönen Briefkuverts
(möglichst Sondermarken)
aus den Partnerstädten daran beteiligen. Seinem Wunsch ihm zu
schreiben
und das Kuvert mit schönen Sonderbriefmarken zu bestücken,
bin
ich natürlich gerne nachgekommen. Daraus entstand dann 1985 eine
Einladung ihn in Rennes besuchen zu kommen, was ich im Sommer 1985 auch
gemacht habe. Ein Jahr vorher, also im Sommer 1984 war ich schon mal in
Rennes und zwar hatte ich da bei einer Gruppenreise, die im Rahmen
eines Austausches zwischen der KAB
Erlangen und einem ähnlichen französischen Verein in Rennes
durchgeführt wurde, teilgenommen. Untergebracht war ich und ein
anderer junger Mann damals bei zwei Krankenpflegern, mit denen wir uns
nur notdürftig über ein Wörterbuch verständigen
konnten.
Also im Sommer 1985, nochmal (diesmal alleine), nach Rennes zu
Christian Bertin und seiner Familie.
Eine Woche nur Esperanto, da habe ich viel gelernt. Aber auch hier
mußte ich noch oft meine (Esperanto)-Wörterbücher
gebrauchen, ich
war immer noch, der ewige Anfänger (la eterna komencanto).
Trotzdem ich konnte mich im Ausland verständigen. Darauf war ich
stolz. Trotzdem habe ich natürlich kurze Zeit nach meinem
Aufenthalt in Rennes wieder alles gelernte vergessen. Das war das
Problem. Ich bin also bis zu dem Zeitpunkt, wo ich keine Gelegenheit
mehr zum vergessen hatte (siehe weiter unten) ein "eterna komencanto"
geblieben !! Übrigens, bei meinem zweiten Besuch in Rennes, hat
mein
Gastgeber Christian Bertin es möglich gemacht, daß ich die
Gastgeber (zwei Krankenpfleger) bei denen ich ein Jahr zuvor
untergebracht war, wieder
treffen konnte. Wir waren in einer Creperie und haben gemeinsam
schön zu Abend gegessen. Da war natürlich auch gleich
Gelegenheit, die beiden über Esperanto zu informieren. Am
Schluß gab es Streit zwischen den Franzosen, jeder wollte die
Rechnung übernehmen. Ich weiß nicht mehr genau, aber ich
glaube Christian Bertin hat damals gesiegt, schließlich war ich
zu dem Zeitpunkt sein Gast !!! War aber ein schöner Abend.
im Sommer 2009 habe ich Christian
Bertin wiedergetroffen, von dem ersten Besuch gab es leider keine Fotos
Im Jahr 1989 bin ich in eine Zwei-Zimmer-Wohnung umgezogen und von
einem Kollegen habe ich ein ausziebares Sofa geschenkt bekommen. Da kam
ich dann auf die Idee, ich könnte doch jetzt auch selber Gastgeber
für Esperantisten werden. Ich war mir zwar sicher, daß bei
den wenigen Esperantisten die es gibt (dachte ich jedenfalls) schon
keiner kommen wird, aber ich hatte trotzdem Angst daß vielleicht
doch einer kommen könnte und dann meine Esperanto-Kenntnisse
vielleicht nicht ausreichen. Mein Glück war, daß in der
Abteilung von Siemens in der ich gearbeitet habe, ein perfekter
Esperantist war, also ein Kollege von mir. Das war Wolfram Menzel.
Seine Adresse hatte ich übrigens mal von dem an anderer Stelle
erwähnten Herrn Behrmann bekommen. Ihn habe ich gefragt, ob er mir
helfen würde, wenn ein Brief kommt und ich würde ihn nicht
übersetzen können. Er sagte zu.
Daraufhin habe ich ich mich dann in die Ausgabe 1991 - 1992 von
Pasporta Servo als
"Gastiganto" (Gastgeber) in "Pasporta
Servo" eintragen lassen. Wie in dem
entsprechenden Kapitel nachzulesen, erhielt ich dadurch immer
wieder
Esperanto-Gäste aus der ganzen Welt, mußte vermehrt
Korrespondenz führen
und bekam mehrfach Einladungen zum Gegenbesuch in fremde Länder.
Hier hat sich vor allem ein reges hin und her sprich gegenseitigen
Besuchen nach/aus Olsztyn/Polen entwickelt. Zuerst war ich alleine dort
zu Besuch, dann ein Jahr später mit meinem Bruder Norbert, dann
mehrfach mit Erlanger
Freunden, die dann darauf hin auch sogar Esperanto gelernt haben. Als
ich beim dritten Besuch in Olsztyn war, sagte man mir: "Du brauchst ja
gar keine Wörterbücher mehr. Was hast Du gemacht ? Hast Du
jetzt Esperanto gelernt ??" Nein, ich hatte nicht gelernt, ich hatte
nur keine Gelegenheit mehr, alles wieder zu vergessen !!!
das sind Marian und Ella Zdankowski,
die ich in Olsztyn kennengelernt hatte
Im Jahre 1998 mußte ein Esperantist namens Saulo Salgado
Wanderley aus Rio de Janeiro dienstlich die Firma Siemens in Erlangen
besuchen und nahm bei der Gelegenheit mit mir und der damals noch
existierenden Esperanto-Gruppe Kontakt auf. Er wohnte im Hotel
"Bayerischer Hof",
aber weil wir in der Freizeit viel zusammen unternommen und uns dabei
gut verstanden haben, hat er mich eingeladen, doch mal ihn in Rio de
Janeiro zu besuchen. Diese Einladung habe ich dann im Juni/Juli 2001
wahrgenommen und war bei ihm und seiner Familie 3 Wochen zu Gast. Es
war eine schöne Zeit.
das war Saulo mit Familie, die ich im
Jahr 2001 in Rio de Janeiro besucht habe
In der Zwischenzeit habe ich noch viele Kontakte und Freundschaften mit
Esperantisten in der ganzen Welt schließen können und wenn
ich an einem Esperanto-Treffen oder an einen
Esperanto-Weltkongreß teilnehme, treffe ich mit Sicherheit immer
wieder jemand, den ich von irgendwoher schon kenne. Auch bei Facebook
habe ich viele Esperanto-Freunde !
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