Die heutige Kursbuchstrecke (KBS) 850 von Lichtenfels nach Hof ist ein Teil der Ludwig-Süd-Nord-Bahn, der ersten bayerischen Staatsbahnstrecke von Lindau am Bodensee zur sächsischen Grenze bei Hof.
Nach der Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie in Deutschland im Jahre 1835 zwischen Nürnberg und Fürth folgten einige wietere, noch nicht zusammenhängende Linien. Als nächste Strecke in Bayern wurde 1841 die Verbindung von München nach Augsburg eröffnet.
Bald regten sich Stimmen, die eine Bahnlinie von Nürnberg zur Bayerischen Nordgrenze forderten. Dabei wurden verschiedene Endpunkte, z.B. Coburg und Hof, ins Auge gefaßt. Nachdm Privatinitiativen nicht zum Erfolg führten, übernahm der bayerische Staat das Projekt und erweiterte es zu einer für die damalige Zeit äußerst ehrgeizigen Vorhaben; einer Nord-Süd-Verbindung durch ganz Bayern, von Hof über Nürnberg und Augsburg nach Lindau. Dabei waren im Allgäu und im Bereich Fichtelgebirge/Frankenwald große Geländeschwierigkeiten zu bezwingen.
Die Strecke sollte jedoch nicht für sich allein stehen. In Augsburg bestand Anschluß an die München-Augsburger Eisenbahn. In Hof war die Verknüpfung mit der gleichzeitig gebauten sächsischen Fernbahn von Leipzig zur bayerishen Grenze vorgesehen.
Am 25. August 1844 wurde der erste Streckenabschnitt von Nürnberg nach Bamberg eröffnet. In den Folgejahren wurden weitere Teilabschnitte eröffnet, bis 1854 das Gesamtprojekt fertiggestellt war.
Die heutige Kursbuchstrecke 850, die ich in meinem Zusi-Projekt nachbilde, wurde in zwei Teilabschnitten in Betrieb genommen. Der Eröffnung der Strecke von Lichtenfels nach Neuenmarkt-Wirsberg am 15.10.1846 folgte am 1.11.1848 der Abschnitt von Neuenmarkt-Wirsberg nach Hof.
Nachdem die Linie durchgehend befahrbar war, nahm der Verkehr sehr schnell zu und bedeutende internationale Schnellzüge und Kurswagenverbindungen befuhren die Strecke.
Durch die Eröffnung der topographisch günstigeren Verbindungen München-Nü rnberg/Regensburg-Hof und der zwar ebenfalls anspruchsvollen, aber kürzeren Strecke Lichtenfels- Saalfeld standen konkurrierende Strecken zur Verfügung, die natürlich Auswirkungen auf die Bedeutung der Strecke hatten. Trotzdem blieb die Strecke Lichtenfels-Hof ein wichtiger Bestandteil des bayerischen Eisenbahnnetzes.
Einschneidende Wirkung hatte die Grenzziehung nach dem zweiten Weltkrieg, ein großer Teil des internationalen Verkehrs brach weg. In den folgenden Jahren sank die Bedeutung immer mehr. Zwischen Marktschorgast und Stammbach wurde das zweite Gleis abgebaut. Der Verkehr wurde immer weiter ausgedünnt. Zeitweise dachte man über eine Stillegung des besonders aufwendig trassierten Abschnitts zwischen Neuenmarkt-Wirsberg und Münchberg nach. In den 1990er Jahren verlor die Strecke ihre letzten Fernzüge und tauchte nur noch als Regionalverbindung im Kursbuch auf.
(wird fortgesetzt)
Lichtenfels, der Ausgangspunkt der Strecke, war früher ein bedeutender Bahnknoten mit eigenem Betriebswerk. Von der Ludwig-Süd-Nord-Bahn zweigte hier die Werrabahn über Coburg nach Eisenach ab. Durch die Grenzziehung nach dem zweiten Weltkrieg wurde diese Strecke unterbrochen und von Coburg bis zur Grenze abgebaut. Lichtenfels verlor viel von seiner Bedeutung für den Bahnbetrieb. Das Betriebswerk ist heute stillgelegt, existiert aber als Außenstelle des Verkehrsmuseums Nürnberg weiter. Lichtenfels ist heute ICE-Halt (BR 411) an der Linie München-Berlin, Verknüpfungspunkt der RE-Linien Cobur-Nürnberg (Doppelstockwendezüge mit der BR 111), Hof-Bamberg (Neigetechnik BR 612) und neu Lichtenfels-Saalfeld (ebenfalls BR 612). Weiterhin ist Lichtenfels Ausgangspunkt diverser Regionalbahnen, die im wesentlichen als Wendezüge mit der BR 143 oder als Triebwagen der BR 628 verkehren.
