100 gereimte Fingerfertigkeiten von Dr. Wolfgang Frie

Vorwort des Autors

Nachwort Hinweis

Sortiert nach laufender Nummer


Der Dichter 01
Der Brief 02
Das Flugzeug 03
Das Auto 04
Der Berg 05
Der Strauch 06
Die Meise 07
Die Brücke 08
Der Vogel 09
Der Acker 10
Die Biene 11
Der Krug Bier 12
Der Denker 13
Der Forscher 14
Der Mensch 15
Der Konzernchef 16
Der Stadtrat 17
Der Boss 18
Der Regent 19
Der Beamte 20
Der Wähler 21
Der Fahrer 22
Der Pfarrer 23
Der Richter 24
Der Lehrer 25

Die Lehrerin 26
Der Kaufmann 27
Der Bäcker 28
Der Mime 29
Der Sänger 30
Der Clown 31
Der Sportler 32
Der Maler 33
Das Gemälde 34
Der Radler 35
Das Radiermaß 36
Der Rentner 37
Der Enkel 38
Die zwei Ärzte 39
Ein Irgendwer 40
Die Mannschaft 41
Das Taxi 42
Der Verein 43
Der Scherz 44
Der Chor 45
Der Gedanke 46
Die Feier 47
Die Nachtbar 48
Die Flut 49
Der Blitz 50

Das Feuer 51
Der Regen 52
Der Wind 53
Die Schlucht 54
Die Wolke 55
Der See 56
Der Strom 57
Der Garten 58
Der Zaun 59
Der Baum 60
Der Rasen 61
Der Rosenstrauch 62
Das Blatt 63
Der Krokus 64
Die Landschaft 65
Der "Erste Mai" 66
Der Gasthof 67
Der Spatz 68
Der Frosch 69
Der Hund 70
Der Hase 71
Das Osterei 72
Die treue Lampe 73
Die Wurst 74
Die Flasche 75

Der Füller 76
Das Kinderhäuschen 77
Die Uhr 78
Das Kissen 79
Das Fenster 80
Die Tür 81
Der Bahnhof 82
Der Ballon 83
Der Stern 84
Das Märchen 85
Das Gespenst 86
Der Plan 87
Das Cafe 88
Der Markt 89
Die Stadt 90
Die Kapelle 91
Die Zeche 92
Das Museum 93
Der Traum 94
Der Glaube 95
Der Reim 96
Der Text 97
Das Buch 98
Die Zeitung 99
Die Gedichte 100

Alphabetisch sortiert


Acker 10 Aerzte 39 Auto 04
Bäcker 28 Bahnhof 82 Ballon 83 Baum 60 Beamte 20 Berg 05
Biene 11 Blatt 63 Blitz 50 Boss 18 Brief 02 Brücke 08 Buch 98

Cafe 88 Chor 45 Clown 31
Denker 13 Dichter 01
Enkel 38 Erster Mai 66

Fahrer 22 Feier 47 Fenster 80 Feuer 51 Flasche 75 Flugzeug 03
Flut 49 Forscher 14 Frosch 69 Füller 76

Garten 58 Gasthof 67 Gedanke 46 Gedichte 100 Gemälde 34 Gespenst 86 Glaube 95

Hase 71 Hund 70
Irgendwer 40

Kapelle 91 Kaufmann 27 Kinderhäuschen 77 Kissen 79 Konzernchef 16
Krokus 64 Krug Bier 12

Lampe 73 Landschaft 65 Lehrer 25 Lehrerin 26

Maler 33 Mannschaft 41 Märchen 85 Markt 89 Meise 07 Mensch 15
Mime 29 Museum 93

Nachtbar 48
Osterei 72
Pfarrer 23 Plan 87

Radler 35 Radlermaß 36 Rasen 61 Regen 52 Regent 19 Reim 96
Rentner 37 Richter 24 Rosenstrauch 62

Sänger 30 Scherz 44 Schlucht 54 See 56 Spatz 68 Sportler 32
Stadt 90 Stadtrat 17 Stern 84 Strauch 06 Strom 57

Taxi 42 Text 97 Traum 94 Tür 81
Uhr 78
Verein 43 Vogel 09

Wähler 21 Wind 53 Wolke 55 Wurst 74
Zaun 59 Zeche 92 Zeitung 99



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Ein Vorwort
Ich habe beruflich als theoretischer Physiker in der Industrieforschung gearbeitet. Ein reales Problem in ein mathematisches Modell umzuwandeln, dieses Modell durchzurechnen und das Ergebnis dann in eine verwertbare "Lehre zum technischen Handeln" umzusetzen, dies erfordert eine gehörige Portion Phantasie. Hier trifft man sich mit anderen - auf den ersten Blick völlig verschiedenen - Bereichen. Sagen wir einmal so:
Ob man mit mathematischen Formeln jongliert, um naturwissenschaftlich-technische Probleme zu behandeln, ob man mit Worten jongliert, um Gedichte zu verfassen, oder ob man mit Akkorden jongliert, um Musik zu schreiben, all dies hat vieles gemeinsam.
Darum ist es wohl nicht verwunderlich, dass ich mich in allen drei Bereichen betätigt habe- In diesem Büchlein sind einige "gereimte Fingerfertigkeitsübungen" gesammelt. Vielleicht macht es Spaß, sie zu lesen.
Wolfgang Frie


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Der Dichter (01)
Da war einmal ein Dichter,
der tat sich etwas schwer.
Aufs Reimen war erpicht er,
erstrebte aber mehr.
Doch wollt's ihm nicht gelingen,
die Seele auszuwringen.

Ein Seelenschmerz, ein echter,
so was gelang ihm nicht.
Doch heiteres Gelächter
entstand durch manch Gedicht.
So fand er frohen Mutes:
Humor ist etwas Gutes!

So sei, was er getrieben,
hier einmal aufgeschrieben.

Der Brief (02)
Da war einmal ein Brief,
der lachte sich halb schief
und sprach mit viel Tamtam:
"Ich wiege zwanzig Gramm,
sodass ich noch ergänze:
ich bin genau die Grenze.
Was sagt da der Tarif? -
Ich lache mich halb schief!"


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Das Flugzeug (03)
Da war einmal ein Flugzeug
mit Staunen zu beschauen,
und es gab auch genug Zeug,
es darin zu verstauen:

Die Äpfel aus Australien,
aus Afrika die Weine,
die Blumen aus Italien,
vom Kap die Edelsteine.

