Wolf, Joan: Das normannische Siegel

"No Dark Place" (1999)

Blanvalet TB 35294, 406 Seiten, DM 14,90, August 2000

ISBN 3-442-35294-0

England im 12. Jh.: Hugh Corbaille folgt der Einladung Sir Nigels auf dessen Gut Somerford, um das Geheimnis seiner Abstammung zu lüften.

Nach dem Tod seiner geliebten Pflegeeltern ist Hugh Corbailles Leben unerträglich leer geworden - deshalb nimmt er schließlich nach langem Zögern die Einladung Sir Nigels an, ihn auf dessen Gut Somersford zu begleiten. Sir Nigel glaubt in ihm den für tot gehaltenen Sohn seines ermordeten Lehnsherren, des mächtigen Earls of Wiltshire, wiedererkannt zu haben. Der einzige Sohn des Earls wurde nach der Ermordung seines Vaters entführt und ist seitdem spurlos verschwunden. Hugh wurde als Kind von dem Sheriff von Lincoln völlig verstört, in Lumpen gehüllt und dem Hungertod nahe auf der Straße aufgegriffen. Im Hause des Sheriffs, unter der liebevollen Pflege von dessen Frau hatte sich der Junge rasch erholt, wusste aber außer seinem Namen nichts von seiner Vergangenheit. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Es scheint Hugh zwar unwahrscheinlich, dass Sir Nigel mit seiner Vermutung Recht hat, aber ganz auszuschließen ist es nicht. Der Ritter will Hugh dazu bringen, mit ihm nach Chippenham, den Stammsitz der Earls of Wiltshire zu kommen. An der Stätte seiner Kindheit könnte Hugh seine Erinnerung leichter wiederfinden, allerdings steht weder zu erwarten, dass der jetzige Earl, der Onkel jenes verschollenen Hugh, das Auftauchen seines Neffen begeistert aufnehmen wird, noch dass er die unglaubliche Familienähnlichkeit übersehen könnte. Im Hause Sir Nigels erwartet Hugh aber noch eine ganz andere Überraschung - Cristen, die liebliche Tochter des Ritters, zu der Hugh sich ebenso hingezogen fühlt wie sie zu ihm. Mit klugem Rat steht sie Hugh bei der Aufklärung der Vergangenheit zur Seite - denn dass er tatsächlich jener tot geglaubte Hugh de Leon ist, daran besteht schon bald kein Zweifel mehr, doch dann ist es unerlässlich, dass er herausfindet, was es mit der Ermordung seines Vaters auf sich hatte.

Zugegeben, "Das normannische Siegel" ist kein Liebesroman im klassischen Sinn, aber ein ausgezeichnet geschriebener historischer Roman voller Spannung um ein mysteriöses Geheimnis, das es aufzudecken gilt. Die Liebesgeschichte zwischen Hugh und Cristen mag eher im Hintergrund stehen, ist aber nichts desto trotz wunderschön. Dazu kommen das passende, geschmackvolle (!) Cover, und die angemessene Übersetzung (nur der Titel ist frei erfunden und ohne jeden näheren Bezug zur Handlung - in der ganzen Geschichte kommt kein einziges "normannisches" Siegel vor!), sodass ich den neuesten Joan Wolf nur wärmstens empfehlen kann.


Letzte Änderung: 26.07.00 22:41:42