Pfingsten 1973 hatten die vier nordbayerischen Regionen Fichtelgebirge, Frankenjura, Main/Spessart und Mitte im Sauloch bei Coburg ein großes gemeinsames Pfingstlager veranstaltet. Die Idee dazu war auf einem der Kurse entstanden, die damals v. a. von den Regionsführungen der Regionen Frankenjura und Fichtelgebirge durchgeführt wurden. Auch zu der Regionsführung von Main/Spessart bestand ein guter Kontakt, da einige von ihnen am Woodbadge-Kurs des VCP am Ellershäuser See bei Schweinfurt teilgenommen hatten, die Regionsführung aus Mitte kannte Kurt Joa noch aus seiner Katzwanger Zeit.
Nachdem das Sauloch-Lager ein großer Erfolg gewesen war und die Sippenführer sich sehr gut verstanden hatten, war es fast selbstverständlich, künftig die Schulungsarbeit zusammenzufassen.
Aus der Erfahrung der Kurse wußten wir, daß es immer Themenbereiche gibt, die auf den Kursen nur angerissen werden können und einer Vertiefung bedürfen. Dazu zählen wir v.a. geistige und musische Themen, aber auch andere Bereiche, die sich speziell mit der Führung einer Sippe oder eines Stammes beschäftigen. Damit war die Idee zum Frankentreff Rockenbach geboren, obwohl es noch Monate dauern sollte, bis der Titel bei einem gemeinsamen "Spinnen" gefunden wurde.
Die Struktur war damit auch schon vorgegeben: Die Regionsführungen, die über Regionsräte den besten Kontakt zur Basis hatten, sollten die inhaltliche Verantwortung für die Frankentreff-Kurse tragen. Um eine gewisse Konstanz bei den teilnehmenden Stämmen zu erreichen, wurde das Abo-System eingeführt.
Im Mai 1974 fand dann der erste Kurs mit dem Titel "Feste Feiern" statt. In den folgenden Jahrzehnten haben viele Regionsführungen ihren Teil dazu beigetragen.
(Nach einem Text von Kurt Joa aus der Festschrift 20 Jahre Frankentreff Rockenbach)
Kurse mit Musik und Tanz, Theater und Geschichtenerzählen, Spiele für Drinnen und Draußen bilden von Jeher einen
Schwerpunkt im Frankentreff-Kursprogramm. Bei 33 Kursen in den ersten 20 Jahren war hier auch am meisten los:
Sei es bei "Mord auf der Wendeltreppe", "Herr Graf, es hat geklopft" oder "Mach bloß kein Theater", alles Kurse, von denen heute noch begeistert erzählt wird. Mit "Lieder und Spiele in der Gruppe" wurde bereits 1974 eine Tradition begonnen, die nahezu in jedem Jahr unter verschiedenen Namen ("Singen, Spielen, Volkstanzen", "Chorsingen und Volkstanz", "Handwerk und Gitarre") weiterlebt. Gerade in eine Zeit, in der Radio, Kassettenrekorder und Video zum konsumieren verleitet, wurde der Spaß am selber tun,
an Musizieren und Schauspielern, weitergegeben. Viele Sippenführer, die entsprechendes im Stamm als Sippling nicht erlebt hatten, wurden angeregt mit ihren Leuten neues und altes zu probieren. Gerade im Bereich Spiele kam so auch einiges in Frankentreff-Kurse zurück: Angeregt durch Spiele, die sie in einem Frankentreff kennenlernten,
erfanden Teilnehmer ein neues Spiel und brachten es zum nächsten Kurs (der eigentlich gar nichts mit spielen zu tun hatte) mit, um es weiterzugeben.
Die Trennung zwischen "musischen" und "handwerklichen" Kursen fällt schwer - ist doch bei den meisten handwerklichen Kursen der künstlerische, d. h. musische Aspekt nicht zu klein. Außerdem gab es immer wieder Kurse wie "Handwerk und Gitarre" oder "Drachen über Rockenbach", die sich so nicht in eine Schublade stecken lassen. Trotzdem sei hier zwischen den "musischen" (nicht anfassbar produktiven) und den mehr handwerklichen (den "bildenden Künsten") unterschieden.
