Beverley, Jo: Maskenspiel der Leidenschaft
"Something wicked" (1997)
Knaur TB 69000, 420 Seiten, DM 10,00, 1998
ISBN 3-426-69000-4
Mitte des 18. Jahrhunderts in England: Der unnahbare Earl of Walgrave verliebt sich auf einem Maskenball in eine maskierte Schöne - ohne zu ahnen, dass es Lady Elfled, die Schwester seines größten Feindes, ist.
Lady Elfled Malloren dürstet nach Aufregung in ihrem wenig abwechslungsreichen Leben und deshalb nutzt sie die Gunst der Stunde, als zufällig keiner ihrer älteren Brüder in der Nähe weilt, und begibt sich auf einen öffentlichen Maskenball. Aber dann bekommt sie mehr Aufregung als sie wollte, denn sie belauscht zufällig ein Gespräch zwischen einem Schotten und Fort Ware, Earl of Walgrave, in dem die Ermordung des Königs geplant zu werden scheint. Als die Lauscherin auch noch von dem Schotten entdeckt wird, kann sie sich nur knapp in den Schutz der Arme des Earls retten. Der gibt sie geistesgegenwärtig als seine eifersüchtige Mätresse aus und - um diese Behauptung zu untermauern- nimmt er die maskierte Elfled mit nach Hause. Jetzt ist guter Rat teuer, aber da die Lady nicht auf den Kopf gefallen ist, entkommt sie unerkannt von dort und alles könnte seinen gewohnten Gang gehen, würde sich die unerschrockene Lady nicht heimlich um den düsteren Earl, dessen Schwester trotz der Feindschaft zwischen den Familien die Frau ihres Zwillingsbruders ist, sorgen. Hochverrat kann sie nicht einfach ignorieren, bloß weil keiner ihrer Brüder momentan in der Lage ist, sich der Sache anzunehmen. Immer häufiger sucht sie Forts Nähe, der seinerseits Elfeld ausgesprochen irritierend findet - das Begehren, das ihre Nähe in ihm weckt, stört seine Rachepläne aufs empfindlichste. Auch die Gefühle der Dame entbehren nicht einer gewissen Leidenschaftlichkeit, und so sucht sie erneut in derselben Verkleidung wie beim ersten Mal seine Nähe. Diesmal hat Elfled weder den Wunsch noch die Gelegenheit zu fliehen und beide erleben eine zutiefst befriedigende Nacht voll Zärtlichkeit und Liebe - um sich im Morgengrauen entführt (im Auftrag des schottischen Hochverräters) in einem Keller wiederzufinden. In der Intimität dieses finsteren Gefängnisses fallen schließlich alle Schranken und Fort enthüllt vor seiner Geliebten, deren Identität er noch nicht kennt, all die Selbstvorwürfe und Schuldgefühle, die ihn bedrücken. Entsetzt muss Elfled erkennen, dass ihre Familie ihm unbewusst großes Unrecht getan hat, ihn zutiefst verletzt hat - aber bevor sie noch entscheiden kann, wie der Schaden zu begrenzen wäre, werden sie gerettet - und im grellen Sonnenlicht ist die Maskerade allzu rasch beendet. Starr vor Zorn und Scham muss der Earl entdecken, mit wem er seine dunkelsten Geheimnisse geteilt hat. Elfled weiß, dass sie nur mit viel Geduld und Verständnis den zärtlichen Liebhaber der vergangenen Nacht zurückbekommen kann ...
Dieser Liebesroman überzeugt weniger durch die Story, die in sich zwar folgerichtig, aber insgesamt doch wenig glaubhaft ist, als durch die geschickte Erzählweise, die sorgfältige Charakterisierung der Figuren und die gekonnt aufgebaute Spannung. Das und der feine Witz, der zwischen den Zeilen aufblitzt, heben das Buch weit über den Durchschnitt hinaus, so dass es auf jeden Fall zu empfehlen ist.
Letzte Änderung: 06.11.01 19:49:47