Coffman, Elaine: Herzen im Duell

"Someone like you" (1997)

Blanvalet TB, 35390, 348 Seiten, DM 12,00, Juni 1999

ISBN 3-442-35390-5

Susannah, die auf dem besten Weg ist, eine alte Jungfer zu werden, trifft in Reed Garrett jemanden, der sich genausowenig wie sie von der Vergangenheit lösen kann.

Reed Garrett, gelernter Arzt, zieht nach dem Tod seiner Frau, für den er sich verantwortlich hält, durch den Westen. Eines Tages kommt er nach Bluebonnet, Texas, wo Susannah Dowell zusammen mit ihren Tanten ein angenehmes, aber ereignisloses Leben führt - was ihr außerordentlich zusagt, hat sie doch die ersten neun Jahre ihres Lebens bei ihrer Mutter in einem Bordell verbracht. Der Fremde wird von einer Bande übermütiger Rowdys zusammengeschlagen und beraubt, schließlich sogar wegen vermeintlichen Diebstahls beinahe gelyncht. Nur Susannahs Aussage rettet ihn. Kein Wunder, dass Reed beschließt in dem Ort mit den sympathischen Einwohnern zu bleiben (wer von uns würde das nicht?). Er wird von Susannahs exzentrischer Tante als Farmarbeiter eingestellt, während er darauf wartet, sein gestohlenes Eigentum zurückzubekommen. Die zugeknöpfte junge Frau weckt schon bald sein Interesse, fühlt er sich doch sehr zu ihr hingezogen. Aber jedesmal, wenn er ihr näher kommt, zieht sie sich zurück. Reed ist nicht gewillt, einfach aufzugeben, und bringt Susannah dazu, ihm ihre Vergangenheit anzuvertrauen. Er erzählt ihr von dem tragischen Tod seiner Frau (Achtung, hier gibt es was zu lernen: ein medizinhistorischer Exkurs zu Ignaz Semmelweis und seiner Vermutung, das Kindbettfieber werde von den behandelnden Ärzten bei der Geburt infolge mangelnder Hygiene übertragen), die er nicht retten konnte, weil deren Vater, ebenfalls ein Arzt, sich nicht die Hände waschen wollte. Susannah ist gebührend beeindruckt (sie bekundet ihr Mitgefühl - dem Übersetzer sei dank - in dem bewegenden Ausruf "Oh, weh! Oh, weh!") und verspricht Reed, sein Geheimnis zu wahren. Aber dann bricht eine Typhus-Epidemie aus, und Reed kann es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, untätig zuzusehen. Bei der gemeinsamen Pflege kommen er und Susannah sich näher (das hat es ja noch nie gegeben, wie originell!!), und als die Epidemie vorüber ist, gehen beide miteinander ins Bett. Man beschließt, zu heiraten, wie es sich gehört, und nach ein paar Irritationen (Reed hatte leider vergessen, seiner Verlobten zu sagen, dass er wegen Mordes an seiner Frau im Gefängnis gesessen hat, weswegen Susannah, mit dieser Tatsache konfrontiert, ihren Verlobten entsetzt anschaut, was diesen wiederum dazu veranlasst, enttäuscht das Weite zu suchen, worauf Susannah ihm folgt, ihn romantischerweise mit einem Knüppel bewusstlos schlägt und fesselt, damit er ihr endlich glaubt, dass sie ihn wirklich liebt und ihm vertraut - muss Liebe schön sein!) tut man das auch. Was fehlt noch zur Abrundung der Geschichte? Erstens muss die Frage geklärt werden, warum Susannahs Mutter ins Bordell gegangen ist (sie war auf der Flucht vor böser Verwandtschaft ihres gefallenen Gatten, logisch, dass man da im Bordell Zuflucht sucht, statt zur eigenen Familie zu fliehen) und zweitens muss Reed sein Trauma überwinden und Susannah bei der Geburt ihres Kindes zur Seite stehen (unsere Autorin schreckt nicht davor zurück, die arme Heldin im Jahre 1888 einen Kaiserschnitt zu Hause durchleiden zu lassen, was sie natürlich locker übersteht, klar) - und schon ist die Geschichte zu Ende. Gott sei Dank, möchte man sagen.

Was habe ich über das letzte Buch dieser Autorin geschrieben? "Typisch Elaine Coffman, könnte man sagen: ein guter Anfang, aber dann lässt die Geschichte nach." Diesmal setzt sie noch einen drauf: ein gerade noch guter Anfang, aber dann steigert sich die Geschichte zum Desaster. Eine auffällig konstruierte Handlung, Helden, mit denen man nicht warm werden kann und schließlich als Krönung ein unglaubwürdiger Schluss. Nein danke!


Letzte Änderung: 31.07.99 13:31:31