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Interview mit Jayne Ann Krentz

 

Die amerikanische Bestsellerautorin ist überaus vielseitig - sie schreibt Contemporary Romances unter ihrem richtigen Namen, Historicals unter dem Pseudonym Amanda Quick und Futuristic bzw. Science-Fiction-Romance als Jayne Castle, wobei sie in allen Subgenren außerordentlich erfolgreich ist.

Im Juli 2000 hat sie mir für die Homepages "Das Liebesromanarchiv", "Das Bücherregal" und "Die Bücherecke" ein Interview gewährt.

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Können Sie uns etwas über sich selbst erzählen?

Ich bin in Kalifornien aufgewachsen und habe die University of California in Santa Cruz besucht. Dort habe ich einen Abschluss in Geschichte gemacht (was sich als überaus nützlich erwiesen hat, besonders in dem Amanda-Quick-Bereich meiner Karriere!). Später folgte dann ein Magisterabschluss in Buch- und Bibliothekskunde - was mir noch mehr hilfreiches Hintergrundwissen eingebracht hat, weil ich dabei soviel darüber gelernt habe, wie man recherchiert. Ungefähr zehn Jahre lang habe ich dann in wissenschaftlichen und firmeneigenen Bibliotheken gearbeitet, bis ich als Schriftstellerin so erfolgreich wurde, dass ich meine ganze Zeit dem Schreiben widmen konnte.

Ich bin mit einem ehemaligen Ingenieur, Frank, verheiratet und lebe in Seattle, im Staat Washington. Was wäre da sonst noch? Ich koche unheimlich gerne. Mein Ehemann und ich sind beide Vegetarier. Und es ist mir ein Anliegen, dafür zu sorgen, dass das Genre Romance die Anerkennung erhält, die es verdient. Liebesromane sind wichtig, unterhaltsam und unverzichtbar.

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Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?
Wie viele Bücher schreiben Sie im Jahr?
Wie recherchieren Sie für Ihre Bücher?

Ich arbeite zu Hause, was mein Leben ungemein vereinfacht, weil ich nicht jeden Tag Kostüm, Strumpfhose und Pumps anziehen muss. So trage ich zur Arbeit eine bequeme Hose und ein altes Hemd. Morgens fange ich um 7 Uhr an und schreibe bis zum Mittag, wenn ich eine Pause zum Essen einlege. Danach arbeite ich noch ein oder zwei Stunden, bevor ich für den Tag aufhöre und mich um mein übriges Leben kümmere - Einkäufe, Erledigungen, Kaffeetrinken mit Schriftstellerkolleginnen (da gibt es mehrere wie z.B. Elizabeth Lowell und Stella Cameron, die beide hier ganz in der Nähe wohnen), Recherchen usw.

Gewöhnlich schreibe ich zwei Bücher im Jahr, aber ab und zu (so wie in diesem Jahr zum Beispiel) werden es auch drei.

Das meiste recherchiere ich allein, aber mein Ehemann (der ehemalige Ingenieur) hilft mir oft, besonders, wenn es um High-Tech-Sachen geht.

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Woher bekommen Sie die Einfälle für Ihre Arbeit?

Einfälle und Anregungen kommen von überall. Die Schwierigkeit liegt nicht darin, sie zu bekommen - sondern sie abzuwehren, damit ich mich eine Zeitlang ausruhen kann!

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Ich habe jedes Ihrer Bücher gelesen, das ich kriegen konnte, aber ich bin darin nie einem oder einer vollkommenen, schönen Helden oder Heldin begegnet. Warum ist das so?
Und glauben Sie, dass das mit ein Grund für Ihren Erfolg ist?

Ich weiß nicht, ob das mit ein Grund dafür ist, warum Leser meine Bücher mögen. Ich weiß nur, dass ich lieber über Charaktere mit kleinen Schwächen schreibe. Mir erscheinen sie wesentlich interessanter.

