Interview
mit Marie Cordonnier

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Hinter dem Pseudonym Marie Cordonnier verbirgt sich die deutsche Schriftstellerin Gabriele Schuster. Seite vielen Jahren gehört sie zu den erfolgreichsten Romance-Autorinnen - sie ist vor allem mit ihren in Frankreich spielenden Liebesromanen bekannt geworden.

Im Dezember diesen Jahres hat sie mir für "Das Liebesromanarchiv" und die dazu gehörenden Homepages "Die Bücherecke" und "Das Liebesromanarchiv" ein Interview gewährt.

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Bitte erzählen Sie uns erst einmal etwas über sich (wo Sie leben, über Ihre Familie etc.).

Ich lebe mit Mann und Sohn in einem ca. 2000-Seelendorf im Südosten von München. Seit Christophs Geburt im Jahr 81 arbeite ich als freie Autorin und Journalistin für diverse Verlage. Mein beruflicher Werdegang lief über das Volontariat bei der AUGSBURGER ALLGEMEINEN, zur Tageszeitungs-Redakeurin bei der SÜDWEST PRESSE in Ulm, zum KAUKA-VERLAG nach München. Der Absprung in Richtung Jugend und Comic war vorher programmiert, da ich schon in Ulm schwerpunktmäßig Kinder- und Jugendseiten für den ganzen württembergischen Raum gemacht habe. Danach hielt mich die Jugend fest, bis ich 1981 aus "Familiengründen" meinen letzten Job als Chefredakteurin von "MÄDCHEN" für das freie Mutter- und Autorenleben aufgab.

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Was hat Sie veranlasst, Liebesromane zu schreiben?

Der Spaß an dieser Sorte Buch. Seit ich mit 13 Jahren meinem großen Bruder heimlich den ersten Angélique-Band gemaust und unter der Bettdecke gelesen – gelesen? gefressen! – habe, hat mich der historische Liebesroman in seinen Klauen. Hinzu kommt ein großes persönliches Interesse an der Geschichte. Schon in Schulzeiten konnte ich nicht genug davon bekommen und habe Biographien, Sachbücher und Romane zu Geschichtsthemen verschlungen. Dank Angélique, schwerpunktmäßig französische und europäische Geschichte.

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Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Sobald mein Mann – er vertritt die Bremischen Häfen in Bayern – morgens gegen 8 Uhr das Haus verlassen hat, bin ich am Computer zu finden. Wenn ich gerade an einem Buch arbeite, sind die nächsten vier bis fünf Stunden konzentriertes Schreiben. Danach war bis zum vergangenen Sommer eine Unterbrechung angesagt, weil mein Sohn aus der Schule kam und ganz normale Haushaltsroutine folgte. Inzwischen leistet er vor dem Studium seinen Grundwehrdienst ab und manchmal erinnert mich nur mein knurrender Magen daran, dass ich eine Pause machen sollte. Der Nachmittag sieht mich ebenfalls am Computer. Je nach Terminlage endet der Arbeitstag mit der Heimkehr meines Mannes irgendwann um 18 Uhr herum oder er geht noch ein paar Stunden weiter. Ab und zu merkt er vorsichtig an, dass zuviel arbeite, aber was soll man tun, wenn der Beruf zugleich das Hobby ist?

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Wie recherchieren Sie für Ihre Romane? Woher bekommen Sie die Ideen dafür?

Die Ideen meiner Romane entstehen meist aus einer historischen Tatsache heraus. Rund um dieses historische Ereignis entsteht dann eine Liebesgeschichte, wie sie sich in dieser Zeit hätte ereignen können. Ich lege großen Wert darauf, dass die historischen Umstände, Schauplätze und Tatsachen nicht verfälscht werden. Der Leser soll sich in das Zeitgefühl und die damaligen Ereignisse hineinfühlen können. Es kann auch sein, dass ich selbst in einer Biographie oder einem Roman etwas entdecke über das ich mehr wissen will. Erst wenn ich diese Informationen gesammelt habe, mache ich mich an die Arbeit und entwerfe die Story-Idee, das Exposé, das ich dem Verlag dann anbiete.

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Haben Sie Einfluss auf die Gestaltung der Cover Ihrer Romane oder der Titel, unter denen Ihre Bücher erscheinen?

