Eine Abrechnung mit der Informationsgesellschaft. Kommentare etc. bitte an mich.
Meine These: die vielgepriesene Informationsgesellschaft ist das Übel der Zukunft.
Es wird immer wieder davon geschwärmt, besonders seit der "Erfindung" des Internet in den 1990er Jahren, wie toll doch die neue Gesellschaft werden wird und daß sie, die Informationsgesellschaft, Entwicklungsländern ganz neue Möglichkeiten eröffnet und alles...
Zunächst einmal lassen wir den Blick kurz über die Geschichte schweifen: ganz-ganz früher gab es mal den Tauschhandel, die Agrargesellschaft, die Zünfte, die Industriegesellschaft; in meiner Jugend gab es mal die Dienstleistungsgesellschaft - alles alte Hüte, die wir längst hinter uns haben. Jetzt kommt man uns um die Ecke mit der Informationsgesellschaft. Und die wird ganz toll, wie alles was neu ist, versprechen sie uns.
Egal, welche XY-Gesellschaft gerade hip ist, eines ändert sich jedoch niemals: alle Club-Mitglieder (Gesellschaftsmitglieder, Bürger, Insassen eines Landes, Erdenbürger) müssen sich sich ihren Lebensunterhalt (Nahrung, Entsorgung, Dach, Belüftung, Beleuchtung, Beheizung etc.) und ihre Zukunft (Aufzucht von Kindern; Pflege im Alter) erwirtschaften.
Da gibt es die Masse derjenigen, die das mit ehrlicher Arbeit versuchen. Und es gab schon zu allen Zeiten die Geschäftemacher, die das mit weniger Arbeit versuchen; wobei der Übergang fließend ist, denn jeder Mensch versucht alles mit möglichst geringem Aufwand (für sich selbst) zu schaffen. Man kann in unzähligen Büchern die Mechanismen des Marktes nachlesen. Immer geht es beim Wirtschaften darum, andere dazu zu veranlassen, möglichst hohe Preise für Was-auch-immer zu bezahlen.
Es gibt hier zwei wesentliche Mechanismen, die immer wieder zur Wertsteigerung eingesetzt wurden, werden und werden werden:
Die Steigerung der Wertschätzung für Informationen wird dadurch erreicht, daß man sie herbeischwafelt. Im Industrie- und Dienstleisungszeitalter nannte man das volkstümlich Werbung. Im Argarzeitalter war Werbung relativ unbekannt, denn Hunger litten die Kunden von ganz alleine... (was nicht heißt, daß das nicht noch steigerungsfähig war/ist durch Verknappung...) Für das Informationszeitalter bedarf es der Steigerung von Werbung, der Gehirnwäsche.
Die Verknappung des Gutes wird erreicht durch Privatisierung und deren Steigerungen bis zur Monopolisierung. So wird das auch bei der Informationsgesellschaft sein. Diesmal sind Was-auch-immer eben Informationen.
Die Privatisierung war in den vorangegangenen Zeialtern relativ einfach zu bewerkstelligen, da es sich letztlich immer um physische Eigentümer (Waren) handelte. Auch die Dienstleistungen konnten nicht von jedermann erbracht werden. Die Dienstleistungen sind allerdings die Ahnen der Informationsgesellschaft, denn auch sie sind mit Wissen verbunden ("Knowhow"). Allerdings sind Dienstleistungen äußerst unpraktisch, denn sie sind oftmals mit physischer Mühsal verbunden, wie schrecklich (für die Erbringer)! Und wie schrecklich für die Konsumenten, die die Dienstleistung nicht unabhängig von Zeit und Raum verbrauchen konnten...
Das Schlimme an Informationen ist, daß sie flüchtig ist. Und das in vielerlei Hinsicht:
Der im menschlichen Gehirn enthaltene Speicher ist leider flüchtig und erlöscht sogar mit dem Leben, meist jedoch schon vorher...
Information verbreitet sich von selbst, wenn sie begehrt genug ist. Das kann ein über das Internet heruntergeladenes Lied sein, oder die Information "Wo ist ein Sack geplatzt?"; in sehr dünner Konzentration nennt man Informationen dann landläufig "Gerücht".
