Die Neustadt entsteht
01 Hugenotten ins Land geholt
Markgraf Christian Ernst setzte auf das Handwerk der Glaubensflüchtlinge
Christian Ernst trat 1655 im Alter von elf Jahren das Erbe seines Großvaters als Markgraf des Fürstentums von Brandenburg-Bayreuth an. Nach der Entlassung aus der Vormundschaft durch den Großen Kurfürsten im Jahre 1661 war Christian Ernsts dringlichste Pflicht die Sanierung seines Landes, das noch schwer unter den Folgen des 30-jährigen Krieges litt.
Durch eine Vielzahl von Erlassen und Verordnungen versuchte er den Handel zu beleben. Er entwickelte ein neues Münzwesen, stellte die Sicherheit auf den Straßen wieder her und kümmerte sich um die Wiederansiedelung der öde liegenden Höfe. Erste Emigranten, hauptsächlich aus Österreich, ließen sich in den 1640er und 1650er Jahren im Markgrafentum nieder.
Christian Ernsts Hauptinteresse galt jedoch dem Militär und der Außenpolitik. Ganz im Stile anderer barocker Fürsten und geprägt durch das Vorbild Ludwigs XIV., . an dessen Hochzeit der Markgraf 1660 teilgenommen hatte, schaffte er sich ein stehendes Heer an. Er ließ Befestigungsarbeiten in Bayreuth vornehmen und die Plassenburg bei Kulmbach zu einer Festung nach französischem Vorbild ausbauen. Daneben kosteten Restaurierungsarbeiten an den verschiedenen Schlössern und an der Stadtkirche zu Bayreuth Unsummen.
Christian Erst als junger Mann. |
Der Ehrgeiz des Markgrafen wuchs. Er nahm am Krieg gegen die Franzosen teil. Dafür nutzte er sein Land finanziell rücksichtslos aus. 1677 war die Landesverschuldung höher als bei seinem Regierungsantritt. Dennoch nahm Christian Ernst 1683 am Krieg gegen die Türken teil. Das Reiter-Standbild von Elias Ränz im Schlossgarten erinnert an Christian Ernsts Erfolge vor den Toren von Wien.
Zurückgekehrt in sein Land wandte sich der Markgraf endlich wieder den brachliegenden Finanzen zu. Den Schwerpunkt seiner wirtschaftlichen Aufbauarbeiten setzte er dabei wie auch schon zuvor im Handwerk. Er folgte dem Vorbild des Großen Kurfürsten und erließ Ende 1685 ein markgräfliches Edikt, um hugenottische Flüchtlinge aus Frankreich in sein Land zu holen. Doch Christian Ernsts Ehrgeiz lag weiterhin in der Reichspolitik. 1691 wurde er zum Stellvertreter des Oberkommandierenden des Reichsheeres ernannt, 1707 durch dessen Tod überraschend Oberkommandierender.
Damit hatte er sein großes Ziel erreicht. Doch das Heer befand siel in schlechtem Zustand. Der Markgraf wurde den Eifersüchteleien und Rangstreitigkeiten unter der Fürsten nicht Herr. Zudem durch. Alter und Krankheit geschwächt war er in seinem neuen Amt überfordert. Als die Franzosen in Süddeutschland einmarschierten, ließ er sich zu einem überstürzten Rückzug hinreißen, der in einer bitteren Niederlage gipfelte. Christian Ernst wurde die Hauptschuld für das Desaster angelastet. Er musste das Oberkommando abgeben und zog sich verbittert nach Erlangen zurück.
Seine dritte Gemahlin Elisabeth Sophie hatte langst die eigentliche Regentschaft im Fürstentum übernommen. 1709 stellten die Bayreuther Landschaftsabgeordneten fest, dass die Schulden des Fürstentums auf mehr als l Million Gulden angewachsen waren. Die Untertanen waren völlig verarmt, die Abgaben bis auf 41 Prozent gestiegen. Gerichts- und Polizeiwesen waren korrumpiert, Straßen und Brücken verfallen, Gesindel bedrohte die Wege. Die militärischen Abenteuer des Fürsten hatten Bayreuth in den Ruin getrieben. Christian Ernst wurde gezwungen seinen Sohn als Mitregenten zu akzeptieren. Am 10. Mai 1712 starb Christian Ernst in Erlangen. Er wurde in der Stadtkirche zu Bayreuth begraben.
Das Reiterstandbild des Markgrafen Christian Ernst im Schloßgarten. Es zeigt ihn in der geliebten Feldherrenpose. |
Copyright für "1000 Jahre Erlangen": Erlanger Nachrichten
Erlangen virtuell | Zum Anfang | Nach oben | Fortsetzung |