Lindsey, Johanna: Geheimnis des Verlangens
"Once a princess" (1991)
Heyne TB 01/8660, 395 Seiten, DM 9,80, 1993
ISBN 3-453-06167-5
Ein Märchen wird für das Tavernenmädchen Tanya aus Natchez, Mississippi, wahr, als ein Prinz in ihr Leben tritt und ihr eröffnet, dass sie eine Prinzessin und seine Braut sei.
Nur weil der König, sein Vater, im Sterben liegt, lässt sich Prinz Stefan von Cardinia, dazu überreden, sich nach Amerika aufzumachen, um von dort eine - seine - Braut, von deren Existenz er bisher nichts ahnte, nach Cardinia heimzuholen und dort zu heiraten. Weil ihre Familie in eine Blutfehde mit einer anderen Familie verwicklet war, wurde die junge Prinzessin Tanya als Baby in Begleitung einer Vertrauten ihrer Mutter ins ferne Amerika geschickt. Dort sollte sie eine angemessene Erziehung erhalten, um dann später als Braut des Thronfolgers zurückzukehren. Die Betonung liegt auf 'sollte', weil nämlich alles schief ging, was schief gehen konnte, wie der junge Prinz, der übrigens Komplexe wegen einer Gesichtsnarbe hat, und seine Begleiter rasch herausfinden. Schon kurz nach ihrer Ankunft in Amerika ist die Begleiterin der Prinzessin gestorben, das Vermögen, das sie bei sich trug, wurde gestohlen und niemand weiß, was aus der Prinzessin geworden ist. Dank hartnäckiger Suche entdecken die Cardinier dann doch eine Spur, die sie zu Tanya führen, einem unscheinbaren Mädchen, das für ihren bettlägrigen Stiefvater die Taverne "Harem" betreibt. Schon beim ersten Zusammentreffen, als Tanya für die erkrankte Bauchtänzerin einspringt, sind der Prinz und die Amerikanerin von einander beeindruckt, aber dann läuft alles ganz anders, als Prinz Stefan es sich in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte: Obwohl er seinem Freund, den schönen Vasili, befohlen hat, sich als den Prinzen auszugeben, weil dessen gutes Aussehen Frauen in der Regel zu willenlosen Wesen macht, glaubt die realistische Tanya kein Wort seiner abenteuerlichen Geschichte. Sie weigert sich mitzukommen, weil sie alles für die billige Masche von Mädchenhändlern hält - schließlich hat sie in der rauhen Wirklichkeit der Taverne und der Grausamkeit ihres vermeintlichen Stiefvaters genug Erfahrungen gesammelt, um zu wissen, dass das Leben für sie keine positiven Überraschungen bereithält. Weil der Prinz aber entschlossen ist, sein Ehrenwort, das er seinem Vater gegeben hat, zu halten, beschließt er, die Widerspenstige kurzerhand zu entführen. Wogegen sich Tanya zunächst ausgesprochen effektiv zur Wehr setzt, aber schließlich unterliegt sie doch. Auf der langen Reise nach Europa beginnt sie langsam, die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass man ihr doch die Wahrheit gesagt hat. Und als sie dann auch noch herausfindet, dass nicht der eingebildete Vasili sondern der düstere Stefan, in den sie sich schon längst verliebt hat, ihr Bräutigam ist, beginnt sie mit der ihr eigenen Entschlossenheit, sein Herz zu erobern ...
Ja, gewiss, die Geschichte ist etwas übertrieben, aber auf der anderen Seite ist nicht die Aufgabe von Liebesromanen, realistisch zu sein. Und wenn eine Johanna Lindsey eine Liebesgeschichte erzählt, fragt man sowieso nicht lange nach dem Realitätsbezug sondern genießt einfach die unterhaltsame Entspannung, die sie in ihren Büchern anbietet. Auf jeden Fall ist es ein durch und durch gelungener Roman, der erste einer Reihe über das fiktive Königtum Cardinia.
Letzte Änderung: 18.12.98 19:31:25