Der Bonsai ist japanisch,
der Tee aus Asiens Zonen,
und südamerikanisch
sind unsre Kaffeebohnen.

Dann sind noch die Azoren
beliebte Urlaubsstätten.
Wir wären glatt verloren,
wenn wir kein Flugzeug hätten.

Das Auto (04)
Da war einmal ein Auto,
das bracht' uns ins Konzert.
Dort spielte jemand "Flauto".
Das war des Hörens wert.

Mit "Flaut" anstatt "Flöte"
fand ich den Reim der passt.
So fühl' ich mich wie Goethe
vom Dichterstolz erfasst.





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Der Berg (05)
Da war einmal ein Berg,
der lugte in die Gegend,
und Gottes Schöpfungswerk
fand er schon sehr bewegend.

Ja, selbst des Menschen Tun
konnt' ihn nicht sehr verdrießen,
klomm der nur hoch,
um nun die Ruhe zu genießen.

Doch macht sich jemand breit
mit Lärm und viel Getöse,
bedeutet dies schnell Streit,
denn dann wird er sehr böse

und schickt mit harter Miene
'ne passende Lawine.

Der Strauch (06)
Da war einmal ein Strauch,
der stellte etwas dumm sich:
"Was, blühen soll ich auch?"
und blickte schüchtern um sich.

Doch ringsum im Revier
stand alles voller Blüten.
Er sprach: "Das spar' ich mir!
Ich werde mich schön hüten!" -

Dem Gärtner war bald klar:
"Der Strauch ist mir nur Lücke!"
Er wartete ein Jahr,
dann schlug er ihn in Stücke.




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Die Meise (07)
Da war mal eine Meise,
die gab uns keine Ruh,
sang ihre Morgenweise
und sah beim Frühstück zu.

Sie hielt sich nicht verborgen.
Das war sehr nett von ihr.
Sie nickte: "Guten Morgen!
Bei euch gefällt es mir." -

So zog die Freundschaft
Kreise beim Menschen und bei Meise.

Die Brücke (08)
Da war mal eine Brücke
voll Hinterlist und Tücke.
So war sie leicht gebogen
und manchmal etwas glatt.
Schnell war man hingeflogen,
eh' man's vermutet hat.

Man wollte ohne Zieren
die Brücke renovieren.
Doch da war eine Lücke
dem Umbauplan zum Trutz.
Denn diese ganze Brücke
stand unter Denkmalschutz.


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Der Vogel (09)
Da war einmal ein Vogel,
der hielt die Zwitscherei
für Schwachsinn und Gemogel.
Denn er fand nichts dabei.

Er sagte: "Ich muss lachen!
Ihr meint, es mache Spaß?
Ich hätte mitzumachen?
Ich zwitschere euch was!"

Er ließ das Zwitschern sein
und blieb allzeit allein.

Der Acker (10)
Da war einmal ein Acker,
der hielt sich sehr in Zucht.
Er grünte brav und wacker
und brachte gute Frucht.

Doch dann - in hohem Maße
bekam er einen Schreck -:
Man baute eine Straße
quer über ihn hinweg.

Der Acker trotzt dem Diebe.
Er wich nicht der Gewalt
und drückt nun seine Triebe
durch Spalten im Asphalt.


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Die Biene (11)
Da war mal eine Biene,
der machte es Verdruss,
dass sie nur einem diene,
dem menschlichen Genuss.

"Ich soll den Honig sammeln,
der denen da gut schmeckt.
Danach kann ich vergammeln.
Das hat mich sehr erschreckt!" -

"Wer spricht denn von Ausbeutung?
Was denkst du, Biene, nur?
Du bist sehr von Bedeutung
im Haushalt der Natur.

Dein Sammeln und dein Mühen
bewirken offenbar,
dass all die Blumen blühen,
auch noch im nächsten Jahr." -

Drob war die Biene froh
Und meinte stolz: "Ach so!"

Der Krug Bier (12)
Da war mal ein Krug Bier,
der sprach: "Es ist fatal!
Recht lang' steh' ich nicht hier;
So ist das nun einmal.

Man schätzt mich jedenfalls,
und das ist mir ein Trost.
Setzt mich wer an den Hals,
sag' ich ergeben: "Prost!."










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Der Denker (13)
Da war einmal ein Denker,
der grübelte recht gern,
ein Hirnwindungsverrenker
mit Blick auf Pudels Kern.

So mancherlei Skurriles
hat er sich ausgedacht
fernab realen Zieles.
Doch hat es was gebracht?

Man sprach von den Ideen
und nannte ihn "Das Hirn".
Man nickte voll Verstehen
und tippte an die Stirn.



Der Forscher (14)
Da war einmal ein Forscher,
der war gescheit und klug.
Doch wurde immer morscher
die Basis, die ihn trug.

So mancherlei Effekte
hat er gekonnt studiert.
Doch was er so entdeckte,
hat niemand int`ressiert.

Man ließ ihn nicht verschnaufen
und hat ihn ausgelacht:
"Kann man denn auch verkaufen,
was du dir ausgedacht?" -

Der Forscher war ein guter
und dachte nach darob,
verkauft seitdem Computer
in einem Discountshop.


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Der Mensch (15)
Da war einmal ein Mensch,
der saß m seinem Heime,
sprach Griechisch, ja Athensch,
und fand, dass sich das reime.
So wurde er passabel
für Dichter akzeptabel.










Der Konzernchef (16)
Da war mal ein Konzernchef,
das Rückgrad im Betrieb.
Er war so schrecklich gern Chef
und hoffte, dass er's blieb.

Dem Aufsichtsrat zu dienen
war sinnvolles Gebot.
Sah er dort frohe Mienen,
war alles wohl im Lot.

Dass er nach der Belegschaft
und ihren Sorge sah,
Verstimmung aus dem Weg schafft,
auch dafür war da.

So trieb ihn das Gewissen
beständig hin und her.
Ob's schließlich ihn zerrissen,
das weiß ich jetzt nicht mehr.


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Der Stadtrat (17)
Da war einmal ein Stadtrat,
beherzt und unverzagt.
Er gab stets klar und glatt Rat,
hat man ihn was gefragt.

Er trat kaum in Erscheinung.
Das hat ihn nie verletzt.
Denn man hat seine Meinung
beachtet und geschätzt.

Man spürte seinen Willen
und seine Existenz.
So wirkte er im Stillen
als "Graue Eminenz".




Der Boss (18)
Da war einmal ein Boss,
erfüllt mit hohen Zielen,
und der es sehr genoss,
den großen Herrn zu spielen.

