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Diskussion/"1984"

Big Brother is watching you.

Vorwort

Kommentare etc. bitte an EXTINGUISH_INCLUDING_dot.ea1370@EXTINGUISH_INCLUDING_dot.fen-net.de. Zugegeben, manches klingt vielleicht etwas überzogen und konspirativ, aber man sollte einmal darüber nachdenken, ob einem das hier Vorgestellte gefällt... - Vielleicht werden wir eines Tages über das hier Geschriebene lachen... dann aber hoffentlich nicht bitter, sondern erleichtert und mit nostalgischen Gefühlen.

Der Text ist bisher noch etwas unstrukturiert, eine etwas wirre Kollektion von Fakten/Gerüchten/Gedanken, die man so aufschnappt. Ich habe leider wenig Zeit, sie besser zu strukturieren; wichtiger ist mir, daß sie schnell notiert und damit dokumentiert sind. Die Zeiten (und die Gesetze) ändern sich zur Zeit so schnell...

Die einstige linke Opposition ist keine mehr, sondern prescht mit Forderungen nach Überwachung vor, die man ihnen nicht zugetraut hätte; und die jetzige (rechte) Opposition weiß schon gar nicht mehr, wie sie noch lauter nach Überwachung schreien kann (dagegen sein können sie ja schlecht, sonst lägen sie ja als Rechte links der Regierung; es kann nicht sein, was nicht sein darf...) Und zur Zeit (Ende 2001) herrscht eine Stimmung in der Bevölkerung, die allem blindlinks beipflichtet, was mit dem vorgeblichen Prädikat "Sicherheit" daherkommt... Der Deutsche Michel ratzt tief und fest. - Ich hoffe, daß es unseren Datenschutzbeauftragten nicht so bald an den Kragen geht...!

Aber als "braver Bürger" kann (sprich: darf) man doch nicht gegen Sicherheit sein... Diese Sicherheit kann jedoch trügerisch sein: Soweit ich weiß, schlugen viele Juden in den 1920er Jahren die Warnungen vor Hitler in den Wind, und wanderten nicht aus. Sie waren loyale Bürger des Landes und hatten doch nichts zu befürchten, oder...? - Das Erwachen war schrecklich...

Ich bin nicht gegen Sicherheit oder den Staat. Ich möchte mit dieser Seite meine Anregung geben, daß jeder Bürger seine Politiker, die er gewählt hat (auch die, die er nicht gewählt hat) beobachtet bei ihrem Handeln und seine Wahlstimme nutzt. Gerade wir Deutschen haben uns im Zusammenhang mit Überwachung und Kategorisierung von Menschen schon einmal äußerst unrühmlich hervorgetan... Wir haben allen Grund und Anlaß zur Achtsamkeit! Auch, und gerade, drei Generationen später! Es ist nun einmal unser Erbe, ob wir wollen oder nicht.

Aber jetzt zum eigentlichen Text...

"1984"...

... steht vor der Tür! - Eigentlich sollte die totale Überwachung schon 1984 eingeführt sein... Die in George Orwells Vision dargestellten Überwachungs-Geräte (überall zu installierende Kleinst-Kameras und Mikrophone, nachgelagerte Technik wie automatische Erkennung aller möglichen Kennzeichen wie Fingerabdruck, Genom, Irismuster, Gesichtserkennung etc.) sind nun verfügbar. Daß sie erst um die Jahre 2000/2001 verfügbar sind, ist nichts besonderes: es ist nichts anderes als der ganz normale Projekt-Verzug, wie er in der Wirtschaft üblich ist... Nebenbei dient er dazu, das Fortschreiten und die Assoziation mit George Orwells Vision zu vernebeln...

Die Goebbels-Schnauze ("Volksempfänger") zur Gleichschaltung der Massen war nur eine kleine technische Fingerübung. Mit der heutigen Verbreitung von Fernsehgeräten ist eine noch viel größere Wirkung möglich ("Wer die Medien hat, hat die Macht über das Volk." Daß politische Mächte sich Medien kaufen können, sieht man an Italien... mühsam gleichschalten ist out). Andere Multimediageräte gehören auch dazu, wie z.B. Telephone: die wichtigste Frage der Jugend lautet momentan: "Wer kann am schnellsten SMS tippen?", nicht "Was treiben eigentlich unsere Politiker?".

Wie abhängig man von Massenmedien werden kann, sieht man schon in Amerika (unser großes Vorbild, dem wir selbstredend nacheifern müssen): da gibt es inzwischen Menschen, die schlicht ausrasten, wenn man ihnen den Fernseher wegnimmt... So weit kann die Virtualisierung des Lebens getrieben werden, daß Menschen nicht mehr mit der Realität und sich selbst zurechtkommen.