Information ist leicht kopierbar, die erste: man braucht lediglich einen Satz Bücher und Pauker. Das höhere Ziel des Paukens ist es, den Aufseher über das Pauken (den Pauker) mittelfristig überflüssig zu machen und den Be-Paukten zu befähigen, selbsttätig zu pauken. Die Steigerung davon ist das abstrakte Denken, um durch Schlußfolgerungen eigenständig neue Gedankenwelten zu erschließen und zu dokumentieren.
Information ist leicht kopierbar, die zweite: digital gespeicherte Informationen sind deswegen sehr leicht kopierbar, weil Kopieren das ist, was ein Computer am besten kann: es ist die am einfachsten zu implementierende Rechenoperation ("die Bytewurst der Länge N ab Speicherzelle AB rüberhampeln nach Speicher ab Speicherzelle XY."). Zudem vollführt ein Computer das x-mal für eine simple Information: diese liege auf der Festplatte vor; von dort wird sie in den Cache der Festplatte kopiert, dann wird sie Byte für Byte auf den Bus kopiert, dann liegt sie bröckenweise im Speicher des SCSI-Controllers, dann liegt sie im Speicherbereich des Betriebssystem-Kerns, dort darf sie ein Anwender noch nicht sehen, sie muß seinem Programm erst übermittelt werden; dazu wird die Information vom Kernel-Space in den User-Space in einen Puffer seines Programms hochkopiert; von dem Puffer wird sie nochmals durch irgendwelche Formatierungsroutinen gedreht (zerhackt/umkopiert), schließlich dem Graphik-Subsystem übergeben (kopiert); dann geht es wieder in den Kernel-Space hinunter, über irgendwelche Busse in den Speicher der Graphikkarte, die rödelt das in Bildsignale um, die der Monitor hoffentlich darstellen kann, und vielleicht gibt das einen Pixelhaufen, der für unsere Augen so aussieht, als könnte es die ursprüngliche Information aus der Bytewurst auf der Festplatte sein...
So wie ein Computer also Informationen für uns Menschen darstellen kann, so kann er sie sich für sich selbst darstellen, sprich: er kopiert sie sich von einer Festplatte auf die andere (evtl. über ein Netzwerk).
Und so diffundiert Information von einem Computer zum anderen, allerdings ohne dabei an Dichte/Konzentration abzunehmen. - Das haben dann die Hersteller von CDs auch gleich begriffen, 20 Jahre nachdem sie uns digitale Musik reingedrückt hatten... Deswegen sind sie jetzt auch hektisch unterwegs, durch Gesetze uns, den Verbrauchern, die Freiheit wieder zu nehmen, die sie damals selbst aktiv angeleiert hatten (gegen unseren Willen: kein Mensch wollte damals anfangs von Vinyl-Schallplatten weg)...
Endlich ist die Menschheit soweit, daß sie endlich, nach Jahrtausenden der Mühsal mit verrottendem Papyrus, im Schweiße ihrer Füße in Stein gemeißelten Informationen, den in Handarbeit duplizierten Büchern, dem immer noch nicht für jedermann verfügbaren Buchdruck, der selbst für Nationen nicht bezahlbaren Rettung von säurehaltigen Papieren - nun endlich, endlich kann es sich (fast, siehe unten) jeder leisten, jeder ist körperlich in der Lage, einen Maus-Knacks auszuführen, und schon wird Information kopiert, und zwar verlustfrei. Endlich keine Verfälschung von Erzählungen mehr durch Übertreibungen ins Heldenhafte.
Endlich!
Und da fällt uns nichts besseres ein als die Informationsgesellschaft... Die durch die jeder bisherigen Gesellschaft innewohnenenden Zwanghafigkeit zur Verknappung des gerade angesagten Gutes diese Freiheit zwangsläufig sich selbst wieder nehmen muß, um die alten Prinzipien der Privatisierung und Verknappung erhalten zu können! Man kann es schier nicht fassen!
Möglichkeit der Überwindung: übernächste Stufe.
@@@@@@@@ Wird fortgesetzt. In Arbeit.
Stoff: Computer für hungerndes Kind?
Stoff: was kommt nach der Information/Informationsgesellschaft? Und danach? - Die Dienstleistung der Informations-Kontrolle (wieder physisch - Razzien, Leute wegsperren, Informationsspeicher zerstören).
© 2005 ich Datum der Erstellung: 2005-05-22T01:25:42+0200 Datum der letzten Aktualisierung: 2005-05-22T01:25:42+0200 EOF