Viele der handwerklichen Kurse gehen über das spontan in der Sippe Durchführbare erheblich hinaus. Techniken wie Buchbinden, Siebdruck oder Papierherstellung benötigen einfach erhebliche Vorbereitung. In den Kursen werden nicht nur die Arbeitstechniken erklärt und geübt, sondern auch Tips gegeben, wo man entsprechende Werkzeuge und Materialien erhalten kann. Viele Angebote wie "Schwarz auf Weiß" oder "Kontraste" zielen auch auf ältere Mitarbeiter in den Stämmen.
Insgesamt kann man wohl mindestens 15 Kurse in diesen Bereich einordnen.
In allen Frankentreff-Kursen ist es selbstverständlich vor und nach den Mahlzeiten zu beten und die eine oder andere Andacht vorzuereiten. Wozu also extra Kurse mit christlicher Ausrichhtung ? Nun es gibt mindestens zwei Gründe und daraus folgend auch zwei verschiedene Ausrichtungen von Kursen:
Zum Einen ist es teilweise recht schwierig, christliche Formen den Sipplingen nahe zu bringen. Wieviele Sippenführer sind schon gescheitert beim Versuch mit ihren Sipplingen eine Bibelarbeit zu machen ! In den kursen wie "Vom Sinn christlicher Feste" und "Geistliche Formen in der Sippe" wurden Beispiele gegeben, altersgerecht, spielerisch an diese doch recht schwierigen Themen heran zu gehen.
Nun kann aber nur der christliche Inhalte gut rüberbringen, der selber etwas mehr Überblick hat und im Glauben schon etwas gefestigt ist. "Etwas" deshalb, weil von 16 - 18-jährigen Sippenführern sicher keine theologische Ausbildung zu erwarten ist. Und genau hier setzt die zweite Art von Kursen an: Meditationskurse (insgesamt 7 in den ersten 20 Jahren !), Kurse mit theologischem Inhalt wie "Vom Wirken des heiligen Geistes" (1974) und thematische Kurse wie "Gentechnik und ethische Verantwortung" helfen den Teilnehmern, einen eigenen Standpunkt zu entwickeln.
An sich sind alle Frankentreff-Kurse für derzeitige oder zukünftige Führer gedacht. Die Kurse in diesem Bereich unterstützen diejenigen, die in Sippe und Stamm mit organisatorischen Problemen belastet sind. Insbesondere in der Anfangszeit des Frankentreffs gab es denn auch eien kurs mit dem Titel "Elemente und Gestaltung der Sippenstunde". Ähnliche Kurse folgten, u. a. auch Kurse wie "Die Führerrunde". Im Laufe der Jahre verschob sich der Schwerpunkt im Frankentreff-Kursprogramm dann eher zu Kursen mit punktuellen Themen: Kochkurse wie "Auch wir kochen nur mit Wasser" oder "Es muß nicht immer Gulasch sein", "Rockenbach Outdoor Action", "Haik, Orientierungslauf, Geländespiel" helfen Sippen- und Stammesführern. Gerade in letzter Zeit scheint der Wunsch nach "Kochrezepten" für Sippenstunden wieder aufzuleben: Wie 1993 und 1994 gibt es auch 1997 voraussichtlich wieder einen Kurs "1001 Sippenstunde".
"Feste Feiern" war der allererste Frankentreff-Kurs und "Feste Feiern" erlebte beim 5-jährigen Jubiläum einen Nachfolgekurs. Dabei wurde das Angenehme (selber feiern) mit dem Nützlichen (Wie organisiere ich ein Fest - für Kinder, für die Gemeinde, für den Stamm ?) verbunden.
Seit 1981 gibt es regelmäßig Kurse, die sich mit dem Selbstverständnis und der Geschichte der Pfadfinderarbeit befassen. Beginnend mit "Großfahrt und internationale Begegnung" und "Pfadfinder in den 80er Jahren" wurde das Pfadfindertum in den gesellschaftlichen und internationalen kontext gestellt. Mit Kursen im Bereich "Ökologie" und "Entwicklungspolitik", aber auch über "Neue Medien" wurde den teilnehmern der Blick über den eigenen Tellerrand der "Wald- und Wiesenhüpfer" erweitert.
Seit 1984 wurden in loser Folge Kurse über die Geschichte der christlichen Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Bayern und darüber hinaus durchgeführt. Zum Teil waren dabei auch Zeitzeugen aus BCP (Bund christlicher Pfadfinderinnen, einem Vorgängerbund des VCP) und CP (Christliche Pfadfinder, auch ein Vorgängerbund des VCP) - gerade bei diesen Kursen platzte das "alte" Rockenbach mit über 50 Teilnehmern fast aus allen Nähten.