Wie er's gedacht, so geht's
dann auch im großen ganzen.
Denn jeder musste stets
nach seiner Pfeife tanzen.

Jedoch solch "Sologang"
bleibt nicht ganz ohne Schrammen.
Denn wird er einmal krank,
bricht alles schnell zusammen.

Wem macht es denn schon Spaß,
agiert er so besessen?
Auch andre können was.
Hat er das wohl vergessen?


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Der Regent (19)
Da war mal ein Regent,
human, gewandt und weise.
Er zog klug und dezent
politisch seine Kreise.

Gezänk und Streitigkeit
hat er geschickt vermieden.
Er war den Hader leid
und wollte eins nur: Frieden.

Mit aller seiner Kraft
hat er dafür gestritten.
Er hat es auch geschafft,
war dafür wohlgelitten.

Hier meint wohl mancher hart:
"Das kann es gar nicht geben.
Es ist nicht Menscherart.
Das gibt es nicht im Leben!" -

Was meinen die Euphoriker?
Fragt einmal die Historiker!

Der Beamte (20)
Da war mal ein Beamter.
Im Rathaus saß er nicht.
Aus der Regierung stammt er.
Dort tat er seine Pflicht.

Ihm ging's nicht um Parteien,
bestand da jeden Test.
Er war trotz Streitereien
Regierungswechselfest.

Er ward nie angefaucht:
Sein Können war gebraucht.









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Der Wähler (21)
Da war einmal ein Wähler
mit eisernem Gesicht.
Er sah fast jeden Fehler,
doch wählen ging er nicht.

Wer grade kandidierte
bei einer jeden Wahl
und wer dann reüssierte,
das war ihm ganz egal.

Gemeinsinn einzuimpfen,
bei ihm war's hoffnungslos.
Er wollte lieber schimpfen.
Darin war er ganz groß.

An allem rumzumeckern,
das fand er toll und schick.
Die andern zu bekleckern,
war für ihn "Politik".

Da war kaum was zu machen.
Es ist beinah' zum Lachen!

Der Fahrer (22)
Da war einmal ein Fahrer.
Man hat auf ihn gebaut,
denn zuverlässig war er.
Drum hat man ihm vertraut.

Mit manchem Prominenten
fuhr er quer durch das Land.
Auch einige Regenten
hat er erlebt, gekannt.

Inzwischen ausgeschieden
sitzt er bequem zu Haus,
ist mit sich selbst zufrieden,
denkt nach und ruht sich aus.







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Der Pfarrer (23)
Da war einmal ein Pfarrer,
und zwar ein ziemlich starrer.
Da er recht häufig grollte,
geschah meist, was er wollte.

Sein Ohr nie auf Empfang ging.
Nur er gab an, wo's lang ging.
Da war er etwas eigen
und hieß den Vorstand schweigen.
Ein Pfarrer hart wie Stahl:
So war er nun einmal.

Drum schaffen wir hier Klarheit:
In dem steckt wenig Wahrheit!
Es gilt in unsern Tagen:
Der Vorstand hat das Sagen,
bestimmt, was Sache sei;
der Pfarrer gibt klein bei.

Der Richter (24)
Da war einmal ein Richter,
der bildete sich ein,
als Streitigkeitenschlichter
ein großes As zu sein.

Ein hartes Urteil mied er
und suchte Kompromiss.
Aus diesem Grund entschied er
je nach Erfordernis.

Die Streitparteien fanden
dies oft als ziemlich schlecht.
Sie hatten's nicht verstanden
und wollten nur ihr Recht.

Die Ablehnungen trafen
den Richter irgendwie.
Er nahm nun Paragraphen
und hielt sich fest an sie.


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Der Lehrer (25)
Da war einmal ein Lehrer,
vom Bildungsdrang geprägt.
Als Wissensschatzvermehrer
hat er sich angelegt.

Er wollte wirklich gut sein,
zwar streng jedoch gerecht,
vor Streichen auf der Hut sein.
Doch das gelang ihm schlecht.

Den Streichen nicht gewachsen,
nahm alles seinen Lauf.
Er wich den frechen Dachsen
und gab die Stellung auf.

Die Schüler - kaum verlegen
und gar nicht sehr entsetzt -
erörterten verwegen:
"Wen ärgem wir denn jetzt?"

Die Lehrerin (26)
Da war mal eine Lehrerin,
die hielt den Streichen stand.
Als Störenfriedbekehrerin
war sie dann anerkannt.

Auch als Streitfragenschlichterin
ward ihr Erfolg geschenkt.
Zur "Arbeitsplatzverzichterin"
fand sie sich nicht gedrängt.

So war bald allen klar:
sie blieb stets, was sie war.






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Der Kaufmann (27)
Da war einmal ein Kaufmann,
der tat sich etwas groß
und sprach zum Stift: "Nun lauf man
und bring' die Waren los!"

Der Arme lief nach Norden,
nach Süd ist er gerannt.
Ob er sie losgeworden,
das ist mir nicht bekannt.








Der Bäcker (28)
Da war einmal ein Bäcker,
der buk recht gutes Brot.
Doch auch für Zuckerschlecker
war was im Angebot.

Mit Torten und Pralinen,
Gebäck und Marzipan
war er bereit zu dienen.
Das kam auch glänzend an.

Man rannte ihm die Tür ein,
nun als "Konfiserie".
Daher hielt er sich für ein
Universalgenie.

Fern aller Erdenschwere
regierte er sein Reich.
Das nennt man "Karriere"'
gleichsam als "Bonbonscheich".


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Der Mime (29)
Da war einmal ein Mime,
der hoffte auf Verehrung,
weil es sich so gezieme
zwecks Ansehensvermehrung.

Applaus sich zu erstehen,
war eine der Devisen,
und die, die ihn gesehen,
die spendeten ihm diesen.

Doch wurde bald verständlich,
dass er nicht überrasche,
bot er im Spiel letztendlich
stets nur die gleiche Masche.

So fiel zu seinem Kummer
auch der Applaus in Schlummer

Der Sänger (30)
Da war einmal ein Sänger,
die Stimme voller Kraft.
Er sang schon etwas länger,
stand also voll im Saft.

Mit seiner Stimme Stärke
hat er uns angeplärrt
und brachte viele Werke
aus Oper und Konzert.

Doch auch so manchen Schlager
reproduzierte er.
Dies war dann etwas mager;
es lag ihm wohl nicht sehr.

Draus folgt: Tu` deine Pflicht,
doch übernimm dich nicht!