Leider gar nicht. Das ist reine Verlagssache und es ist purer Zufall, wenn einmal ein Titel verwendet wird, den ich vorgeschlagen habe.

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Hatten Sie Schwierigkeiten, einen Verlag für Ihren ersten Roman zu finden?

Ja. Bis zu meinem ersten Isabelle-Band hatte ich nur Jugendbücher geschrieben. Erst mit einer gehörigen Portion Frechheit, konnte ich den Heyne-Verlag überzeugen, mein erstes Exposé wenigstens zu lesen. Ich hatte als Beispiel für meine Fähigkeiten, zwei meiner Jugendbücher bei gelegt. Sie schickten mir die Bücher zurück und bedauerten, dass sie ihr Jugendbuchprogramm eingestellt hätten und sie nicht neu auflegen könnten. Kein Zweifel, niemand hatte meinen Begleitbrief gelesen! Ich war so wütend, dass ich an die Verlagsleitung schrieb und sagte, ich käme mir vor wie ein Patient, der mit Zahnschmerzen zum Arzt ginge und ohne Blinddarm nach Hause geschickt würde. Darauf bekam ich endlich eine Antwort und die Aufforderung ein Probekapitel zu schreiben. Das war der Anfang einer langen, erfolgreichen Zusammenarbeit.

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Sind Ihre Romane auch in anderen Ländern erschienen?

Ja, in Russland, Tschechien, Polen, Norwegen, Griechenland, Ungarn.

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Fast alle Ihrer Bücher spielen - anders als das Gros der Romances - in Frankreich, meist im Mittelalter oder der frühen Neuzeit. Warum?

Weil mich diese Geschichtsperioden persönlich am meisten interessieren und weil ich am meisten darüber weiß. Ich habe mich über lange Jahre hinweg auch privat dafür interessiert und jede Menge einschlägige Fachliteratur gelesen und die historischen Schauplätze in vielen Urlauben selbst besucht.

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Können Sie sich vorstellen, auch einmal einen Roman zu schreiben, der in Deutschland spielt? Was glauben Sie, woran es liegt, dass es so wenig Liebesromane gibt, die hier spielen?

Für einen "schönen" historischen Liebesroman ist auch ein gewisses "Image" nötig. Frankreich war z. B. immer ein sehr zentralistisches Reich mit Königen die auch Otto Normalverbraucher kennt. In Deutschland gab es nur in kurzen Phasen jenen zentralen "Hof" um den sich alles drehte. Wobei es inzwischen eine Menge Kolleginnen gibt, die für mein Gefühl sehr gute Bücher schreiben, die auch in der deutschen Geschichte wurzeln. Kari Köster-Lösche zum Beispiel. Ich selbst bin auf Frankreich und England aus den oben genannten Gründen "spezialisiert". Was aber nicht heißen soll, dass ich Deutschland ausschließe. Wenn ich eine historische Basis finde, die mich reizt und eine Heldin, die eine solche Story trägt, warum nicht?

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Und: Können Sie sich erklären, warum es so wenig deutsche Romance-Autorinnen gibt?

Liebesromane sind Unterhaltung und Unterhaltung ist in der Literatur-Szene immer noch etwas "Halbseidenes". Wer Karriere machen will schreibt "das Buch" aber keinen Liebesroman und schon gar keinen in Taschenbuchformat mit jenen ganz besonderen Titelbildern, die in der U-Bahn schamhaft umgeschlagen werden. Schade. Schade auch, dass Autoren von "Liebesromanen" in Deutschland nicht von ihrer Arbeit leben können. Man muss viele andere Dinge zusätzlich schreiben oder einen Lebensgefährten haben, der ein regelmäßiges Gehalt aufs Konto bekommt.

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Was ist in Ihren Augen der Grund dafür, dass das Genre Liebesroman so wenig Ansehen in Deutschland genießt? Vermissen Sie eine Romance-Szene, wie es sie in Amerika gibt?

Bücher sind in deutschen Köpfen etwas Besonderes. Die Lederrücken im Wohnzimmerschrank meiner Kindheit haben Bildung und Kultur demonstriert. Ein Liebesroman ist in diesem deutschen Sinne auch heute noch kein "richtiges Buch" sondern etwas das höchstens Frauen lesen, die nicht intelligent genug für ein richtiges Buch sind. Wann es uns gelingt dieses – Entschuldigung – verdammte!! Vorurteil auszurotten, kann ich nicht sagen. Ich will gerne das Meine dazu tun.

