Roberts, Nora: Der weite Himmel

"Montana Sky" (1996),

Heyne TB 01/10533, 559 Seiten, DM 14,90, 1998

ISBN 3-453-13115-5

Drei ungleiche Schwestern finden ihr Glück.

Der Tod des wenig liebenswerten Millionärs Jack Mercy weckt bei den meisten Menschen seiner Umgebung keinen großen Kummer. Mit seinem Testament scheint er noch aus dem Grab heraus eine letzte Gemeinheit begehen zu wollen: Er hat bestimmt, dass seine drei Töchter aus drei verschiedenen Ehen seine Ranch und damit sein Vermögen nur dann erben, wenn sie ein Jahr lang gemeinsam auf der Mercy-Ranch in der ländlichen Einsamkeit Montanas leben. Das ist für die drei ganz unterschiedlichen Frauen gar nicht einfach, da sie sich bei der Beerdigung des Vaters das erste Mal gesehen haben.
Die älteste der drei Schwestern ist Tess, eine typische Großstadtpflanze, die in Hollywood als Drehbuchautorin arbeitet, aber auf das Geld ihres Vaters nicht verzichten kann, und sich so notgedrungen den Bestimmungen des Testaments fügt. Ganz allmählich lernt sie die Ruhe und die landschaftliche Schönheit ihrer neuen Umgebung schätzen und entdeckt an sich Seiten, die sie nie für möglich gehalten hätte. Und dann ist da noch der sympathische Anwalt Nate ...
Die zweite Schwester heißt Liliy, eine zerbrechliche Schönheit, die vor ihrem brutalen Ex-Ehemann, der die ausgesprochene Scheidung nicht akzeptieren kann, auf der Flucht ist, ist mehr als dankbar für das perfekte Versteck, das sie durch den letzten Willen ihres Vaters angeboten bekommt. Der sanfte Halbindianer Adam, Jack Mercys Stiefsohn, ist mehr als bereit, ihr zu helfen, über ihre unglückliche Ehe hinwegzukommen und ihrem Leben neuen Sinn zu geben.
Die jüngste Schwester Willa, eine selbstbewusste junge Frau, ist auf der Ranch aufgewachsen und hat sich als einzige von Jack Mercys Töchtern um dessen Zuneigung und Achtung bemüht. Mit der Verfügung, dass sie die Ranch nicht ohne Hilfe weiterführen darf und ausgerechnet Ben McKinnon als Testamentsvollstrecker zur Aufsicht über den Ranchbetrieb bestimmt wurde, weckt in ihr tiefe Verbitterung - hat sie doch ihr Leben lang versucht, ihrem Vater zuliebe alles Weibliche an sich zu unterdrücken - und auch weil sie insgeheim eine Schwäche für den attraktiven Rancher Ben hat. Während die beiden sich in den Haaren liegen, fliegen nur so die Funken - so dass es nur natürlich ist, dass sie über kurz oder lang in einem Bett landen. Aber werden sie sich ihre Liebe auch eingestehen können?
Der Frieden des Ranchalltags wird jäh unterbrochen, als ein grausam verstümmeltes Pferd aufgefunden wird. Ein Psychopath scheint sein Unwesen zu treiben, denn schon bald häufen sich ähnliche Verbrechen ...

Dieser Liebesroman überzeugt gleichermaßen durch Spannung und Romantik. Besonders positiv fällt auf, dass Nora Roberts der Geschichte Zeit gibt, sich zu entwickeln, den Leser zu faszinieren. Einfühlsam wird erzählt, wie die Schwestern sich langsam näher kommen, wie sie ihre Gemeinsamkeiten entdecken und die Unterschiede an Bedeutung verlieren. Und jede findet ihr Glück, ohne dass der Roman seine Glaubwürdigkeit einbüßt. Das Rätsel der mysteriösen Anschläge bringt zusätzlich Spannung und verhindert, dass das Buch zur Schnulze wird - so bietet dieser Liebesroman nicht nur Romance-Fans etwas, sondern ist auch etwas für passionierte Krimileser geeignet. Für solche Bücher kann es nur eine Bewertung geben: die Bestnote.


Letzte Änderung: 19.12.98 19:41:15