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Der Clown (31)
Da war einmal ein Clown,
der machte sein Späße
mit sicherem Vertrau'n,
dass jede Pointe säße.

Kam mancher Gag nicht an,
weil kaum mehr einer lachte,
dann zwang's den guten Mann,
dass Neues er erdachte.

Denn man darf darauf bau'n:
Das kann ein guter Clown.




Der Sportler (32)
Da war einmal ein Sportler,
der lief recht lange schon,
war auch mal ein Rekordler
und liebte Marathon.

Er wusste aus Erfahrung,
was den Erfolg gebiert.
So war auch seine Nahrung
auf dieses Ziel fixiert.

Er wurde immer schmaler,
verlor so manches Pfund,
trieb's immer radikaler:
Er hielt es für gesund.

Denn weder prasst noch säuft er.
Ich glaub', noch immer läuft er.


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Der Maler (33)
Da war einmal ein Maler
mit Ehrgeiz, dessen Stil
nicht jedermann gefiel.
Jedoch das fand egal er.

So sprach er zu den Leuten,
wie es hier dargestellt,
so sehe er die Welt.
Daran sei nichts zu deuten.

Es ist zum Haareraufen.
Das Ganze ist fatal.
Der Maler sollte mal
sich eine Brille kaufen!




Das Gemälde (34)
Da war einmal ein Bild,
das nur sehr vage klarstellt,
was hier als Thema gilt
und was es denn nun darstellt.

Man sagt, es sei modern;
daran sei nicht zu rütteln.
Man schaut's von nah und fern,
um dann den Kopf zu schütteln.

Doch jemand bietet dir
die klärende Erkenntnis;
Den Laien fehle hier
das richtige Verständnis.

Wem ist es schon genehm,
dass man ihn so verachtet?
Drum wird das Bild seitdem
mit Hochachtung betrachtet.


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Der Radler (35)
Da war einmal ein Radler
- der Mensch, nicht das Getränk -,
der schwebte wie ein Adler
hoch über Weltgezänk.
Denn ihn berührte nur
die Schönheit der Natur.

Er radelte zum Spaße
mit lächelndem Gesicht.
Meist nahm er dann die Straße;
den Radweg nahm er nicht.
Wie mancher Gernegroß
hielt er's für würdelos.

Recht viel war er gefahren.
Dies blies die Lungen frei
und half ihm, Sprit zu sparen.
So war die Radlerei
der Kondition zum Nutz,
dabei auch Umweltschutz.

Das Radlermaß (36)
Da war einmal ein Radlermaß,
bestimmt für die, die radeln,
ein frischer, wunderbarer Spaß
für Buben und für Madeln.

Seitdem es die Promille gibt
und ein Gesetz deswegen,
ist dies Getränk rundum beliebt
der Sicherheit zum Segen.











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Der Rentner (37)
Da war einmal ein Rentner.
Der machte sich's bequem.
Er wog schon fast zwei Zentner,
und das war sein Problem.

Sich sportlich zu bewegen,
war keinesfalls sein Stil.
Sein Bäuchlein schön zu pflegen,
das war, was ihm gefiel.

Er wurde immer runder,
da er ja nicht viel tat.
Er hoffte wohl auf Wunder.
Weiß jemand einen Rat?

Der Enkel (38)
Da war einmal ein Enkel.
Der liebte seinen Opa.
Er ritt auf seinem Schenkel
fast quer durch halb Europa.

Doch neben "Hoppe-Reiter"
gab's einiges an Spielen,
die unbeschwert und heiter
dem Enkel stets gefielen.

Dem Opa war recht hold er.
Man sah's an den Gebärden,
und solch ein Opa wollt' er
bestimmt auch einmal werden.


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Die zwei Ärzte (39)
Da waren mal zwei Ärzte -
ich glaub', es war im Harz-.
Der eine gerne scherzte,
der andere sah schwarz.

Der gerne schwarz gesehen,
egal, was er verschrieb,
ihm konnte es geschehen,
dass er erfolglos blieb.

Doch der, der gerne lachte,
bestärkte Lebensmut.
Wenn dieser dann erwachte,
ging's bald dem Kranken gut.

Was vielen wohl unglaublich schien:
Auch der Humor ist Medizin.

Ein Irgendwer (40)
Da war mal irgendwer.
der war ganz einfach da.
Er gab nicht sehr viel her,
und niemand sprach: "Aha!''.

So zog er seine Spur
beherzt und wohlgemut,
und was ihm widerfuhr,
fand er korrekt und gut.

Großtun war nicht sein Stil,
das fiel ihm gar nicht ein.
Er hatte nur ein Ziel:
ganz einfach Mensch zu sein.




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Der Mannschaft (41)
Da war mal eine Mannschaft.
Der lag daran, dass man
viel Zuschauer heranschafft,
dass man kassieren kann.

Denn wenn man kreuz und quer rennt,
nicht Herz noch Lunge schont,
dem Fußball hinterher rennt,
hofft man, dass sich das lohnt.

So trieb die Mannschaft dort
recht lukrativen Sport.

Das Taxi (42)
Da war einmal ein Taxi.
Doch war der Fahrer fremd.
Der Umstand hat in praxi
den Ablauf sehr gehemmt.

Er kannte wenig Straßen,
hat sie stets neu entdeckt.
Das hat einigermaßen
die Kunden abgeschreckt.

Aus diesem Grunde war er
ein armer Taxifahrer.


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Der Verein (43)
Da war mal ein Verein
mit einem hehren Ziel:
Er wollte etwas sein,
das aller Welt gefiel.

Er suchte einen Gag.
Der fiel ihm auch gleich ein:
Er gab sich einen Zweck,
der war "Verein zu sein".

Bald hatten groß und klein
die Sonderheit entdeckt.
Denn hier war ein Verein,
der sich nur selbst bezweckt.

Für viele war dies doof
und komisch außerdem.
Doch mancher Philosoph
fand hier ein Denkproblem.

Der Scherz (44)
Da war einmal ein Scherz,
der gab nicht sehr viel her.
So sagte mir mein Herz:
"Humor ist etwas mehr!
Nicht, dass man brüllen kann,
aufs Lächeln kommt es an!".













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Der Chor (45)
Da war einmal ein Chor,
der war sehr groß im Singen.
Er nahm sich sehr viel vor
und hoffte auf Gelingen.

In seinem Tatendrang
umfasste die Offerte
nebst einfachem Gesang
Kantaten und Konzerte.

Jedoch hielt ihn in Trab
ein allgemeines Leiden:
Die Männer waren knapp.
Das machte ihn bescheiden.

