Hart, Catherine: Insel der Versuchung

"Horizons" (1997)

Heyne TB 04/267, 352 Seiten, DM 10,00, April 1999

ISBN 3-453-14689-1

Die Überlebenden eines Flugzeugabsturzes müssen lernen, auf einer einsamen Insel mitten im Pazifik zu überleben.

Kelly Kennedy, eine attraktive Blondine, lebt mit ihrem politisch ambitionierten Ehemann in Scheidung, als das Flugzeug, mit dem sie von Australien in die USA zurückfliegen wollte, abstürzt. Außer ihr überleben schließlich nur der faszinierende, verwitwete Architekt Zach Goldstein, eine launische Popsängerin, eine schwangere Bibliothekarin, ein Soldat, ein Strafgefangener, der seine Frau ermordet hat, ein homosexueller, HIV-positiver Steward und ein Kleinkind. Diese illustre Gruppe muss sich der Herausforderung stellen, abseits der Zivilisation solange zu überleben, bis sie gerettet werden. Dabei gestaltet sich weniger die Nahrungssuche problematisch als die sozialen Konflikte zwischen den Überlebenden. Rasch erhebt Zach Besitzansprüche auf Kelly, die einer Beziehung nicht abgeneigt ist - allerdings nur bis zur Rettung. Ganz allmählich lernen aber auch die anderen, miteinander auszukommen und einander zu vertrauen. Sie werden Freunde. Ihre Gemeinschaft muss zwar Rückschläge hinnehmen - der Strafgefangene flieht schließlich (mit einem Floß in einem Taifun!) und der homosexuelle Steward opfert sein Leben für die schwangere Bibliothekarin, aber sie halten durch, bis sie gerettet werden. Inzwischen hat sich die heiße Affäre zwischen Zach und Kelly in eine tiefe Liebe gewandelt, und als sich herausstellt, dass Kelly schwanger ist, beschließen sie, für immer zusammenzubleiben - leider muss sie erst noch rechtskräftig von ihrem Ehemann geschieden werden. Und vor allem: Kann ihre Liebe auch im Alltag bestehen?

Originell für das Genre - wenigstens im Ansatz - ist zweifellos die moderne Version der Robinson-Story, aber das ist auch schon alles, was einem positiv auffällt. Die Figuren sind platt angelegt, die Autorin versucht krampfhaft, neben dem Liebespaar alle sozialen Randgruppen in ihrer größtenteils unglaubwürdigen Geschichte unterzubringen (hatte ich oben vergessen zu erwähnen: der Soldat ist - sorry, falls ich nicht den aktuell politisch korrekten Ausdruck kenne - Angehöriger der afroamerikanischen Minderheit in den USA, also Neger), die Liebesgeschichte ist nicht besonders mitreißend, eher so vom Charme der frühen Tarzan-Jane-Beziehung und zum Schluss wird alles mit rosarotem Zuckerguss übergossen. Alle Probleme sind beseitigt, die Bösewichte bekommen ihr Teil, alle anderen werden reich, berühmt und glücklich! Das Ganze ist so absurd, dass es fast schon wieder gut ist. Immerhin ist die Abenteuergeschichte recht spannend. Gesamturteil: nicht wirklich gut, aber auch nicht besonders schlecht.


Letzte Änderung: 04.04.99 17:51:12