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Haben Sie eine Lieblingsheldin oder einen Lieblingshelden aus Ihren Büchern? Wie viel von sich selbst findet sich in Ihren Heldinnen?

Meine Lieblingshelden sind immer die, über die ich gerade schreibe. Wenn ein Buch fertig ist, kann ich es kaum erwarten, mich den neuen Charakteren zuzuwenden. Ich schaue nie zurück.

Meine Heldinnen sehen nicht aus wie ich, aber ich neige dazu, ihnen meine persönlichen Wertvorstellungen (im Hinblick auf sittlichen Werte), meine Weltanschauung und Lebensphilosophie mitzugeben. Ich kann mir vorstellen, viele von den Leuten, die meine Bücher gerne lesen, teilen meine Ansichten. Leute, die das nicht tun, mögen auch meine Romane nicht. Klingt für mich einleuchtend.

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Die Charaktere in Ihren Geschichten sind immer gelungen; sie weisen eine besondere psychologische Tiefe auf. Selbst die Bösewichte sind am Schluss immer eher zu bemitleiden als wirklich von Grund auf böse. Warum?

Danke. Ich bin froh, dass Sie die bösen Jungs genauso mögen wie die guten! Ich kann nur wieder sagen, als Schriftstellerin finde ich es interessanter, über Leute zu schreiben, die komplexer oder vielschichtiger angelegt sind. Personen ohne Tiefe sind in Büchern langweilig (so wie sie es im richtigen Leben gewiss auch wären!).

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Rache ist ein häufig benutztes Motiv in Ihren Werken. Warum?

Rache ist ein mächtiges, ursprüngliches Motiv. Daraus ergeben sich interessante Handlungen und für die Personen in den Geschichten geht es um hohe Einsätze. Meiner Meinung nach bringt Rache einen besonderen Touch, der mir sehr gefällt und den ich gerne einsetze.

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Ich bin einfach begeistert von Ihren Science-Fiction-Liebesromanen Sweet Starfire, Shield's Lady und Crystal Flame. Woher haben Sie nur die Idee (und den Mut <g>) genommen, etwas so Ungewöhnliches zu schreiben?

Solange ich denken kann, habe ich mir schon gewünscht, Science-Fiction-Romance-Suspense zu schreiben. Das Hauptproblem bestand darin, dass fast niemand solche Geschichten verlegen wollte, weil der Markt so klein ist. Viele Leser kaufen diese Bücher von vornherein nicht. Glücklicherweise für mich ist einer meiner derzeitigen Verleger (Berkley) außerordentlich daran interessiert, meinen neuen Futuristic herauszubringen. Er heißt AFTER DARK und erscheint unter meinem Pseudonym Jayne Castle. Hier in den Vereinigten Staaten wird er als Taschenbuch im kommenden September erscheinen. Ich hoffe, AFTER DARK gefällt Ihnen.

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Auch wenn ich Ihre Paranormal-futuristischen Liebesromane sehr gerne mag, würde ich dafür sterben (im übertragenen Sinn <g>), mehr von Ihren Science-Fiction Romanen wie Sweet Starfire zu lesen. Gibt es eine Chance, dass Sie einen weiteren schreiben werden?

Warten Sie ab, was Sie von AFTER DARK halten. Es besitzt sowohl paranormale als auch Science-Fiction-Elemente.

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Warum spielen alle Ihre historischen Romane in England?

Ich liebe Regency-England als Hintergrund für meine Geschichten. Jene Zeit war prächtig und gefährlich zugleich. Es passt einfach zu den Charakteren, die ich am liebsten erschaffe.

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Amanda Quick, Jayne Castle, Stephanie James um nur ein paar zu nennen - das sind ganz schön viele Pseudonyme für eine Autorin. Warum haben Sie so viele?