Dass dieses Defizit
ein Handicap bedeute,
war klar. Das nahm ihn mit.
Jedoch er singt noch heute.

Der Gedanke (46)
Da war mal ein Gedanke,
der bohrte sich ins Hirn,
durchbrach so manche Schranke.
Man las es auf der Stirn.

Der Mensch griff ihn mit Händen
und mit gelindem Schreck.
Er wollte ihn verwenden,
doch da war der schon weg.











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Die Feier (47)
Da war mal eine Feier,
die gab sich ziemlich flott.
Sie webte einen Schleier
aus Ironie und Spott.

So manches Witzwort jagte
bewundernd durch den Bau.
Was einem nicht behagte,
zog man durch den Kakao.

Da drang aus mancher Kehle
ein Spott- und Hohngeschrei.
So machte man die Seele
von Frust und Arger frei.

Dies Wohlgefühl begoss man
mit Wein, mit Schnaps und Bier.
So hochgestimmt beschloss man;
Das wiederholen wir!

Die Nachtbar (48)
Da war mal eine Nachtbar,
die war nicht allzu achtbar.
Von mancherlei Gemunkel,
und was sich sonst so tat,
blieb vieles doch recht dunkel,
und das war wirklich schad'.

Denn ein paar schöne Stunden
in netter Freunde Runden
sind schließlich etwas Gutes.
Wenn's uns zum Feiern drängt,
ist's angebracht, man tut es.
Denn man kriegt nichts geschenkt.

So ist auch eine Nachtbar
wohl positiv betrachtbar.




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Die Flut (49)
Da war mal eine Flut
mit Macht hereingebrochen.
Doch meinte sie es gut.
Sie plante es seit Wochen.

Sie kriegte den Bescheid:
"Wir dursten schon seit Tagen.
Die große Trockenheit
ist kaum noch zu ertragen!

Uns geht es ziemlich schlecht.
Die Lage wird stets krasser!"
Da sprach die Flut: "'s ist recht!
Ich schicke euch mal Wasser."

So nahm die Überschwemmung
recht kraftvoll ihren Lauf.
Man bat die Flut um Hemmung
und rief bestürzt: "Hör' auf!".

Die Flut war tief beleidigt
und hat erzürnt gegrollt,
hat wortreich sich verteidigt:
"Ihr wisst nicht, was ihr wollt !" -

Und mit erzürntem Blick
zog sie sich dann zurück.

Der Bltz (50)
Da war einmal ein Blitz.
Den wollte man wohl zähmen.
Er hielt das für 'nen Witz:
"Ihr solltet euch was schämen!" -
Er ließ sich nicht bedrängen
und trotzte allen Zwängen.

So tobte er sich aus
bei Regen und Gewittern
und ließ bei dem Gebraus
die Menschenwelt erzittern.
Er wollte halt dabei sein.
Das nannte er dann "Frei Sein".















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Das Feuer (51)
Da war einmal ein Feuer.
Es sprach: "Du meine Güte!
Das wird ein Abenteuer,
wenn ich so richtig wüte."

"Doch meistens bin ich niedlich,
wenn ich von morgens frühe
bis abends spät still-friedlich
im Kachelofen glühe."

"Behandelt mich vernünftig
und niemals ungezogen!
Dann bleibe ich auch künftig
euch dienstbar und gewogen."



Der Regen (52)
Da war einmal ein Regen,
der goss und goss und goss,
sodass ein Strom auf Wegen
und Feldern abwärts schoss.

Das Nass floss immer schneller
mit ziemlicher Gewalt,
und nur in manchem Keller
war Platz für einen Halt.

Auf manchem Bauernhofe
war vieles in Gefahr,
nah einer Katastrophe.
was es dann wohl auch war.

So lob' ich mir deswegen
den sanften Nieselregen.


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Der Wind (53)
Da war einmal ein Wind.
Der wehte sanft und lind.
Ihm lag nicht viel am Fauchen:
Er ließ sich nicht missbrauchen.

Denn ihm war ziemlich klar,
wie schlimm ein Sturm oft war,
und dachte mit Empörung
an Chaos und Zerstörung.

So blieb er frohgesinnt
ein sanfter Säuselwind.







Die Schlucht (54)
Da war mal eine Schlucht.
Die war schon eine Wucht!
Denn an den Seiten stand
manch steile, hohe Wand.

Dass auf dem Grund ganz tief
ein schmaler Pfad verlief,
ward nur sehr schwer entdeckt.
So gut war er versteckt.

Das Wandern drunten fand
so mancher imposant.
Doch das Gekletter war
nicht ganz ohne Gefahr.

Denn kam ein Regenguss,
ward schnell die Schlucht zum Fluss.
Nahm man dann nicht Reißaus,
kam man kaum heil nach Haus.


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Die Wolke (55)
Da war mal eine Wolke,
die hing in lichten Höh'n
hoch über allem Volke,
weißduftig zart und schön.

Sie zog ganz majestätisch
am Himmelszelt daher.
Doch stand man auf vom Nähtisch,
dann sah man sie nicht mehr.



Der See (56)
Da war einmal ein See,
lud lächelnd uns zum Bade,
rief, wenn man's übergeh',
dann wäre das sehr schade.

Man hat ihm dann erklärt,
die Wendung sei von Schiller.
Dies war vielleicht verkehrt,
denn er ward immer stiller.

Er lag nun da herum
verschwiegen, lautlos, stumm.


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Der Strom (57)
Da war einmal ein Strom.
Der war fast ein Phantom.
Er saß in aller Herzen
und war kaum auszumerzen.

So prägte "Vater Rhein"
als "Deutscher Strom" sich ein
und Teil der deutschen Sphäre,
der niemals Grenze wäre.

Als völkisches Symbol
erwies er sich als hohl,
doch blieb fern der Gigantik
ein Schmuckstück der Romantik.



Der Garten. (58)
Da war einmal ein Garten,
der gab sich redlich Mühe
und konnt` es kaum erwarten,
dass er im Glanz erblühe.

Er schenkte Blumen Nahrung,
nebst Sonne auch den Schatten;
denn er weiß aus Erfahrung,
dass sie dies nötig hatten.

So schuf er zur Gestaltung
und alle Kräfte startend
die Blütenprachtentfaltung,
ein "Danke-Schön" erwartend.

So lasst uns diesem armen Tropfen
symbolisch auf die Schulter klopfen!


