Grant, Tracy: Verratenes Herz

"Shores of Desire" 1997

Econ TB 27710, 441 Seiten, DM 12,00, 1998

ISBN 3-612-27710-3

Der Franzose Robert Lescaut ist nach Schottland gekommen, um den Mord an seiner Frau aufzuklären - ganz bestimmt hatte er nicht vor, sich in die liebenswerte Emma Blair zu verlieben, denn schließlich hat er ihr nichts zu bieten.

Der ehemalige französische Nachrichtenoffizier und Spion Robert Lescaut hat nach der Niederlage der Franzosen endlich die Zeit, den grausamen Mord an seiner Ehefrau Lucie zu untersuchen. Sie war in einem Wirtshaus erstochen worden - als einziger Hinweis auf den Mörder ist ihm ein Silberring mit einem Wappen geblieben. Obwohl (oder besser weil) seine Ehe nicht glücklich war, fühlt Robert sich verpflichtet, Lucies Tod zu sühnen. Seine Ermittlungen führen ihn zu dem schottischen Gut der Familie Blair, wo er in Begleitung seines Sohnes anreist und sich als Robert Melton, ehemaliger Kamerad des gefallenen Allan Blair, vorstellt. Vor allem dessen Witwe Emma und ihre Tochter heißen ihn mit seinem Sohn herzlich willkommen - kann sie doch jede Unterstützung in dem Versuch, den hitzköpfigen Männern der Blairs, die beständig mit einer Nachbarfamilie in Streit leben, Vernunft beizubringen, gebrauchen. Schon bald stößt Robert auf interessante Ergebnisse, aber seine Skrupel ob seiner Lügen wachsen - ist ihm Emma doch alles andere als egal. Auch Emma kann ihre Zuneigung nicht länger leugnen und beide verlieren sich in nie gekannter Leidenschaft. Aber dann erschüttert die Nachricht von Napoleons Flucht von Elba die Welt und Robert muss zu seiner Einheit zurück - allerdings nicht zu den Engländern, wie alle vermuten, sondern den Franzosen. Monate später reist sie nach Brüssel, wo die Alliierten ihr Hauptquartier haben. Dort befindet sich auch Robert in Aktion, um für den Kaiser Informationen zu sammeln. Es gelingt ihm, seine Tarnung aufrechtzuerhalten, aber er hat Skrupel - besonders, nachdem er Emma wiedergesehen und seine Liebe für sie erkannt hat. Es kommt zur alles entscheidenden Schlacht, Robert wird verwundet und in seiner französischen Uniform mehr tot als lebendig von der verzweifelten Emma, die ihm längst ihr Herz geschenkt hat, gefunden. Sie pflegt ihn gesund, aber sie kann ihm nicht einfach vergeben - wurde sie durch seine Lügen doch zutiefst verletzt, auch wenn sie seine Motive schließlich nachvollziehen kann. Robert selbst kann sich nicht vergeben, was er der Frau, die ihm mehr als alles auf der Welt bedeutet, angetan hat und verlässt Brüssel. Zu Hause in Paris übernimmt er die Zeitung seines Vaters und bemüht sich, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Aber noch ist das Rätsel um Lucies Tod nicht gelöst, das auch Emma inzwischen nicht mehr loslässt, und so ist ein erneutes Zusammentreffen unvermeidlich - eine neue Chance?

Dieser Roman ist weniger eine leichte Unterhaltungslektüre als ein netter historischer Roman im Stil einer Penelope Williamson. Es wird außer auf die obligatorische Liebesgeschichte viel Wert auf eine genaue Darstellung der historischen Ereignisse vor und nach der Niederlage der Franzosen bei Waterloo (inklusive einer Beschreibung des Ablaufs der Schlacht) gelegt. Das führt zwangsläufig zu einer hohen Handlungsdichte, einer großen Anzahl auftretender Personen und leider auch einem streckenweisen Abflauen der Spannung. Nichtsdestotrotz bietet der Roman die schlüssige, gut erzählte Geschichte einer Liebe, die zum Schluss über alle Widrigkeiten triumphiert - durchaus empfehlenswert.


Letzte Änderung: 07.02.99 14:07:37