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Ich persönlich schätze Ihre Regency-Romane besonders - "Die gefährliche Lady" gehört zu meinen liebsten Büchern. Besteht die Chance, dass Sie noch einmal einen Regency schreiben werden und das vielleicht auch noch in näherer Zukunft?

In diesem Fall bin ich auf die Wünsche der Verlage angewiesen. Im Moment wird von den Lektoren nur England, Schottland, höchstens noch Amerika gewünscht und dann bitte Mittelalter und im letzteren Fall Bürgerkrieg. Regency, Frankreich, bei einer solchen Andeutung wird zur Zeit nur abgewinkt. Zu meinem großen Bedauern, ich würde mich zu gerne an die Arbeit machen.

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Reizt es Sie, auch einmal in ein anderes Subgenre des Liebesromans zu wechseln - zum Beispiel Zeitreise-Liebesromane, die ja derzeit hoch im Kurs stehen?

Dazu müsste ich das Gefühl haben, besser als Diana Gabaldon zu sein und das habe ich nicht. Sie ist unschlagbar auf diesem Gebiet und alle anderen können ihr nicht das Wasser reichen.

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Woran arbeiten Sie zur Zeit?

An einer Jugendbuch-Serie für den Schneider-Verlag. Sie ist für 13-15jährige Leserinnen gedacht und schildert in jedem Band eine "erste-Liebe-Story" die mit einer besonderen "Love-message" zu tun hat. Letzteres ist der Serientitel.

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Wann wird Ihr nächster Roman erscheinen und wovon handelt er?

Der nächste Liebesroman erscheint unter dem Titel "Der Rosenturm" im Sommer 2001 Heyne-Verlag. Er schildert die turbulente Love-Story eines normannischen Ritters und einer sächsischen Erbin in der Folge der Schlacht von Hastings. Es soll der Beginn kleinen Reihe sein, die sich mit der Familie der Cambremers beschäftigt. Da jedoch - wie vorhin erwähnt – Frankreich nicht mehr "in" ist, musste ich auch den Autorennamen ändern. "Der Rosenturm" wird unter Valerie Lord veröffentlicht. Schade, ich mochte Marie Cordonnier, da ich Gabriele Marie heiße und Schuster einfach übersetzt habe, so dass immr noch ein Verwandtschaft vorhanden war. Nun ist es nur noch "Valerie", denn so hätte meine Tochter geheißen, die damals dann ein Sohn geworden ist.

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Fällt es Ihnen eigentlich schwer, Liebesszenen zu schreiben?

Nein. Jede Heldin verdient eine möglichst schöne Liebesgeschichte und dazu gehören auch möglichst schöne und leidenschaftliche Liebesszenen. Ich habe mehr Probleme mit Kampfszenen oder mit den nötigen Bosheiten, die vorkommen müssen.

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Liegt Ihnen eines Ihrer Bücher besonders am Herzen?

Immer jenes, das ich im Moment gerade schreibe. Sicher gibt es gelungene und weniger gelungene, aber die intensivsten Gefühle gelten immer dem Buch, das ich schreibe und von dem ich hoffe, dass es das beste wird, das ich jemals geschaffen habe.

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Was lesen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit?

Jede Menge Liebesromane von anderen Autorinnen, wie z.b. Diana Gabaldon, historische Romane. "Der zweite König" von Rebecca Gablé hat mich eben erst begeistert. Aber auch alles andere, was mir unter die Finger kommt und mich interessiert. Das kann ein Krimi von Elisabeth George ebenso sein, wie der dritte Band von "Otherland" von Tad Williams. Biographien, historische Sachbücher und natürlich jeden Tag mindestens zwei Tageszeitungen. Das ist mir aus meiner Redakteurszeit geblieben. Manchmal muss der Schlaf darunter leiden, aber auf das Lesen kann ich nicht verzichten.

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Haben Sie Kontakt zu anderen Autoren von Liebesromanen?

Leider nicht.

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Vielen Dank für Ihre Mühe.