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Der Zaun (59)
Da war einmal ein Zaun.
Man wollte zur Begrenzung
und Sicherheitsergänzung
durch ihn ein Hemmnis bau'n.

Er sprach: "Was ist mein Nutz?
Ich kann in allen Fällen
Ja nicht mal richtig bellen!
Wie biete ich da Schutz?"





Der Baum (60)
Da war einmal ein Baum,
der stand "wie eine Eiche".
Man überlegte kaum,
welch Alter er erreiche.

Sein Wuchs war sehenswert,
war edel und bewegend.
So wurde er geehrt
als Wahrzeichen der Gegend.

Es trafen an dem Ort
sich manche jungen Paare. -
Wir hoffen, er steht dort
noch viele, viele Jahre.


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Der Rasen (61)
Da war einmal ein Rasen
im Glanz des Sonnenlichts.
Er war wie flachgeblasen,
war kurz und grün, sonst nichts.

Dem Rasen war's zu öde.
Da war nicht einmal Moos.
Er fand sich ziemlich blöde
so kahl und blumenlos.

Dann ward aus Kostengründen
die Pflege reduziert.
Jetzt konnt' der Rasen künden:
"Nun wird mein Frust halbiert."

Er hat dann Spott vergießend,
jedoch darob beglückt
die Freiheit recht genießend
mit Blümchen sich geschmückt.

Der Rosenstrauch (62)
Da war einmal ein Rosenstrauch.
Der trug sehr schöne Blüten.
Doch spitze Dornen gab es auch.
Davor galt's sich zu hüten.

Man widmete ihm manches Lied:
Eins war sogar von Goethe.
Meist ging's um Schmerz, den man nicht sieht
und süße Liebesnöte.

Genießt, wenn euch die Rose lacht,
und bleibt dafür empfänglich!
Denn ihrer Blüten Farbenpracht
ist leider sehr vergänglich.





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Das Blatt (63)
Da war einmal ein Blatt
an einem Baum am Zaun.
Es war es einfach satt,
wenn's blüht, nur zuzuschau'n.
Es machte deshalb schlapp
und fiel ganz einfach ab.
















Der Krokus (64)
Da war einmal ein Krokus
mit komischem Humor.
Er machte Hokuspokus
und spielte uns was vor.

So war bös von Gemüt er,
ein ziemlich falsches Stück.
Denn meinte man: "Bald blüht er!",
dann hielt er sich zurück.

Manchmal erschien er früher.
Doch stets zu Spott bereit,
war er auch "Späterblüher"
und ließ sich reichlich Zeit.

Dann wurde er vernünftig,
ja beinahe normal.
Er ließ das Necken künftig,
doch da war's uns egal.

Er ward nun zwar betrachtet,
doch weiter nicht beachtet.


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Die Landschaft. (65)
Da war mal eine Landschaft,
die suchte immerdar
mit jedermann Bekanntschaft,
weil sie so heiter war.

Es kamen viele Leute
zu ihr von nah und fern.
Das Flair, das sie verstreute,
das hatten alle gern.

So wurde diese Landschaft,
die viele angeregt,
in seelischer Verwandtschaft
geschützt, gehegt, gepflegt.

"Der Erste Mai" (66)
Da war mal "Erster Mai".
Er war zwar schön und klar,
doch fand man nichts dabei:
Ihn gab's ja jedes Jahr.

Man lief durch Feld und Hag
beschwingt und unverzagt.
Dann wurde dieser Tag
für diesmal abgehakt.






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Zu den Gedichten


Der Gasthof (67)
Da war einmal ein Gasthof
fernab bei Wald und Teichen.
Der Wirt hielt ohne Rast Hof,
um Gutes darzureichen.

Er bot stets nur das Beste
von Wildschwein und Kapaunen.
Da kamen viele Gäste,
um all das zu bestaunen.

So hat er Ruhm erworben
im Herzen vieler Leute,
und ist er nicht gestorben,
dann wirkt er wohl noch heute.












Der Brief (68)
Der Spatz.
Da war einmal ein Spatz
mit Namen Oskar-Dieter.
Der hielt schnell einen Schwatz
mit seinem Nebenmieter.

"Man nimmt mir alles weg",
beklagte trüb sich dieser,
"und mir bleibt nur der Dreck!
Mir wird schon mies und mieser!"

"Das ist hier so der Brauch.
Da kannst du schon im Pech sein.
Jedoch du lernst es auch.
Du musst nur richtig frech sein!

Beherzige den Satz -
ich geb' ihn dir als Stichwort -,
"Üb' Frechsein wie ein Spatz!' !
So lautet ja das Sprichwort."

Der Nachbar hat seitdem
gelernt aus der Erfahrung.
Er lebt nun recht bequem
und vollgestopft mit Nahrung.


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Der Frosch (69)
Da war einmal ein Frosch.
Es meinte, wer ihn sah,
dass er schon längst verlosch,
so ruhig saß er da.

Dass dies ein Irrtum war
und noch was ich ihm stak,
das wurde schließlich klar,
denn plötzlich rief er: "Quak!".





Der Hund (70)
Da war einmal ein Hund,
und da war auch sein Herr.
Der wollte Ruhe und
kein ständiges Gezerr.

Er sprach: "Bewach' das Haus,
Im übrigen sei still!
Ich führ' dich dann auch aus.
Doch sonst tu', was ich will!" --

Dem Hunde war dies klar,
denn er war ziemlich schlau.
Doch seine Antwort war
ganz einfach nur: "Wau-wau!".


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Der Hase (71)
Da war einmal ein Hase.
Der wurde etwas grob:
Ihn störte das Gerase,
das man ihm unterschob.

"Ich renne keinem Igel
im blöden Wettstreit nach
Dies dumme Aufgewiegel
verschafft mir Ungemach."

"Ihr macht durch dies Getue,
dass ich mich ärgern muss.
Ich möchte meine Ruhe,
und damit Basta! Schluss!".



Das Osterei (72)
Da war einmal ein Ei,
das war ganz einfach da.
Es hieß, dass Ostern sei.
Da meinte es: "Ach ja?".

So fragte man entsetzt:
"Bist du nicht auch entzückt?
Wie hältst du es denn jetzt?
's wird Zeit, dass man dich schmückt.

Wenn alles festlich strahlt,
bist du ja auch dabei.
Gekocht und angemalt
wirst du ein 'Osterei'." -

So ist dies Ei indessen
gepellt und aufgegessen.


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Die treue Lampe (73)
Da war mal eine Lampe
in nutzbestimmten Stil,
erhellte eine Rampe,
damit dort niemand fiel.