In der Schule haben wir uns noch über Zustände a la George Orwells "1984" ereifert... - heute gibt es schon Leute, die sich eine Web-Cam in ihre Bude basteln und sich freiwillig überwachen lassen, weil sie angeblich ja nichts zu verbergen haben... (Seltsamerweise machen sie aber auf öffentlichen Toiletten immer noch die Türe hinter sich zu...). Seit kurzem (Sommer 2001) wird ein Notebook beworben mit eingebauter Kamera...

Das Ziel ist klar: die Menschen sollen langsam aber sicher an die ständige Präsenz der kleinen Überwachungs-Linse gewöhnt werden.

Thema Geschichtsfälschung: nachdem heute die meisten Fakten elektronisch gespeichert werden, ist deren nachträglicher Veränderung ("Wahrheitsgestaltung") Tür und Tor geöffnet. - Im Zeitalter von dynamischen Webseiten ist es leicht, heute eine Information zu streuen und sie morgen zu verändern oder verschwinden zu lassen...! Schon mal in einer Suchmaschine etwas gesucht und viele Links deuteten ins Leere? - Dabei liegen zwischen den Scans der Suchmaschinen meist nur 2 Wochen! Es gibt im Web keine persistenten, vertrauenswürdigen Daten!

Die einzige Abhilfe heißt "Kopieren": viele unabhängige Leute/Organisationen/Rechner müssen die Daten in einen eigenen vertrauenswürdigen Bereich kopieren. Im Zweifelsfall braucht man das Wissen, wer die Daten noch kopiert haben könnte und dessen Bereitschaft, sie zu einem verifizierenden Vergleich zur Verfügung zu stellen. Die große Frage bleibt jedoch: Haben daraus gewonnene Erkenntnisse Bestand vor Gericht...? Die Wahrheit wird zunehmend zur Definitionssache.

Digitale Signaturen versagen, denn wer Geschichtsfälschung betreiben will, wird diese nie und nimmer zur Verfügung stellen, da sonst seine Machenschaften beim ersten Versuch auffliegen würden.


Ein paar Fakten gefällig?


"Wer nichts verbrochen hat, braucht sich auch nicht vor Überwachung fürchten..." - Blauäugiges, dummes Geschwätz! Richtig ist:

"Wer nichts verbrochen hat, braucht auch nicht überwacht werden."


Mögliche Auswege

Ab sofort nur noch verschlüsselt kommunizieren!

Aber Achtung! Auch bei verschlüsselter Kommunikation ist ein Abhören noch möglich! Um das zu verstehen, ist Verständnis des ISO-7-Schichten-Modells der Kommunikation nötig. - Kurz gesagt: auch wenn das eigentliche Gespräch vielleicht verschlüsselt stattfindet, der Verbinungsaufbau auf einer tieferen Schicht (spätestens auf dem "Physical Layer") ist immer nachvollziehbar ("Wer kommuniziert mit wem?" - Das kann schon sehr aufschlußreich sein...);

Das ist deswegen so, weil

  1. es technisch meines Wissens nicht anders möglich ist. Irgendwie muß man ja der Vermittlungsstelle mitteilen, mit wem man Kontakt aufnehmen möchte...
  2. die Telekommunikationsanbieter schliesslich wissen wollen, wem sie Gebühren verrechnen müssen...
  3. die Gesetzgeber die Telekommunikations-Anbieter dazu verdonnern werden (koste es, was es wolle), eine Abhörschnittstelle zur Verfügung zu stellen; Spätestens über diese ist dann auch mindestens die Frage "Wer kommuniziert mit wem?" beantwortbar!

Man muß sich über folgendes im Klaren sein: werimmer telekommuniziert, hinterläßt eine Datenspur, die de facto nicht mehr zu löschen ist! - Soweit ich weiß, ist der Stand heute (2001-12-01) nach den noch gültigen Gesetzen wie folgt:

Das heißt aber noch lange nicht, daß andere Leute/Institutionen, die von den Daten Kenntnis genommen haben (sprich sich Kopien der Datenbanken ziehen, bzw. an den Datenbanken mithorchen), diese Kopien auch löschen...