Als Ergänzung zum Kursprogramm im Rockenbacher Schloß gibt es jedes Jahr den Technikkurs. Der Technikkurs gibt es schon seit 1976 (bei Hersbruck oder im Aufseßtal ?). Bis 1979 fand er dann auf dem ehemaligen Lagerplatz der Region Frankenjura bei Oberngrub in der Fränkischen Schweiz statt. In der Anfangszeit waren die Kurse geteilt in einen Technikkurs (für die "Anfänger") und einen Pionierkurs (u. a. mit Höhlenbesuch und Klettern). Ab 1980 wurden beide Teile zusammengelegt und der Technikkurs ging auf "Wanderschaft". Er war bei Rodach (1981), am Stiefvater (1982), am Kröhnhof bei Henfenfeld (1983-1985), bei Reutersbrunn/Ebern (1988), am Regelsberg bei Pleinfeld (1989), bei Rothmannsthal (1990), bei Möchs (1991) und von 1992 bis 1995 auf dem neuen Lagerplatz der Region Frankenjura bei Gräfenbergerhüll.
Die folgenden Kurse fanden danach statt: Affalterthal: 1997, Affalterthal: 1998, Gräfenbergerhüll: 1999, Sauloch: 2000, Breitenbrunn: 2001, Rothmannsthal: 2002, Christelried: 2003
Weitere Kurse in den folgenden Jahren und interessante Informationen stehen jetzt auf der Technikkurs-Seite.
Traditionell ist die Karwoche von Samstag bis Gründonnerstag Technikkurszeit.
Einige Schwerpunkte des Technikkurses sind:
In all den Jahren gab es verschiedene Konzepte:
Insgesamt bietet der Technikkurs die Möglichkeit alles das zu tun, was man sich in der Sippe auf Lagern wünscht, aber leider oft nicht traut. Vieles kennt man selber nur aus Büchern und will sich vor der eigenen Sippe nicht blamieren. Und am Technikkurs probiert man es dann zusammen mit anderen in ähnlicher Situation. Es gibt auch "Technikfreaks", die als Teilnehmer auf einen Technikkurs kommen, um Dinge mit anderen auszuprobieren, für die auf Lagern mit Programm zu wenig Zeit ist oder das Material fehlt. Der Technikkurs bietet auch die Möglichkeit des Ideen und Erfahrungsaustauschs.
In mancher Sippe weht nach einem Technikkurs ein frischer Wind !
Das Konzept mit der Einteilung in Kurssippen für die Gemeinschaftsaufgaben hat sich in den letzten Jahren bewährt. Jeden Tag ist eine andere Lagersippe mit Kochen, der Vorbereitung von Andachten und weiteren Lagerdiensten im Rotationssystem an der Reihe. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer weiß schon zu Beginn des Kurses, wann welche Gemeinschaftsaufgabe an der Reihe ist.
Die Einteilung für die Kurseinheit war bisher fast immer frei und oft war es schwierig eine vernünftige Gruppengröße zu erreichen. Teilnehmer kommen mit unterschiedlichen Erwartungen, die sie oft nicht in Worte fassen können und viele Entscheidungen wurden ihnen von den Kursteamern abgenommen.
Wir wollen dahin kommen, daß jede einzelne Teilnehmerin und jeder Teilnehmer den Kurs mitgestaltet, selbst Verantwortung auch für das Programm übernimmt. Die Teamer sollen sich einerseits als Sippenführer einer Kurssippe, andererseits als Teamer einer Kurseinheit in den Kurs einbringen und nicht ein Programm, vergleichbar einem Stundenplan in der Schule, durchziehen. Ob die Gruppe einer Programmeinheit sich aus Teilnehmern einer Kurssippe zusammensetzt oder aus mehreren ist oft nicht entscheidend. Beides hat seine Vorteile (z. B. Gruppenentscheidung welches Programm) und Nachteile (Kennenlernen und Austausch weitgehend auf die Kurssippe beschränkt).
© FEN 1997- Verbesserungsvorschläge an: FEN-Pfadfinderteam: Michael Kohlert und Holger Sickenberg |
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(http://www.fen-net.de/pfadfinder/ft/infos/anfang.html)