Ob man sie wohl recht schätzte,
war, was sie still ertrug.
Dass niemand sich verletzte,
das war ihr Lohn genug.

So tat sie ihre Pflicht.
Nach andrem sah sie nicht.

Die Wurst (74)
Da war mal eine Wurst
so recht zum Zungeschnalzen.
Sie machte auch viel Durst,
denn sie war gut gesalzen.

So hatten auch die Brauer
hier Nutzen auf die Dauer.






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Die Flasche (75)
Da war mal eine Flasche
mit einer eig'nen Masche:
Sie blieb ganz in der Nähe,
dass man sie auch erspähe
und ja nicht übersähe,

damit sie auf dem Wege
Aufmerksamkeit errege. -
Zwar hat man sie betrachtet,
doch weiter nicht beachtet,
auch nicht nach ihr geschmachtet.

So war es ihr willkommen,
als jemand sie genommen,
um sich dann umzuwenden,
die Flasche in den Händen
sich einen Schluck zu spenden.

Das war für sie ein Trost,
und fröhlich rief sie, "Prost!".

Der Füller (76)
Da war einmal ein Füller,
der war ein Kavalier.
Er brachte manchen Knüller,
manch Scherzwort zu Papier.

Doch einer scharfen Spitze
lieh er niemals sein Ohr,
und dass er Gift verspritze,
das kam bei ihm nicht vor.

Er mied das Stirnerunzeln,
er war aus andrem Holz.
Es lag ihm mehr am Schmunzeln,
und darauf war er stolz.







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Das Kinderhäuschen (77)
Da war einmal ein Häuschen
aus Holz, zum Spiel gedacht.
Der Reni und dem Kläuschen
hat es viel Spaß gemacht.

Aus Reni ward Renate,
aus Kläuschen wurde Klaus.
So dient die kleine Kate
nun als Gerätehaus.





Die Uhr (78)
Da war mal eine Uhr,
die gab sich etwas eigen.
Ihr Daseinszweck war nur,
die rechte Zeit zu zeigen.

Wer meinte, dass sie schmückt,
das Handgelenk verschöne,
den hielt sie für verrückt,
als ob man sie verhöhne.

So war ihr allezeit
nur an dem Zweck gelegen.
Wir - kompromissbereit -
entgegnen: "Meinetwegen!".


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Das Kissen (79)
Da war einmal ein Kissen,
das lag da irgendwo.
Es wollte gerne wissen:
"Was soll ich denn hier so?" -

Man sagte ihm, es diene
nur einem Zweck allein
und zwar, mit froher Miene
bequem und weich zu sein.

Es seufzte da
nur noch: "Na ja!".

Das Fenster (80)
Da war einmal ein Fenster.
Wenn man hindurchgelugt,
sah man sogar Gespenster,
die nächtens dort gespukt.
Auch bot sich ein begrenzter
Blick auf zum Himmelszelt.
So diente dieses Fenster
als Tor zur weiten Welt.





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Die Tür (81)
Da war mal eine Tür,
die ging nur auf und zu.
Sie konnte nichts dafür:
Es war ihr ganzer Clou.

Sie sann: "Was kann ich tun,
damit man mich auch mag?",
und grüßte jeden nun
mit einem "Guten Tag!".





Der Bahnhof (82)
Da war einmal ein Bahnhof.
Doch gab's da keine Reisen.
Dort hielt der Löwenzahn Hof
an Schwellen und an Gleisen.

Er war längst aufgegeben
und diente keinem Zwecke.
Er fristete sein Leben
an stillgelegter Strecke.

So steht er da noch heute,
verborgen hinter Hecken,
und wartet auf die Leute,
die seinen Charme entdecken.


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Der Ballon (83)
Da war mal ein Ballon.
Bei schönem Sommerwetter
war wieder Hochsaison
für's "in-die-Luft-Gekletter".

Wenn man da überlegt,
ist man sich schnell im Klaren,
wie sich das Ding bewegt.
Der Fachmann nennt dies "Fahren".

Man sieht, was da passiert
und dass man dies mit Gas macht,
so dass man kommentiert:
"Na ja, wenn's denen Spaß macht!"









Der Stern (84)
Da war einmal ein Stern.
Der leuchtete uns gern.
Doch wieviel Zeit verstreicht,
bis uns sein Licht erreicht,
Das hat ihn irritiert
und auch wohl fasziniert.

Er dachte sich: "Mein Licht
nützt leider jenen nicht,
die jetzt den Erdenball
bewohnen überall.
Denn kommt es ihnen nah',
dann sind sie nicht mehr da.

Doch warum findet's statt,
wenn's keinen Nutzen hat?
Das beste wird es sein,
ich spare mir den Schein.
Jedoch das darf ich nicht,
denn es ist meine Pflicht!" -

So strahlte er behende
bis an sein Daseinsende.


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Das Märchen (85)
Da war einmal ein Märchen,
das einem andern glich
fast bis zum letzten Häärchen.
Das gab ihm einen Stich.
Denn ihm lag ziemlich viel
am eigenen Profil.

Es hatte sehr gelitten
ob dieser Konkurrenz
und fühlte sich beschnitten
in seiner Existenz.
Es sagte sich: "Was nun?
Ich muss da etwas tun!" -

"Da kommt mir grad ein Schnäppchen,
denn Änderung tut not:
Ich nehm' ein blaues Käppchen
und nenne 'Blaubart' rot.
Das Geißlein wird zum Schaf,
und 'Max' ist lieb und brav.

"Der Wolf wird leicht zum Tiger,
Schneewittchen ist ein Star,
der Drache ist ein Flieger,
und nichts ist mehr, wie's war!
So bin ich 'runderneut',
und das ist was mich freut".

Das Gespenst (86)
Da war mal ein Gespenst
bemüht, dass man es sähe
und das du sicher kennst,
wohnst du in seiner Nähe.

Es spukte frisch und keck
bei mancher Übernachtung.
Doch lag ihm nichts am Schreck,
es wollte nur Beachtung.

So ward manch Ulk verübt
in Geisteratmosphäre.
Es hätte uns betrübt,
wenn's weggeblieben wäre.















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Der Plan (87)
Da war einmal ein Plan,
der war schon sehr spontan.
So ward er korrigiert,
bevor er ausgeführt.

Man quälte sich schon sehr
und plante hin und her.
Es blieb dann bei dem Plan:
es wurde nichts getan!

Das ist des Planers Leiden:
Man muss sich auch entscheiden!