Die elektrifizierte Linie folgt dem Maintal und erreicht über den Haltepunkt Michelau mit einem Anschlußgleis zu einem Gewerbebetrieb und einem gesperrten Ladegleis den Bahnhof Hochstadt-Marktzeuln. Hier zweigt die elektrifizierte Frankenwaldbahn nach Saalfeld ab, während die KBS 850 ohne Fahrdraht weiter dem Maintal folgt. Bei der ehemaligen Blockstelle Horb ist links noch der Verlauf eines Bahndamms erkennbar. Hier zweigte ursprünglich die Frankenwaldbahn ab. Ab Hochstadt-Marktzeuln wird die Strecke nur von Zügen des Regionalverkehrs befahren.
Der nächste Halt, die Stadt Burgkunstadt, ist als Sitz des Baur-Versands bekannt. Nach dem Halt sieht man rechts eine der Hallen der Firma mit nur noch selten genutztem Gleisanschluß. Vorher, unmittelbar nach dem Bahnsteig zweigte ehemals ein Anschlußgleis zum Baywa-Lagerhaus und einer Maschinenfabrik ab. Im Gelände der Maschinenfabrik steht noch ihre Rangierlokomotive als Denkmal, ein als Schienenfahrzeug umgebauter Traktor. Auf der linken Seite liegt vor dem Personenzughalt der Güterbahnhof und der Anschluß eines landwirtschaftlichen Lagerhauses. Inzwischen sind die Gleise abgebaut, nachdem sie längere Zeit zum Teil durch Verschieben des Prellbocks auf die Weiche gesperrt waren.
Im weiteren Streckenverlauf folgt zunächst der Haltepunkt Mainroth. An der Verschwenkung der Streckengleise und einer ebenen Fläche neben den Gleisen erkennt man, daß hier ehemals mehr Gleise lagen. Im Bereich des Haltepunktes befinden sich die Signale einer im Selbstblockverfahren gesteuerten Blockstelle.
Im Bahnhof Mainleus ist das ehemalige Freiladegleis nur noch einseitig angeschlossen, die zweite Weiche wurde ausgebaut. Zusätzlich ist es mit Schwellenkreuzen abgesperrt. Das Anschlußgleis zur Kulmbacher Spinnerei ist abgebaut, sein Verlauf ist linksseitig noch erkennbar.
Es folgt der Bahnhof Kulmbach mit noch relativ umfangreichen Gleisanlagen, auch wenn hier der Rückbau schon deutlich zugeschlagen hat. Von rechts kommt in der Nähe des Einfahrsignals die ehemalige Strecke aus Thurnau heran, die noch als Anschluß zur Müllverladung dient. Von ihr zweigt auch der Anschluß zur neuen Verladeanlage der Großmälzerei ab, während das rechts parallel zur Strecke liegende alte Anschlußgleis zwar noch Verbindung zum Netz hat, aber nicht mehr genutzt wird. Im Bereich des Gü terbahnhofs liegt auch der Anschluß zur Kulmbacher Brauerei, ehemals Reichelbräu. Im Bereich des Güterbahnhofs wurden einige Gleise abgebaut oder verkürzt. Von der ehemaligen Containerumschlaganlage ist nichts mehr zu sehen. Die in Fahrtrichtung links liegenden Anschlußgleise zur Kulmbacher Brauerei (ehemals EKU), Mälzerei und einem Futtermittelhersteller wurden im Laufe des Jahres 2002 abgebaut. Nach dem Bahnübergang ist rechts noch die Trasse des Anschlußgleises zur abgebrochenen Sandlerbrauerei erkennbar. Auf freier Strecke zweigt links der Anschluß zum Brauereimuseum in der ehemaligen Mönchshof-Brauerei ab. Dieses wird im Sommer häufig von Sonderzügen des Deutschen Dampflokomotivmiseums befahren.
(wird fortgesetzt)