Dodd, Christina: Die Herrin von Fionnaway

"A Well Favored Gentleman" (1998)

Cora-Verlag, Historical Spezial 5, 1/01, 322 Seiten, Juni 2001, DM 9,80

Um in den Besitz von Fionnaway zu kommen, schreckt Ian Fairchild vor nichts zurück, noch nicht einmal davor, die süße Erbin im schlaf zu verführen ...

Seit Alanna MacLeod, die Erbin von Fionnaway, einem geheimnisumwehten Besitz an der schottischen Küste, verbirgt sich als Hexe verkleidet in den tiefen Wäldern ihres Landes bis zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag. Denn dann wird sie volljährig und dem "Schutz" ihres durch und durch schlechten Vormundes ein für alle mal entkommen sein. Doch als Leslie Fairchild todkrank wird, taucht auf einmal sein Sohn Ian auf, der von dem Wunsch beseelt ist, ein Heim zu suchen, zur Ruhe zu kommen. Auf Fionnaway allein, das weiß er, kann er seinen inneren Frieden finden, denn hier sind seine Wurzeln. Alanna, die erkennen muss, dass sie nie unabhängig sein wird, sieht sich zu verzweifelten Maßnahmen gedrängt: Sie schleicht sich in Ians Zimmer, um ihn umzubringen, kann die Tat aber nicht vollbringen. Nur mit Mühe entkommt sie dem zornentbrannten Mann. Ian fand die geisterhafte Erscheinung überaus faszinierend, kann aber nirgends eine Spur von ihr entdecken. Am nächsten Tag sucht er die ortsansässige Hexe auf, um sie nach Fionnaway zu holen, damit sie das Leiden seines Vaters lindert. Denn obwohl er für seinen verdorbenen Erzeuger nichts als Verachtung empfindet, kann er doch dessen qualvolles Dahinsiechen an einer geheimnisvollen Krankheit nicht länger mitansehen. Er erkennt in der Alten zunächst nicht die Attentäterin der vergangenen Nacht, aber lange kann Alanna ihr Geheimnis nicht vor ihm verbergen. Jetzt fasst Ian, der Fionnaway unbedingt besitzen will, einen kühnen Plan - mithilfe seiner übernatürlichen Kräfte besucht er Alanna in ihren Träumen und verführt die Schlafende. So hofft er die Erbin des Fleckchens Land, auf dem er zu Hause ist, für sich zu gewinnen. Doch außer ihm gibt es noch mehr Interessenten für Fionnaway, und Ian wagt es nicht, sein in seinen Augen beschämendes Geheimnis zu lüften: Leslie Fairchild ist zwar sein Vater, aber seine Mutter ist ein Selkie, ein mit Zauberkräften ausgestattetes Fabelwesen aus dem Meer ...

Mit diesem Roman hatte ich zwar meine liebe Mühe beim Übersetzen, aber insgesamt hat mir die Geschichte doch gut gefallen. Trotz seiner Selbstzweifel und Charakterfehler ist Ian ein gelungener Held, und auch Alanna ist ansprechend geraten. Die Story ist zwar nach dem furiosen Anfang etwas fadenscheinig und wenig glaubhaft (ein wenig Asche ins Gesicht, und schon erkennt der sonst scharfsichtige Held nicht mehr, dass er vor sich eine hübsche junge Frau hat???), gewinnt aber nachher an Tempo und Spannung. Ein netter Liebesroman mit einem interessanten Ausflug in die schottische Sagenwelt.


Letzte Änderung: 24.08.01 14:39:17