Johnson, Susan: Drei Tage voller Leidenschaft
"Seized by Love", 1978
Heyne TB 04/250, 311 Seiten, DM 9,90, Dezember 1998
ISBN 3-453-14597-6
Stürmische Liebesgeschichte zwischen einer unglücklich verheirateten jungen Frau und einem melancholischen Wüstling im Russland des vergangenen Jahrhunderts.
Der selbst von wüstesten Ausschweifungen gelangweilte Prinz Nikolai Kuzan verführt aus Anlass einer Wette die Ehefrau seines Nachbarn, eines älteren Kaufmanns mit perversen sexuellen Neigungen. Alisa ist zutiefst unglücklich in ihrer unerträglichen Ehe und ist so ein leichtes Opfer für die gekonnte Verführung durch den leidenschaftlichen Prinzen. Schon nach kurzer Zeit merkt Nikolai, dass Alisa etwas ganz besonderes ist und ihn erfolgreich von seinen üblichen Ausschweifungen - aus depressiver Langeweile geboren - ablenken kann, aber er will sich nach einer schlechten Erfahrung in seiner Jugend keiner Frau emotional ausliefern. Zwar rettet er Alisa nach Misshandlungen durch ihren Gatten, und nimmt sie mit sich in sein Stadthaus, wo er sie als seine Mätresse etabliert, doch als sein Vater von ihm verlangt, Alisa zu heiraten, richtet sich sein ganzer Zorn gegen die Frau, die er liebt und die von ihm ein Kind erwartet. Wird er seinen Fehler rechtzeitig erkennen?
Im Vorwort der Autorin erfährt man, dass dieses Buch das Erstlingswerk von Susan Johnson ist und durch Georgette Heyers Regency-Romane inspiriert wurde. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, habe ich sofort erkannt, auf welches Buch der Engländerin sie sich bezieht: Eskapaden. Arme Georgette Heyer - das hat sie nicht verdient! Susan Johnsons Version der Geschichte ist düster und ohne jede Finesse. Die Liebesszenen sind grob, teilweise sogar brutal, und was die Heldin an dem eigensüchtigen Idioten Prinz Kuzan findet, bleibt allen ein Rätsel. Erstlingswerke amerikanischer Romance-Autorinnen sind nur wohl nur bedingt zu begrüßen, auch weil sie oft einfach nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprechen. Die düsteren "gothisch" anmutenden Liebesromane der siebziger Jahre, in denen die Heldin sich dem Helden vollkommen unterwerfen muss, mag heute niemand mehr lesen - ich jedenfalls nicht. Einzig das aufblitzende historische Wissen und die wissenschaftliche Untermauerung der Geschichte durch interessante Anmerkungen führt zu der schmeichelhaften 2-Schweinchen-Bewertung - denn wenn man beim Lesen eines Liebesromanes etwas lernen kann, muss das irgendwie honoriert werden.
Letzte Änderung: 28.11.98 09:57:29