Das Cafe (88)
Da war mal ein Cafe.
Das stand in einer Vorstadt.
Dort fand eine Soiree
mit Blasmusik und Chor statt.

Dem Cafetier war dies
fast eine große Ehre,
weil es ihn hoffen ließ,
dass man auch was verzehre.

Jedoch bekam man hier
nicht Wein und auch kein Bier.


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Der Markt (89)
Da war einmal ein Markt,
der meistens schon recht toll war.
Ihm drohte der Infarkt,
weil es da oft sehr voll war.

Er spürte: "Das Problem
ist keinesfalls zum Lachen.
Es ist recht unbequem,
jedoch was soll ich machen?"

"Da kommt mir in den Sinn:
Kein Grund, dass ich entsetzt bin!
Ich nehm's als Pluspunkt hin,
dass ich so sehr geschätzt bin." -

Die Stadt (90)
Da war mal eine Stadt,
von Feldern rings umgeben.
Die setzte selbst sich matt
durch eifriges Bestreben,
fast grenzenlos zu wachsen
und andre solche Faxen.

Der Stadtkern war fast leer.
Geschäfte gingen laufen.
Man konnte bald kaum mehr
im Zentrum etwas kaufen.
Das Fazit dieser Schritte:
die Großstadt ohne Mitte.


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Die Kapelle (91)
Da war mal 'ne Kapelle,
die sah den Menschen zu:
"Ihr Streiten und Getu`;
ihr Schimpfen und Gebelle,
was soll all das bedeuten?
Ich hab' es nicht geglaubt!" -
Sie schüttelte das Haupt,
und man vernahm ihr Läuten.






Die Zeche (92)
Da war mal eine Zeche,
die lag im Ruhrgebiet.
Im Augenblick der Schwäche
sang man ihr Abschiedslied.

Man sagte eigenwillig,
es gebe sowieso
bequem und auch recht billig
die Kohle anderswo.

Das hat den Kumpeln allen
nicht ins Konzept gepasst.
So dienen diese Hallen
nun als "Kulturpalast".


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Das Museum. (93)
Da war mal ein Museum,
gefüllt mit manchem Alten.
Postiert auf Linoleum
konnt's seinen Charme entfalten.

Denn es war ja sehr wichtig,
dass man auch offenbare,
was man gekonnt und richtig
gesammelt all die Jahre.

So war's Museum schließlich
in wohlgeplanter Dichte
belehrend und ersprießlich
ein Abriss der Geschichte.

Der Traum (94)
Da war einmal ein Traum,
der sacht und leise bohrte.
Der Schläfer merkte kaum,
dass da etwas rumorte.

Ein Traummann warf mit Matsch
und rief: "Das ist die Strafe!".
Doch brummte der: "So'n Quatsch!
Ich weiß doch, dass ich schlafe."

Bei dieser Sicherheit
war ihm am Traum nichts magisch.
Er fühlte sich befreit
und nahm ihn gar nicht tragisch.


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Der Glaube (95)
Da war einmal der Glaube
an all das Gute, Schöne,
auch an die Friedenstaube
und ihre Harfentöne.

Doch waren wir vor Zeiten
schon komische Geschöpfe.
Denn wegen Nichtigkeiten
zerschlug man sich die Köpfe.

Der Grund, dass man empört war,
war meist recht unterschiedlich.
Wenn alles dann zerstört war,
dann war man wieder friedlich.

Schnell war man guter Dinge
und freute sich bei Hofe.
Wer dem nicht traut, der springe
zurück zur ersten Strophe.

Der Reim (96)
Da war einmal ein Reim,
der war so einfach nicht.
Er wollte wieder heim
ins passende Gedicht.

Er eilte Stück für Stück
durchs Land verstört und brav,
bis er zu seinem Glück
den rechten Partner traf.

Sie fanden gut gefügt
in einem "Machwerk" Platz.
Dort liest man sie vergnügt
als heiter-schräger Satz.






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Der Text (97)
Da war einmal ein Text,
der war sich einerlei.
Denn er war wie verhext:
Er blieb nie fehlerfrei.
So mancher Zungenbrecher
kam in den Zeilen vor,
so dass des Textes Sprecher
sehr viel an Schwung verlor.

Des Textes Phrasenschwall
war vielen nicht genehm.
Man hielt ihn überall
für reichlich unbequem.
Um dieses zu vermeiden,
hat er sich korrigiert,
gab sich seitdem bescheiden
und nicht mehr so geziert.

So ließ er sich besehen,
zitieren und verstehen.

Das Buch (98)
Da war einmal ein Buch,
das lag sehr auf der Lauer,
dass man nicht lange such'.
Es wurde langsam sauer
und sprach: "Du dummes Wesen,
fang endlich an zu lesen!" -

Doch nach recht langer Zeit
ist es zum Ziel gekommen.
Denn schließlich war's soweit:
Es wurde aufgenommen.
Da sagte es: "Na endlich!",
und das ist wohl verständlich.









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Die Zeitung (99)
Da war mal eine Zeitung
mit merklicher Verbreitung,
der war daran gelegen,
statt Ärger zu erregen,
Beachtung dem zu zollen,
was viele lesen wollen.

So hatte sich ergeben
als oberstes Bestreben,
die Leser zu verschonen
mit den Informationen,
die sie zu sehr erschüttern,
erregen und verbittern.

So brachte sie nur Leichtes,
Belangloses und Seichtes.
Man las und fand: "Da war nichts,
an Nachrichten fast gar nichts." -
So nannte man im Städtchen
die Zeitung nur "Das Blättchen".

Die Gedichte (100)
Da waren mal Gedichte,
zum Übungszweck erdacht,
gereimte Leichtgewichte,
vergnüglich dargebracht.

Der diese fabrizierte,
erhoffte sich dabei,
dass, was er fabulierte,
Anlass zum Schmunzeln sei.

Er sitzt in seinem Heime,
schaut sich leicht zaghaft um
und widmet seine Reime
dem werten Publikum.







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Nachwort
Ob Ernstes oder Seichtes,
ich mein': Für diesmal reicht es!








Hinweis
Vom Autor im Eigenverlag herausgegeben

Die Natur schmunzelt mit

Gereimte Plaudereien über die Technik
Mancherorts liegt man zur Zeit
mit der Technik arg im Streit.
Doch man dämpft zu harten Stil,
bringt man den Humor ins Spiel.
Dieses Buch sucht zu den Fragen
lächelnd etwas beizutragen.

Copyright: Dr. Wolfgang Frie


Erlangen virtuell

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