Ich habe meine Schriftstellernamen über die Jahre aus verschiedenen Gründen angenommen. Am Anfang meiner Laufbahn musste ich sie manchmal aus vertragstechnischen Gründen nehmen (auf Wunsch der Verleger). Aber inzwischen benutze ich sie nur noch, um die Leser wissen zu lassen, dass sie eine bestimmte Sorte Buch vor sich haben. Ich habe gemerkt, dass die meisten Leser keine Überraschungen mögen! Zum Beispiel mögen meistens die, die gerne Historicals lesen, meine Contemporaries nicht. Und die, die meine JAK-Contemporaries lesen, lassen oft von meinen Historicals die Finger. Und VIELE Leser wollen nichts mit meinen Jayne Castle Büchern zu tun haben, weil sie Rahmenhandlungen mit paranormalen oder futuristischen Elementen nicht mögen.

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Wissen Sie, in wie viele Sprachen Ihre Bücher übersetzt werden?

Die genaue Zahl weiß ich nicht, aber ich weiß, dass es viele verschiedene sind, von Deutsch bis hin zu Japanisch! Ich denke, das sagt eine Menge über die Beliebtheit von Liebesromanen auf der ganzen Welt aus. Frauen aus allen möglichen Kulturkreisen fühlen sich von diesen Geschichten angesprochen. Das verrät meiner Ansicht nach, wie viel wir alle gemein haben.

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Wissen Sie, ob kürzlich Romane von Ihnen nach Deutschland verkauft wurden?

Viele meiner Amanda Quick-Bücher sind nach Deutschland verkauft worden, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Verkauf von WICKED WIDOW (mein jüngstes Amanda-Quick-Buch) schon abgeschlossen ist. Man könnte aber sicher bei meinem U.S. Verleger, Bantam Books, nachfragen.

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Mir hat Wicked Widow gut gefallen, aber ich habe mich die ganze Zeit darüber gewundert, dass Sie den Helden Artemis genannt haben, nach der griechischen Göttin der Jagd.

Der Name ist tatsächlich sehr selten in den Vereinigten Staaten. Verschiedene meiner "Wie soll mein Kind heißen?"-Bücher, die ich zur Recherche verwende, wiesen Artemis als männlichen Namen aus. Wie auch immer, nachdem das Hardcover von WICKED WIDOW erschienen war, stellte sich heraus, dass viele Leute Artemis für einen weiblichen Vornamen halten.
Ich habe meinen Verleger gebeten, die Schreibung des Namen zu ändern (vielleicht Artemas oder Artemus). Ich weiß nicht, ob sie das tun werden, aber eines habe ich daraus gelernt: Finger weg von ausgefallenen Namen! Von jetzt an werde ich mich an die alt bekannten, gewöhnlichen Namen halten.

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Die Leser in Deutschland sind besonders an Ihrem neuen historischen Liebesroman interessiert, weil er höchstwahrscheinlich auch hier veröffentlicht werden wird, da auch alle Ihre Historicals (bis auf die ganz frühen) auf Deutsch erhältlich sind. Können Sie uns etwas über SLIGHTLY SHADY erzählen?

SLIGHTLY SHADY ist ein weiterer Roman, der im englischen Regency spielt, aber er unterscheidet sich ein wenig von den bisherigen, insofern als es der Start einer Serie sein wird, in der es immer um dasselbe Paar gehen wird (Lavinia Lake und Tobias March). Sie sind Detektive in der Zeit des Regency. Keiner traut dem anderen vollkommen, aber sie müssen feststellen, dass sie bei gefährlichen Ermittlungen am besten zusammenarbeiten.

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Welches sind Ihre Lieblingsautoren?

Natürlich alle meine Freunde (und das ist eine lange Liste, einschließlich Elizabeth Lowell, Stella Cameron und Susan Elizabeth Phillips und noch viele mehr). Ich lese auch sehr gerne verschiedene Mystery-Autoren wie Janet Evanovich, Dick Francis und Elizabeth Peters.

 

Vielen Dank für das Interview

Ute-Christine Geiler

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letztes Update: 14.07.00
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