Wenn die aktuellen Bestrebungen unserer Politiker durchgehen, sieht die Situation so aus:

Damit ersparen sich andere Leute/Institutionen das ständige Mitlauschen/Kopieren der Vermittlungsdatenbanken. Die Telekommunikationsanbieter werden zum verlängerten Arm der Ermittler. Ein genialer Schritt, denn damit laufen die gigantischen Datenmengen nicht mehr an einer zentralen Stelle (bei den Ermittlern) auf, sondern die Speicherung findet dezentral statt. Zum theoretischen Hintergrund: dezentral-selbstorganisierende Systeme sind die leistungsfähigsten.

Apropos "koste es, was es wolle": das Gegenargument des Kostenfaktors einer Abhörschnittstelle ist eher schwach: je weiter die Zeit und Entwicklung fortschreitet, umso erschwinglicher (und damit für die Telekommunikations-Anbieter zumutbarer) wird sie... Zumal die Kosten letztlich sowieso an die Verbraucher durchgereicht werden, da werden die gar nicht gefragt.

Dazu ein Zitat aus einem Forum:

In China muß die Familie des Delinquenten die Kugel zur Hinrichtung bezahlen. Also bezahlst Du hier Deine eigene Beschnüffelung...

Nochmal Achtung! In vielen Ländern der Welt ist Verschlüsselung (bei Todesstrafe) verboten! - Und in den Ländern, in denen es nicht verboten ist, sind Gesetze unterwegs, mit denen man die Herausgabe von (digitalen) Schlüsseln erzwingen kann ("Beugehaft" nennt man das dann, "Folter" ist nämlich ein gar häßlich Wort...)!

Weitere Hintergründe zu den "Sicherheitsgesetzen" http://www.heise.de/newsticker//data/hod-07.11.01-000/, http://www.heise.de/newsticker/data/fr-29.12.01-000/, http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/11456/1.html, Europäischer Rat will Datenspeicherung zulassen, Abhörstandards für digitale Netze vor der Verabschiedung,

Fazit

Man kann sich letztlich sogar die Verschlüsselung sparen...: Wenn die Überwacher wissen, daß man und mit wem man kommuniziert (hat), haben sie einen auch schon abgehört. Wenn sie die Kommunikation nicht verstanden haben, gehen sie davon aus, daß man verschlüsselt kommuniziert (hat). Dafür gibt es gleich ein paar "Verdächtigkeits-Punkte" und man wird eines (geplanten) Verbrechens (egal was) bezichtigt. Jetzt hat man die Beweislast, daß man erstens nicht verschlüsselt kommuniziert (hat) und daß man an dem Verbrechen nicht beteiligt war/ist. Um den Beweis zu erbringen, muß man notfalls den/die Schlüssel zu der Kommunikation herausrücken, um die (aufgezeichnete) Kommunikation glaubhaft offenlegen zu können. Falls man das nicht tut, wird man per Gesetz dazu verpflichtet und durch "Maßnahmen" (s. Beugehaft) dazu gezwungen. - So einfach ist das...

Das einzig richtige Argument heißt:

„Wir, das Volk, beschließen, daß wir nicht abgehört oder überwacht werden wollen!“

D.h. jeder einzelne muß sich für die Ziele der zur Wahl stehenden Parteien interessieren und auch zur Urne gehen! Und hier wird ein Schwäche unseres Wahlsystems deutlich: Man kann nur Parteien bzw. deren Wahlprogramm wählen. Ob sie zu diesem Wahlprogramm stehen bzw. ob die Parteien unterdessen politische Positionen beziehen, die man von ihnen nicht erwartet hätte, läßt sich erst nach der Legislaturperiode sagen. Dann müßte es aber noch vernünftige Alternativen zu wählen geben, die die Datenschutzbedürfnisse der Bürger durchsetzen...

Auch müssen sich alle europäischen Völker einig sein... die Einigung der Völker zu diesem Thema ist jedoch sehr schwierig; leicht ist jedoch eine Einigung, wenn sich lediglich ein paar wenige "Großkopferte" mit ihren Dolmetschern an einen Tisch setzen und für Europa ein paar entsprechende Gesetze ausküngeln...

Links

Es gibt zum Glück auch noch Organisationen, die sich für den Erhalt der Privatsphäre einsetzen:

http://www.stop1984.com/ http://www.stop1984.com/index2.php?text=letter.txt SOS privacy


PS: Es gibt keinen Link, der einen wieder auf die Hauptseite führt! Dazu haben die Browser ja die URL-Zeile, damit man lesen kann, wo man ist und eingeben kann, wohin man will...

© 2001 ich
Created: Mit Sep  5 00:15:21 MEST 2001
Last updated: 
Mon Sep  8 01:01:47 CEST 2003
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